
Die Lebewesen, die heute in der Niederläurer, Burgläurer und Hohenröther Flur spazieren gehen, grüßen sich gegenseitig meist mit einem freundlichen "Grüß Gott" oder "Hallo". Vielleicht auch mit einem Miauen oder Bellen, sollte es sich um Katzen oder Hunde handeln. Die Kreaturen, die vor 247 bis 250 Millionen Jahren in hiesigen Gefilden unterwegs waren, verständigten sich wohl anders.
Und dennoch haben die Archosaurier und andere Urtiere - sie stapften zu dieser Zeit durch das heutige Rhön-Grabfeld - in Form von Fußabdrücken ihre Spuren hinterlassen. Im Niederläurer Bürgerhaus wurde nun eine neue Wanderausstellung der NES-Allianz zu diesem Thema eröffnet. Dort können Interessierte eintauchen in diese Epoche der frühen Trias und ihrer Lebewesen.
Die interessante Ausstellung ist vor allem der fleißigen Sammelarbeit der Niederläurer Hans Volkmuth, Erich Becher, Hubert Wohlfromm, Ludwig Fell, Peter Straub, Waldemar Fetter, Norbert Mauer und des Brendlorenzers Walter Baumann zu verdanken. Über die letzten dreißig Jahre hinweg sammelten die Hobby-Paläontologen die sogenannten Spurenfossilien. Als Vor-Ort-Koordinator fungierte Hans Volkmuth, fachliche Expertise steuerten unter anderem der Paläontologe Dr. Patrick Chellouche und Dr. Nicolas Zenzen, Leiter des Henneberg-Museums Münnerstadt, bei.
Fußspuren wurden in der Sonne "gebacken"

Die Sonne brannte unerbittlich vom Himmel, damals vor 247 bis 250 Millionen Jahren. Es war heiß und trocken im Gebiet um Bad Neustadt, das sich zu dieser Zeit auf dem heutigen Breitengrad der zentralen Sahara befand. Regelmäßig gab es aber monsunartige Regenfälle, die die Flussläufe über die Ufer treten ließen. Es bildeten sich weite Überschwemmungsauen und kleinere Seen. In dem weichen Schlamm wurden die Fußspuren der damaligen Lebewesen von der Sonne dann regelrecht "gebacken".
So wurden die Trittsiegel teilweise bis in unsere heutige Zeit konserviert - und haben nun den Weg ins Niederläurer Bürgerhaus gefunden. Auch die damaligen geologischen Gegebenheiten von Rhön-Grabfeld im "Fränkischen Schichtstufenland", wo sich der Buntsandstein über den Muschelkalk schob, werden in der Ausstellung erläutert.
Genaues Aussehen kann nur vermutet werden
Niederlauers Bürgermeister Holger Schmitt und NES-Allianz-Managerin Hannah Braungart zeigten sich sehr erfreut und dankbar für das Engagement der Forscher-Gruppe. Über das Regionalbudget gab es laut Braungart eine achtzigprozentige Förderung für das rund 2500 Euro teure Projekt.

Koordinator Hans Volkmuth führt die Besucher durch die Ausstellung, die aus Platzgründen allerdings nur einen Bruchteil der bisher rund achtzig in Niederlauer, Hohenroth und Burglauer gefundenen Fossilien präsentiert. Man habe darauf geachtet, Exponate von unterschiedlichen Sauriergattungen zu zeigen. Wie die ausgestorbenen Tiere genau aussahen, kann laut Volkmuth immer nur vermutet werden und eine Zuordnung nur unter Vorbehalt erfolgen. Denn es können lediglich Hand- und Fußknochen, überlieferte Gangart, Tiefe der Fährten und deren relatives Gewicht abgeglichen werden. Kotkugeln lassen darauf schließen, ob das Tier ein Fleisch- oder Pflanzenfresser war.
Dinos sucht man vergeblich
Der größte Teil der bisher gefundenen Fährten ist dabei, so vermuten Volkmuth und Chellouche, den Archosauriern zuzuordnen. Am häufigsten sind es Abdrücke der Gattung Chirotherium ("Handtiere"). Die Fährte hat hier die Form einer Hand mit fünf Fingern, von denen einer aussieht wie ein Daumen, aber eigentlich der kleine Zeh ist. Ebenfalls zu sehen sind zum Beispiel auch Spuren von Rotodactylen, kleinerer Tiere mit langen Hinterbeinen und kurzen Vorderbeinen.
Wer Spuren von Dinosauriern in der ansprechend gestalteten Ausstellung sucht, wird übrigens nicht fündig werden. Denn Archosaurier sind zwar entweder näher mit den heutigen Krokodilen verwandt oder Vorläufer der Dinos. In der Zeit, aus welcher die Exponate stammen, gab es noch keine Dinosaurier.
Woher stammen die Exponate? "In Niederlauer liegen die Fossilien etwa im Bereich des Höllweges beim Bildstock in Richtung Burglauer. In Hohenroth zum Beispiel an der Steig. Wer sucht, wird auf jeden Fall finden", sagt Volkmuth. Die Hobby-Archäologen entdeckten viele der Trittsiegel beim Aufgraben ihrer Grundstücke für den Hausbau.
Viele können laut Volkmuth gar nicht in der Ausstellung gezeigt werden, weil sie in den Häusern, beispielsweise bei Ludwig Fell und Erich Becher, eingemauert sind. Neben dem Besuch der Ausstellung lohnt sich also auch ein Streifzug durch die Straßen. Sicher lässt sich dort das ein oder andere entdecken - und etwas lernen über die Kreaturen, die vor vielen Millionen Jahren durch das saharaähnliche Rhön-Grabfeld stapften.
Die Ausstellung bleibt bis Sonntag, 19. September, im Bürgerhaus in Niederlauer, dann wandert sie weiter nach Hohenroth. Sie ist montags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Hans Volkmuth führt nach Anfrage unter Tel.: 0176 46185972 oder volkmuth@kabelmail.de Interessierte durch die Ausstellung.