
Die für die Auftritte erforderlichen Requisiten sind längst im Auto verstaut. Breunig wirft einen letzten Blick in den Kofferraum. „Wenn wir trotzdem etwas vergessen haben sollten, dann müssen wir halt improvisieren.“ Fredi Breunig ist lange genug im närrischen Geschäft, als dass ihn ein fehlendes Requisit noch nervös machen könnte.
Bis zu fünf Auftritte an einem Abend sind für das närrische Duo Breunig/Wachenbrönner keine Seltenheit. Die Figuren „Gotthold“ und „Eustach“, die Martin Wachenbrönner und Fredi Breunig seit vielen Jahren verkörpern, haben sich im Laufe der Jahre entwickelt und sind heute das Markenzeichen der beiden Rhön-Grabfelder „Faschingsstrategen“.
Auf der Fahrt zum ersten Etappenziel ist Zeit für ein letztes Sprachtraining. Mit einem Korken im Mund versucht Fredi Breunig, meine Fragen zu seinem Verhältnis zum Fasching zu beantworten. „Stress gehört an einem solchen Abend für uns beide einfach dazu. Aber es macht halt unheimlich viel Spaß, so viele Leute zum Lachen zu bringen.“ In Aubstadt halten wir kurz an und lassen Martin Wachenbrönner zusteigen.
Der erste Auftritt von „Gotthold“ und „Eustach“ findet in Sondheim in der Rhön statt. Vor dem Hintereingang der Halle kommt der Wagen zum Stehen. Wir werden schon erwartet: „Gleich geht es los, gleich nach der Purzelgarde kommt euer Auftritt.“
Die beiden Faschingsprofis ziehen sich schnell um und weisen den Techniker ein. Während in der Halle die Kleinsten mit ihrem Tanz beginnen, stimmen sich Fredi Breunig und Martin Wachenbrönner ein letztes Mal ab. Ein wenig nervös sind sie nun doch, denn seit über einem Jahr haben sie das Stück „Bayern 1 Herzklopfen“ weder geübt noch aufgeführt.
Mit den ersten Zugaberufen des Publikums für die Purzelgaede macht sich hinter der Bühne zunehmend Aufregung breit. Nicht, weil der Auftritt kurz bevor steht, sondern weil der gesamte Zeitplan durch den verspäteten Beginn in Sondheim in Gefahr gerät. In nicht einmal einer Stunde steht der nächste Termin in Oberelsbach an.
Mit dem Auszugsmarsch für die Purzelgarde geht es jetzt endlich los. Nach der Ankündigung durch den Sitzungspräsidenten gehört die Bühne „Gotthold“ und „Eustach“. Mit absoluter Professionalität schlüpfen Fredi Breunig und Martin Wachenbrönner in ihre Paraderollen. Das Publikum ist begeistert, doch eine Zugabe können sie nicht liefern, zu knapp ist die Zeit.
Hektisch werden alle Utensilien zusammengepackt und wir fahren weiter nach Oberelsbach. Ein Narr im Anzug und mit Orden an der Brust weist den Weg durch die dunklen und langen Gänge der Halle. In einem kleinen Zimmer, in dem sich bereits viele weitere Akteure aufhalten, schlüpfen Breunig und Wachenbrönner in das nächste Kostüm: Als zwei Knastbrüder werden die beiden hier in Oberelsbach auftreten.
„Es macht ganz einfach Spaß, die Leute zum Lachen zu bringen“
Fredi Breunig auf die Frage nach der Motivation für die vielen Auftritte
Für den Beitrag wird zwingend ein dritter Mitspieler benötigt, der die Rolle der Wache im Knast übernehmen soll. „Wo ist der bestellte Mann?“ fragt Martin Wachenbrönner in die Runde. Die „Aushilfe“ ist schnell gefunden, hat allerdings keine Ahnung, worum es in dem Stück geht. Nach einer kurzen Einweisung kommt dann aber doch das Okay vom Sitzungspräsidenten. Noch fünf Minuten bis zum Auftritt. Aufgeregt ist nur der Wachmann, der sich seiner Sache offensichtlich nicht mehr so sicher ist. Doch wie schon in Sondheim läuft auch in Oberelsbach alles bestens.
Für das Umziehen ist jetzt keine Zeit mehr. Im „Knast-Outfit“ geht es weiter nach Bad Neustadt in die Stadthalle. „Hoffentlich geraten wir jetzt in keine Polizeikontrolle“, witzelt Breunig. „Sonst rufen die in Würzburg an und fragen, ob da jemand fehlt.“
In Bad Neustadt wird es zeitlich dann richtig knapp. Schnell bekommen die beiden noch ihr Mikro verpasst und dann geht es auch schon raus auf die Bühne. Doch auch in Bad Neustadt geht der Auftritt professionell und ohne Probleme über die Bühne.
Letzte Etappe an diesem Abend ist das kleine Burgwallbach. Dort angekommen werden wir in die Umkleidekabine geleitet. Während das Männerballett die Feuerwehruniform anzieht und geschminkt wird, versucht Wachenbrönner, den alten PC, der für den letzten Auftritt benötigt wird, in Gang zu setzen. Nach einigen Fehlversuchen leuchtet der Bildschirm endlich auf. Wieder ertönt der Einzugsmarsch für die beiden, das Publikum klatscht begeistert und fordert an Schluss eine Zugabe – für Fredi Breunig und Martin Wachenbrönner einmal mehr der beste Beweis dafür, dass auch ihr Auftritt für die Burgwallbacher Jecken ein echter Augen- und Ohrenschmaus war.





