An der Zukunft des alten Krankenhauses und dem ehemaligen Büttner-Bräu-Areal scheiden sich die Geister. Die Vorhaben von Bürgermeister Thomas Helbling und der Mehrheit im Stadtrat stehen gegen die Vorstellungen einer Bürgerinitiative (BI), die zum Erhalt des alten Krankenhauses und zur Verhinderung der Ansiedlung weiterer Märkte Bürgerbegehren gestartet hat. Bisher sind mehrere Artikel erschienen, in denen die beiden Parteien ihre Positionen getrennt voneinander dargestellt haben.
Um die Argumentationen besser miteinander vergleichen zu können, hat diese Redaktion im nachfolgenden Artikel gleichlautende Fragen an den Bürgermeister und die BI gestellt, die gleichzeitig veröffentlicht werden. Als Vertreter der Bürgerbegehren haben Daphne Hanika-Merz, Reinhard Mell von Mellenheim und Peter Picciani geantwortet.
Was sagt die Immobilien Bayern?
Eines sollte man vielleicht noch vorausschicken: Wie die Redaktion jetzt vom Geschäftsführer der Immobilien Freistaat Bayern erfahren hat, sind auf der Suche nach einem geeigneten Standort für die Behördenverlagerung Finanzamt Nürnberg-Süd 14 Grundstücke in Bad Königshofen überprüft worden. Lediglich das ehemalige Krankenhausareal wird derzeit baufachlich näher untersucht. Dort werden ausschließlich zwei Neubauvarianten geprüft. Eine Integration des alten Gebäudes wird demnach nicht in Betracht gezogen. Bei einer Variante könnte das Sandsteingebäude stehen bleiben.
Frage: Was soll mit dem alten Krankenhausbau und dem ehemaligen Isolierbau aus Sandstein geschehen?
Bürgermeister Thomas Helbling: Die Gebäude sollen für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Stadt abgerissen werden.
Bürgerinitiative (BI): Diese vor 120 Jahren aus hochwertigem, beständigem Baumaterial errichteten Gebäude sollen erhalten bleiben. Sie sollen möglichst bald gegen Witterung und Vandalismus gesichert werden, das heißt provisorisches Abdichten von Dach und Fenstern.
Warum sind Sie für diese Lösung?
Helbling: Der Stadtrat beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit der Entwicklung des brach liegenden Grundstücks. Es gibt keine sinnvollen Entwicklungsmöglichkeiten ohne den Abriss der alten Gebäude.
BI: Diese Gebäude sind Zeugnis einer hervorragenden Baukultur des 19. Jahrhunderts. Sie wurden vom Kreisbaumeister und Königshöfer Bürger, Valentin Trott, gebaut. Von diesem stammen auch das Elisabethaspital, die Synagoge, der frühere Kindergarten und der Bahnhof. Die beiden Sandsteinbauten sind stadtbildprägend und identitätsstiftend. Das Landesamt für Denkmalpflege prüft gerade, sie unter Denkmalschutz zu stellen.
Welchem Zweck könnten die beiden alten Gebäude dienen?
Helbling: Wir haben keine Nutzung für die Gebäude, bei einem Erhalt würden diese so stehen bleiben.
BI: Das 2013 im Auftrag der Stadt Bad Königshofen erstellte „Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept“ sieht eine Umnutzung zu Bürogebäuden vor (ISEK, S. 178). Sie könnten also als Teil des zukünftigen Finanzamts oder auch für eine Außenstelle des Landratsamts genutzt werden. Denkbar sind auch folgende Verwendungsmöglichkeiten: als Stadtbibliothek mit integrierter Schülerhilfe und Nachmittagsbetreuung; Jugendhaus; Kulturzentrum; Studentenwohnheim; dringend benötigte Wohnungen u. v. a. m.
Wer sollte eine etwaige Sanierung finanzieren?
Helbling: Das ist eine gute Frage, die Stadt kann es nicht leisten.
BI: Die provisorische bauliche Sicherung (siehe oben) kostet nur wenige tausend Euro. Diese Kosten trägt der aktuelle Eigentümer. Das weitere Finanzierungskonzept richtet sich nach der künftigen Nutzung.
Wie sollte das ehemalige Büttner-Bräu-Areal in Zukunft genutzt werden?
Helbling: Der Stadtrat beschloss am 9.11.2017 die Aufstellung des Bebauungsplanes „Bamberger Straße“ in zwei getrennten Verfahren: Der nördliche Bereich der Grundstücke mit einer Teilfläche der Flur-Nrn. 328 Gemarkung Bad Königshofen wird als einfacher Bebauungsplan mit der Festsetzung MI-Gebiet, in dem auch eine Wohnnutzung möglich ist, beplant. Die südliche Fläche der Flur-Nr. 328 sowie die Fläche der Flur-Nr. 330/1 wird als qualifizierter Bebauungsplan „SO-Gebiet für großflächigen Einzelhandel“ beplant.
BI: Vorzugsweise als Wohngebiet. Dies schlägt auch das 2013 im Auftrag der Stadt Bad Königshofen erstellte „Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept“ vor (ISEK, S. 176). In jedem Fall ist strikt darauf zu achten, dass die Grünflächen und der wertvolle Baumbestand erhalten bleiben.
Was spricht für oder gegen weitere Märkte in relativer Nähe zum Zentrum?
Helbling: Für dieses Grundstück gibt es seit Jahren Überlegungen für eine zukunftsorientierte Nutzung. Das Grundstück war und ist nicht im Eigentum der Stadt Bad Königshofen. Wir sind froh, dass der private Investor das Grundstück neu überplanen und bebauen möchte. Dafür haben wir mit der Änderung des Bebauungsplanes die Voraussetzungen geschaffen. Ein Markt an diesem Standort dient der fußläufigen Versorgung der Bürgerinnen und Bürger, besonders auch den Bewohnern des Stadtkerns."
BI: Für weitere großflächige Märkte spricht unseres Erachtens nichts. Dagegen sprechen:
1. das Gutachten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) von 2007, das vor einem Aus für den innerstädtischen Einzelhandel warnt;
2. die Einschätzung des Einzelhandelsverbands Bayern, der irreparable Schäden für die innerstädtische Entwicklung voraussagt; 3. das oben genannte ISEK von 2013; dort steht (S. 176): „Es ist sicherzustellen, dass die gewerbliche Nutzung des Büttner-Bräu-Areals auf keinen Fall in Konkurrenz zu den bestehenden Geschäften der Altstadt tritt.“ Wir schließen uns der Sicht der Experten an.