
Wie viele Kinder er in seinem mittlerweile 37 Jahre währenden Berufsleben behandelt hat, weiß Dr. Wolfram Schmidt nicht genau. Es müssen wohl über 30.000 gewesen sein, vermutet er. Auch aktuell ist die Praxis des Mannes, der sechs eigene Kinder hat, mehr als gut besucht. Er wird seinen Traumberuf, wie er sagt, noch ein wenig ausüben müssen, denn noch ist niemand weit und breit zu sehen, der seine Praxis in Bad Königshofen übernehmen wollte.
Wolfram Schmidt: Ich mache genau das, was ich will. Für mich ist Kinderarzt ein Traumberuf. Jeden Tag geht mir immer wieder das Herz auf, wenn ich die Interaktion mit Kindern erlebe. Etwa wenn ich ein Kind geimpft habe und es mir beim Weggehen zuwinkt, das finde ich bezaubernd. Das Kind zeigt mir damit, dass es mir nicht böse ist, weil ich ihm einen kleinen Piks zugefügt habe. Kinder sind durchaus in der Lage, Einsicht in Notwendigkeiten zu haben.
Aber natürlich versuche ich auch – und das schon seit mehr als zehn Jahren – einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Ein paar Interessierte haben sich gefunden, aber letztendlich ist nichts daraus geworden. Ich werde intensiv weitersuchen, sowohl bundesweit als auch bei jungen Ärztinnen und Ärzten in umliegenden Krankenhäusern. Gut wäre es, wenn jemand die Praxis übernähme, der auch einen Bezug zur Gegend hat.
Schmidt: Neben meiner in Bad Königshofen gibt es nur noch die Praxis von Dr. Rudolf in Bad Neustadt. Als ich hier vor 37 Jahren begonnen habe, gab es mit meiner vier Kinderarztpraxen im Landkreis. Dr. Klupsch und Dr. Remmert und Dr. Zisch in Mellrichstadt. Die Praxis von Dr. Klupsch hat dann Dr. Rudolf übernommen. Natürlich ist Kinderarzt immer noch ein Traumberuf, aber ich glaube, dass junge Ärzte heute eine andere Vorstellung vom Berufsleben haben. Die meisten wollen angestellt sein, fixierte Arbeitszeiten haben und nicht allein die ganze Verantwortung für die Praxis tragen.
Schmidt: Ich glaube nicht, dass es früher einfacher war, aber eine Angst vor der Provinz kann ich mir schon vorstellen. Ich komme aus Erlangen und als ich 1985 hierherkam, hatte ich zuerst auch Bedenken. Aber hier lebt es sich sehr gut und es gibt hier und im Umkreis alles, was ich brauche.
Schmidt: Das kann ich Ihnen konkret nicht beantworten, da ich die Zahlen der Kollegen nicht genau kenne. Früher hieß es in ärztlichen Kreisen, dass der Beruf des Kinderarztes die Gefahr ewiger Armut mit sich bringe. Aber Scherz beiseite, ich fühle mich absolut wohl, so wie es ist und habe durchaus auch immer mein Auskommen gehabt.
Schmidt: Das Wartezimmer ist voll wie lange nicht. Wir haben auch einige Fälle mit dem Virus. Die Erkrankung kann ganz harmlos anfangen und sich dann erheblich verschlechtern. Es ist derzeit auch schwierig, einen Platz im Krankenhaus zu bekommen. Es gibt insgesamt auch mehr Krankheitsfälle als vor Corona. Das kommt daher, dass durch die lange Zeit der Isolation das Immunsystem der Kinder nicht trainiert wurde.

Es gehört für Kinder eben auch dazu, bestimmte Krankheitserreger nach und nach kennenzulernen. Das ist im Grunde nichts Dramatisches, aber wenn es eine Weile fehlt, dann kommt es halt geballt. Das gilt auch für Erwachsene. Bevor ich mit der Kinderheilkunde begonnen hatte, war ich eigentlich immer gesund. Die ersten drei Jahre als Kinderarzt zog ich mir außergewöhnlich viele Erkältungskrankheiten zu und danach hat es sich wieder normalisiert.
Schmidt: So richtig schwere Fälle bei Kindern hatten wir erfreulicherweise nicht. Soweit es die Isolierungsmaßnahmen zugelassen haben, haben wir auch Corona-Abstriche vorgenommen. Auch Impfungen haben wir durchgeführt. Da dies schwierig in den Praxisalltag zu integrieren war, haben wir das dann aber doch lieber dem Impfzentrum überlassen.
Schmidt: Ich sehe das nicht so dramatisch. In Rhön-Grabfeld gab es noch nie eine Kinderstation. Das ist auch verständlich, denn eine stationäre Behandlung von Kindern ist nicht so häufig nötig. Die Zusammenarbeit mit den pädiatrischen Abteilungen der Krankenhäuser in Schweinfurt und Meiningen stellt die notwendige Versorgung sicher. Es ist früher gelegentlich vorgekommen, dass Kinder in Krankenhäusern mitbehandelt wurden. So sind in der Kreisklinik zum Beispiel Blinddarmoperationen gemacht worden.
Schmidt: Ich finde es nicht gut, wenn Leute aus dem Krankenhaus entlassen werden, denen noch ein paar Tage länger guttun würden, nur weil es nach der Fallpauschale dann kein Geld mehr gibt. Da sollte ein vernünftiger Ausgleich geschaffen werden. Zudem muss auch weiterhin die Bereithaltung von Betten finanziert werden.