Was viele nicht wissen, Generalvikar Jürgen Vorndran ist ein gebürtiger Bad Neustädter, der aber familiäre Wurzeln in Oberweißenbrunn hat. Die Familie zog 1966 nach Bad Neustadt. In einem Gespräch mit dieser Redaktion gibt er Einblicke in sein ganz privates Umfeld. Jürgen Vorndran spricht von einer wunderschönen Kindheit mit liebevollen Eltern und Geschwistern.
Er weiß, dass der Sandkasten unter dem Kirschbaum im Garten des Vierfamilienhauses in der Otto-Hahn-Straße Treffpunkt für die Kinder im ganzen Viertel war. 1975 zog die Familie in die Dienstwohnung im Bahnhofsgebäude, denn dort war sein Vater als Bahnbeamter beschäftigt. Verständlich, dass sein beruflicher Kindheitstraum "Lokführer" war.
Zum Namenstag gabs bei Vorndrans Katzenzungen
Ganz früh hat Jürgen Vorndran eine Eisenbahn bekommen, die man aber noch mit dem Schlüssel aufziehen musste. Modellbau ist für Vater und Sohn bis heute ein gemeinsames Hobby. Er erzählt von der Hitparade, die samstags geschaut wurde und danach durfte ein Film geschaut werden. "So viel Auswahl wie heute hatten wir damals ja nicht."
Schmunzelnd erzählt der Generalvikar, wie in der Familie der Namenstag gefeiert wurde: "Da gab`s immer eine Schachtel Katzenzungen aus Schokolade." Ausflüge gingen in die nähere Umgebung der Rhön, ins Schwarze und Rote Moor und zum Kreuzberg. 1978 war es, als die Familie zum ersten Mal an den Bodensee in Urlaub fuhr und dann 1979 an die Adria: "Italien war damals eine ganz neue Welt für mich."
Die Familie Vorndran war katholisch geprägt, das heißt: Am Sonntag ging`s zum Gottesdienst. Als Junge hatte Jürgen Vorndran seinen Eltern gegenüber dazu missmutig festgestellt: "Wenn ich mal groß bin, geh ich höchstens einmal im Monat in die Kirche." Die Antwort der Mutter weiß er heute noch: "Das kannst du dann machen, wie du willst." Gekommen sei es ganz anders, sagt der Generalvikar und lacht. Nach der Kommunion war er Ministrant, später Oberministrant und dieser Dienst faszinierte ihn, weil man als Ministrant so viel mitgestalten kann.
Die Großeltern lebten in Oberweißenbrunn
Sonntagnachmittag fuhr die Familie Vorndran immer zu den Großeltern nach Oberweißenbrunn. Dort musste seine Mutter der Oma Emma berichten, "was denn der Herr Stadtpfarrer gepredigt hatte." Namen wie Pfarrer Erich Ziegeltrum oder Kaplan Dr. Otmar Einwag nennt der Generalvikar und fügt an: "Der Kaplan hat uns alle als humorvoller Prediger begeistert. Er war unkonventionell und manchmal endete die Messe schon nach 25 Minuten, weil danach ein Fußballspiel im Fernsehen kam."
Auf Pfarrer Ziegeltrum folgte Pfarrer Josef Wirth. "So manchen Stoff in den ersten Semestern Theologie kannte ich bestens aus den Predigten von Josef Wirth - diese Priestergestalt hat mich fasziniert: Er wusste Glaube und Vernunft zu verbinden, das hat mich überzeugt." In diesem kirchlichen Umfeld fühlte sich Jürgen Vorndran wohl, vor allem, weil dort so wertschätzend mit den Mitmenschen umgegangen worden sei. Nach der Schule waren somit Kirche und Jugendarbeit der Ort für die Freizeit. Die 80er-Jahre nannte er eine Blütezeit mit bis zu 60 Ministranten in der Stadtpfarrei.
1984 erlebte Jürgen Vorndran die Priesterweihe von Thomas Keßler in Würzburg und dessen Primiz in der Stadtpfarrkirche Bad Neustadt. Bei Besinnungstagen für Gymnasiasten im Priesterseminar Würzburg traf er auf andere, die sich auch mit dem Wunsch auseinandersetzten, Priester zu werden. Als Zweitbester im Abiturjahrgang 1986 hätte er die Möglichkeit gehabt, sich für Jura oder Medizin einzuschreiben.
Jürgen Vorndran studierte Theologie in Würzburg und Rom
"Ich dagegen wollte Theologie studieren und es war die richtige Entscheidung - ich würde es wieder so machen", so Vorndran. 1986 trat er ins Würzburger Priesterseminar ein und wechselte 1988 ans Collegium Germanicum in Rom. Dort weihte ihn der Erzbischof von München und Freising, Friedrich Kardinal Wetter, am 10. Oktober 1993 in der römischen Kirche des heiligen Ignatius von Loyola zum Priester. Einen besonderen Höhepunkt gab es schon am Vortag bei einer Begegnung der 17 Weihekandidaten und ihrer Eltern mit Papst Johannes Paul II.: "Ein unvergessliches Erlebnis."
Es folgte die Zeit als Kaplan im Steigerwald und seine Promotion über Psalmenliteratur. Da war er Pfarrer in der Stiftspfarrei Aschaffenburg und zeitweise auch zuständig für die italienische Seelsorge am Untermain. 2008 folgte der Wechsel in die Dompfarrei Würzburg und 2020 die Ernennung zum Generalvikar des Bischofs von Würzburg.
Jürgen Vorndran spricht Italienisch, Englisch, Französisch und liebt die alten Sprachen Griechisch und Hebräisch: "Das Fundament für alle anderen Sprachen war für mich das Latein-Pauken im Gymnasium." In Rom konzentrierte er sich auf die Bibelwissenschaften. "Das Alte Testament im Urtext Hebräisch zu lesen, hat mich in den Bann gezogen, ebenso die Psalmen, die jede menschliche Lebenslage im Gebet vor Gott tragen."
Am Sonntag, 15. Oktober, begeht Generalvikar Jürgen Vorndran den 30. Weihetag seiner Priesterweihe mit einer Messfeier um 10.15 Uhr in Oberweißenbrunn. Dort, wo die Wurzeln der Familie Vorndran liegen.