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Mühlbach
Als im "Haus am Park" ein Brief mit einer Flasche Wein eintraf
Serie "Gastronomen in der Krise": Die Familie Brückner vermisst den persönlichen Kontakt mit ihren Gästen. Wie kommen sie über die Runden und was hat sie ganz besonders gefreut?
Das 'Haus am Park' in Mühlbach. Seit 1986 wird es von der Familie Brückner geführt. Wegen der Corona-Pandemie bietet sie aktuell Essen zum Mitnehmen an.
Foto: Sigrid Brunner | Das "Haus am Park" in Mühlbach. Seit 1986 wird es von der Familie Brückner geführt. Wegen der Corona-Pandemie bietet sie aktuell Essen zum Mitnehmen an.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:37 Uhr

Die Familie Brückner hat schon einige Klippen umschifft: die schwierigen Anfangsjahre und auch den Einbruch der Kur, der das "Haus am Park" in Mühlbach hart traf. "Jetzt waren wir in der Situation, ruhiger in die Zukunft zu blicken und da kam unvermutet Corona. Das war ein schwerer Schlag", erklärt Rolf Brückner. Das kann jedoch seine Frau Gül so nicht stehen lassen. "Hauptsache, wir sind gesund", sagt sie. Und Tochter Karin fügt hinzu: "So ist das immer bei uns. Wenn wir uns Sorgen machen, muntert Mutter uns wieder auf, nicht den Kopf hängenzulassen. Sie ist unser Fels in der Brandung." Die drei sind ein eingespieltes Team. Rolf Brückner führt in der Küche Regie, seine Tochter managt den Service und seiner Frau obliegt der Thekendienst und die Buchhaltung.

Gül, Karin und Rolf Brückner (von links) sind ein eingespieltes Team.
Foto: Bildrechte Familie Brückner | Gül, Karin und Rolf Brückner (von links) sind ein eingespieltes Team.

So sind sie sich auch jetzt einig: "Inzwischen bewegen wir uns wieder in ruhigerem Fahrwasser. Unser Essensangebot wird gut angenommen. Wir sind zufrieden." Beim ersten Lockdown vor einem Jahr hatten sie zunächst sechs Wochen komplett geschlossen. "Ich habe gedacht, ich verliere alles", so Rolf Brückner. Um über die Runden zu kommen - weggebrochen ist ja zunächst nicht nur der Restaurant-, sondern auch der Übernachtungsbetrieb -, entschieden sie dann, Essen außer Haus anzubieten. "Das haben wir vorher noch nie gemacht und war eine große Herausforderung für uns", erklärt Karin Brückner. Fragen über Fragen kamen auf: Welche Speisen eignen sich zum Mitnehmen? Wie bleibt das Essen warm? Etwas umtreibt die Brückners besonders: Die Kunden gehen mit dem Essen weg und man weiß nicht, ob auch tatsächlich alles in Ordnung war. 

Ein Stück Lebensqualität ist verloren gegangen

"Unsere Gäste nicht mehr zu sehen, das fehlt uns gewaltig", betont Rolf Brückner. "Wir sind es gewohnt, mit unseren Besuchern zu reden, zu hören, was es bei ihnen Neues gibt. Die mangelnden Kontakte machen sehr zu schaffen." Da sei ein Stück Lebensqualität verloren gegangen. Brückner vermisst es auch, mal bei Kollegen Gast zu sein, das Gespräch und den Austausch mit ihnen. "Corona zermürbt einen." Die Gastronomie habe es nicht so einfach, wie viele denken würden. Man bekomme zwar staatliche Hilfen und wolle nicht jammern, aber es sei nicht leicht. "Jeder hat sein Päckchen zu tragen."

Die Gäste erwartet Speisen mit frischen, regionalen und saisonalen Produkten.
Foto: Bildrechte Familie Brückner | Die Gäste erwartet Speisen mit frischen, regionalen und saisonalen Produkten.

Rolf Brückner ist Koch und Gastwirt mit Leib und Seele ("Ich liebe meinen Beruf"). Schon in jungen Jahren führte ihn seiner beruflicher Weg in die Hotellerie und Gastronomie. Er durchlief etliche Stationen und lernte zahlreiche Hotels und Restaurants kennen, darunter nicht wenige hochrangige Häuser. So nimmt es auch nicht Wunder, dass er viel zu erzählen hat. 

Ein echter "Neuschter" lernt Türkisch

Rolf Brückner ist ein echter "Neuschter". Er wurde 1954 in der Bauerngasse geboren und stammt aus einer alteingesessenen Bad Neustädter Familie. Den gelernten Koch und Metzger verschlug es bald in die Ferne. In einem großen internationalen Hotel in Berchtesgaden lernte er seine spätere Frau Gül kennen, die dort als Hausdame arbeitete. Die gebürtige Türkin ("Ich komme von dort, wo das Trojanische Pferd steht") war eigentlich Lehrerin. Sie kam von der Westküste der Türkei nach Deutschland, um besser die Sprache zu lernen. Eigentlich wollte sie hier nur für kurze Zeit bleiben, daraus sind mittlerweile 50 Jahre geworden. "Ich bin von Güls Familie mit offenen Armen aufgenommen worden und habe sogar Türkisch gelernt", denkt Rolf Brückner gerne zurück.

Nach etlichen gemeinsamen Wanderjahren mit seiner Frau kehrte er nach Bad Neustadt zurück und arbeitete als Küchenchef im Hotel Schwan und Post. 1986 bot sich die Gelegenheit, die Pension Maisch in Mühlbach zu pachten. Aus der Pension Maisch wurde das Haus am Park. Am Anfang bewirtete man nur Kur- und Pensionsgäste. Das Restaurant, wie man es heute kennt, gab es noch nicht. "Wir haben nahezu ausschließlich von der Kur gelebt." Nach fünf Jahren kauften die Brückners das Haus und ein Jahr später kam der große Einbruch des Kurwesens. "Wir mussten wieder bei Null anfangen", so Rolf Brückner. 

Den Koch hatte das ausschließliche Bewirten von Hausgästen nie so ganz befriedigt. So kam die Idee auf, aus dem Haus am Park ein "Schmankerl-Restaurant" zu machen. Kochen auf hohem Niveau mit frischen, regionalen und saisonalen Produkten lautete die Devise. "Der Neustart hat sehr viel Kraft gekostet, aber wir haben es geschafft."

Um das Jahr 2005 stieg die 1981 geborene Tochter Karin in das Geschäft ein. Sie war in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten und hat den Beruf der Hotelfachfrau gelernt. Auch sie sammelte in mehreren Häusern Erfahrung, unter anderem in dem Fünf-Sterne-Hotel Traube Tonbach in Baiersbronn im Schwarzwald. Zu der Zeit war der berühmte Koch Harald Wohlfahrt dort Küchenchef. Unter ihm wurde das Hotel-Restaurant 25 Mal mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet.

Welche Rolle spielte Frau Väth für Rolf Brückner?

Wer die Brückners kennt, weiß, dass sie mit einem hohen Anspruch an sich selbst arbeiten. Die Qualität der Küche genügt höchsten Anforderungen und Karin Brückner braucht auch bei einem vollen Speiseraum keinen Block für die Aufnahme der Bestellung. "Was Gastlichkeit bedeutet, habe ich bei Frau Väth gelernt", sagt Rolf Brückner im Rückblick. Er hatte früher immer wieder im Gasthaus Väth ausgeholfen. "Sie war eine tolle Köchin und hat fast alles selbst gemacht." Es sei für ihn prägend gewesen, wie Frau Väth den Kontakt zu den Gästen gesucht habe, sie begrüßte und fragte, ob es geschmeckt hat. Einige ihrer Rezepte habe er übernommen.

Das "Haus am Park" in den Anfangsjahren.
Foto: Bildrechte Familie Brückner | Das "Haus am Park" in den Anfangsjahren.

Was kocht Rolf Brückner am liebsten? Die Antwort kommt prompt: "Soßen. Ich bin ein Franke und die Franken lieben Soßen." Seine Soßen macht der Koch von Grund auf selbst, mit Ansatz und was dazu gehört. Gerne verarbeitet er auch Wild und Fisch. "Unsere Produkte kommen aus der Region." Die langjährige, treue Unterstützung der heimischen Betriebe habe sich in den Corona-Zeiten bezahlt gemacht.

Kurz vor dem ersten Lockdown haben sie noch im größeren Umfang Wein gekauft. Kurz darauf kam von dem Winzer ein Brief mit einer Flasche Wein. In dem Brief stand: "Lassen Sie die Rechnung erstmal liegen, machen Sie sich stattdessen mit der Flasche Wein einen schönen Tag." Diesen Brief werde er aufheben, verspricht Rolf Brückner. "Viele haben uns geholfen." In diesem Zusammenhang ist es der Familie Brückner ein Anliegen, ihren Stammgästen zu danken, die ihnen in der jetzigen schwierigen Zeit die Treue halten.

Was erhoffen sich Rolf, Gül und Karin Brückner? "Wir hoffen, dass wir nach Ostern wieder öffnen können und dann nicht wieder schließen müssen. Und wir hoffen, dass wir unseren Betrieb noch ein paar Jahre führen können. Auf der Couch liegen ist nichts für uns."

Es wird wohl noch ein kleines Weilchen dauern, bis die Gastronomie wieder öffnen kann. Aber: "Es wird wieder anders", bleibt Gül Brückner in gewohnter Weise zuversichtlich.

 
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