Der 5. Juli 1616 war für Großeibstadt ein schicksalsschwerer Tag. Ein Feuer legte das Dorf in Schutt und Asche. In den Gemeindeunterlagen und der Pfarrchronik ist vom damaligen Pfarrer Augustin Röhrig niedergeschrieben: „War dieser Brand so geschwind und schrecklich, dass innerhalb zwoer Stunden das ganze Dorf in die Aschen gelegt, nur allein Kirche, Pfarr- und Schulhaus und sonsten noch zwölf Wohnhäuser, acht Scheunen und fünf Stallungen sind von diesem Brande verblieben“. Fürstbischof Julius Echter steuerte 3000 Gulden der Gemeinde zu, die zinslos abgetragen werden sollten.
Brände gab es in diesen Jahren in den Städten und Gemeinden häufig. Manchmal brannten ganze Straßenzüge, aber es kam auch vor, dass das halbe Dorf in Schutt und Asche gelegt wurde. Grund für dieses Ausmaß waren die einfachen Häuser, die meist aus Holz und Lehm bestanden und oft mit Stroh gedeckt waren. So konnte ein Blitz oder eine Unachtsamkeit an der Feuerstelle oder mit Kerzen ein Haus schnell in Flammen aufgehen lassen. Oft waren die Häuser eng aneinander gebaut, so dass die Funken übersprangen. Eine Feuerwehr gab es auch noch nicht.
Gelöscht wurde mit Eimerkette vom Dorfweiher aus. So konnte es, wie in Großeibstadt im Juli 1616, gegen drei Uhr nachmittags, vorkommen, dass fast das gesamte Dorf niederbrannte.
Man kann sich die Not der Großeibstädter vorstellen, die mit einem Schlag ihren Besitz verloren. Nachbarschaftshilfe war kaum möglich, da fast jeder vom Brand betroffen war. Der vor einigen Jahren verstorbene Rudi Breunig hat 1980 in seinem Buch „Heimat Großeibstadt“, das er gemeinsam mit Ludmilla Ganß schrieb, dieses Ereignis aufgegriffen. Er beruft sich auf Pfarrer Augustin Röhrig, der den Großbrand miterlebte. In den Unterlagen hat der Geistliche vermerkt, dass 114 Wohnhäuser, 93 Scheunen, 35 Stallungen, zwei Pferde, 38 Kühe, 62 Kälber, 33 Schweine und fünf Geißen verbrannten. Außerdem wurden 17 Großeibstädter getötet. „Niemand hat Widerstand zu leisten vermocht,“ schreibt der Geistliche.
Aufgelistet hat er die Namen der Toten, die „in den Flammen elendiglich umkamen“: Andreas Götz, Christine Götzin, Ottilia Heimbmann, Magdalena Batterin, die beiden Kinder Johannes Goberts, desgleichen die beiden des Balthasar Gernert, der Sohn des Wilhelm Hansen, das Söhnchen Bartholomäus Breitingers, das Töchterchen Hansen, Dürings Sohn und Tochter Balthasar Breitingers, das Söhnchen Kaspar Beyers, ein im Armenhause untergebrachter Mann, Bartholomaeus Helmerich und Elisabeth Halbinger. Alle zusammen siebzehn.
Festgehalten ist auch, dass am Tag, an dem das Feuer ausbrach, ein altes Männchen durchs Dorf ging. Jemand habe es angeredet und auf den heißen Sommertag angesprochen. Das Männlein soll erwidert haben: „Ja, es wird noch viel heißer werden.“ Neben Pfarrer Röhrig ist als Augenzeuge der Vogt von Kleinbardorf und Sulzfeld, Caspar Hemel benannt. Dieser war der Meinung, dass die Großeibstädter selbst den Brand legten und beschuldigte die Bewohner als Brandstifter. Alle fleißigen Leute und ehrenwerte Greise nannte er Diebe und Taugenichtse. Ohne Verhör warf er sie ins Gefängnis und „gab sie sogar dem Tode preis und behandelte sie auch mit unmenschlicher Härte“, heißt es in den Unterlagen.
Der damalige Pfarrer August Röhrig gab sich alle Mühe zu seinen Pfarrkindern zu stehen, jedoch ohne Erfolg. Er verließ daraufhin die Pfarrei. In den Unterlagen gibt es einige Einträge zur Härte des Vogtes. So ist zu lesen: 21. April 1618 „Es konnte nicht am Leben bleiben wegen der Strenge, Härte Unbarmherzigkeit und Tyrannei des Caspar Hemels, Vogtes vom Sulzfeld, Appollinaris Jäger.“ Sie protestierte gegen die Anweisungen des Vogtes, weil es in ihrem Haus sehr kalt war, aber kein Feuer angeschürt werden durfte. Nicht einmal in ihrer Sterbestunde. „Sie wolle auch am jüngsten Gericht über ihn schreien.“
Am 20. November 1619 starb Nikolaus Decker mit 85. Auch er klagte über die Tyrannei und Ungütigkeit des Vogtes. Er sagte dem Pfarrer, dass diese Tyrannei ihn unter die Erde bringe. „Auch weil der Vogt ihn einen Schelm und Dieb nannte, welches ihn am meisten kränke.“ Am 24. Januar 1620 starben noch Johann Schöller und Elisabeth Schmidt. Sie hatten wohl in einer Art Erdbunker gewohnt, nachdem ihr Haus den Flammen zum Opfer gefallen war.
Vier Jahre später berichtet Pfarrer Georg Faber, Nachfolger von Pfarrer Röhrig, von einem Naturereignis besonderer Art. „Ein greller Blitz zerriss die Wolken, gefolgt von heftigem Donnerschlag.“ Abergläubische Gemüter haben damals darin die Vorboten kommenden Unheils gesehen, schreibt Rudi Breunig. Er fügt an: Dasselbe entlud sich acht Jahre später im Schwedenkrieg über Großeibstadt.