Bekannt sind sie als "Enten": Zwei Citroen 2 CV aus den 1970er Jahren werden zur Zeit in Stockheim aufgebaut. Diese Kleinwagen in desolatem Zustand wurden in Scheunen im Landkreis Rhön-Grabfeld entdeckt. Hans Wolfgang Reifgerste aus Stockheim erkannte trotz des desolaten Zustandes die gute Substanz dieser Restaurierungsobjekte und vor allem den nur geringen Rostbefall an der Karosserie und an den kritischen Stellen in den Radläufen und im Fahrgestell. Und so wurde die Restaurierung dieser beiden französischen Volksautos beschlossen.
Reifgerste, der bereits zwei Renault NN aus den 1920er Jahren restauriert hat, wird bei seiner neuen Aufgabe von einem Citroen-Kenner und Eigentürmer eines anderen 2 CV sowie aus der Citroen-Szene tatkräftig unterstützt. Der einfache Aufbau des 2 CV kommt den Restaurierern gelegen. Die Karosserie mit dem Fahrgastraum, bei der Ente "Häuschen" genannt, ist auf einem Rahmen mit Fahrgestell montiert. "Die Restaurierung von Enten ist recht einfach, weil fast alles verschraubt ist und deshalb nur selten ein Schweißgerät eingesetzt werden muss", sagt Reifgerste. Mittlerweile lohnt sich die Restaurierung von Enten, unter anderem, weil die Preise für Ersatzteile - es gibt tatsächlich noch alles – nur geringfügig gestiegen sind. Und Enten-Eigentümer versichern, die Ente biete nach der Restaurierung –sozusagen als Dank für die mühevollen Arbeiten –ein unvergleichliches Fahrgefühl.
Die Entstehung des "ganz kleinen Autos"
Der einfache Aufbau und das leichte Zerlegen war seinerzeit im so genannten Lastenheft bei der Entwicklung gefordert worden. 1934 erhielt der Konstrukteur André Lefébvre einen konkreten Auftrag. Er sollte ein Auto entwerfen, "das Platz für zwei Bauern, einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 Stundenkilometer schnell ist und nur drei Liter Benzin auf 100 Kilometer braucht. Selbst schlechteste Wegstrecken muss das Auto bewältigen und es sollte so einfach zu bedienen sein, dass ein Fahranfänger problemlos damit zurechtkommt. Es muss so gut gefedert sein, dass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege ohne Bruch übersteht. Und schließlich muss das neue Auto wesentlich billiger sein als der Traction Avant. Wie dieser Wagen dann aussieht, ist egal".
Für den Antrieb des 2 CV wählte Konstrukteur Lefébvre damals einen Zwei-Zylinder-Boxermotor. 1939 entstand eine Vorserie von 250 Wagen, als TPV bezeichnet. Das stand für "toute petite voiture", deutsch für "ganz kleines Auto". Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Entwicklung zur Serienreife und Produktion. Die Serienfertigung begann 1948 mit einem gegenüber dem TPV vollständig überarbeiteten Modell. Designer Flaminio Bertoni hat dem TPV ein gefälligeres Aussehen gegeben.
Aufgrund der günstigen französischen Kfz-Steuerklasse wurde der neue Typ 2 CV genannt. Der Name Ente geht auf einen niederländischen Journalisten zurück, der bei der Präsentation 1948 den Wagen als "de elijke eend" (das hässliche Entlein) genannt hat. Eine satirische Zeitung in Frankreich verglich den 2 CV "mit einer Konservendose, Modell freies Campen für vier Sardinen".
Nicht nur von Studenten geschätzt
Der Anschaffungspreis des 2CV war recht niedrig. Dank der einfachen Technik waren auch die Unterhaltskosten niedrig. Das hat früh dazu beigetragen, dass der erfolgreiche 2 CV vor allem in Deutschland nicht nur von Studenten sehr geschätzt wurde. 1990, nach 42 Jahren und fast vier Millionen 2 CV, wurde die Produktion des "Döschewo" eingestellt.
Die Stockheimer Enten werden zu den Stockheimer Oldtimertagen am 15. und 16. Juli leider nicht mehr fertig werden. Vielleicht werden sie – oder eines davon – aber als teilfertiges Restaurierungsobjekt gezeigt.