
"Licht aus, Sterne an!", heißt es im länderübergreifenden Unesco-Biosphärenreservat Rhön wieder in der Nacht vom 12. auf den 13. August. Zahlreiche Kommunen in Bayern, Hessen und Thüringen wollen ein Zeichen für den Kampf gegen Lichtverschmutzung setzen und schalten in einigen Ortslagen einen Teil der öffentlichen Straßen- beziehungsweise Gebäudebeleuchtung zeitweise ab.
Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung des Unesco-Biosphärenreservats Rhön entnommen: Die Aktion findet im Rahmen der aktuell laufenden Sternenparkwochen statt, die noch bis 20. August mit zahlreichen Erlebnis-, Übernachtungs- und Infoangeboten den einzigartigen Rhöner Nachthimmel erlebbar machen und für den Schutz der Nacht sensibilisieren.
Die natürliche, dunkle Nachtlandschaft und der (Sternen-)Himmel sind aufgrund der geringen Lichtverschmutzung in der Rhön besonders sicht- und erlebbar. Mit den Sternenparkwochen wird diese Besonderheit in den Fokus gerückt. Zu Recht: Denn dass der Sternenhimmel hier ein besonderes Erlebnis ist, kommt nicht von ungefähr. Mit der Auszeichnung des Unesco-Biosphärenreservats Rhön als internationaler Sternenpark im Jahr 2014 war das Versprechen verbunden, dass sich die Region für den Schutz der Nacht einsetzt.
Die teilnehmenden Kommunen sind eine Selbstverpflichtung eingegangen und haben einer Sternenpark-konformen Beleuchtungsrichtlinie zugestimmt. Ziel ist laut Pressetext die Umrüstung beziehungsweise Installation von Beleuchtungsanlagen, die nicht nur Energie sparen, sondern auch andere wichtige Parameter berücksichtigen: warme Lichtfarben, reduzierte Lichtmenge, zielgerichtete Beleuchtung – und diese bestenfalls auch nur dann, wenn sie wirklich gebraucht wird.
Gefährlicher Domino-Effekt
Denn: Lichtverschmutzung, also die Aufhellung des Nachthimmels durch Kunstlicht, kann je nach Ausmaß zur schädlichen Umwelteinwirkung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz werden. Und dies ist nicht nur für Tiere und Pflanzen, sondern auch den menschlichen Organismus ein Störfaktor. Die "innere Uhr" aller Lebewesen wird seit jeher durch den verlässlichen natürlichen Wechsel von hell und dunkel synchronisiert. Unnatürliches Licht bei Nacht sendet irreführende Signale und bringt den Bio-Rhythmus aus dem Gleichgewicht, heißt es im Pressetext.
Die Folgen sind Blendung, Desorientierung, Anlockung, Erstarrung oder Abschreckung und unnatürliche Verhaltensänderungen bei der Nahrungssuche, der Kommunikation und der Fortpflanzung. Diese unmittelbaren Folgen wiederum wirken sich wie ein Domino-Effekt auf die gesamte Nahrungskette aus und können ganze Ökosysteme dauerhaft verändern – nicht nur für nacht-, sondern auch tagaktive Lebewesen.
Lichtverschmutzung ist also ein Faktor, der für den voranschreitenden Verlust der Biodiversität mit verantwortlich ist. Im Bundesnaturschutzgesetz ist die Pflicht zur Eindämmung von Lichtverschmutzung daher mittlerweile verankert. Im Sternenpark Rhön steht der Schutz der Nacht schon seit fast zehn Jahren im Mittelpunkt. Die Kommunen – darunter auch zahlreiche außerhalb der Biosphären-Kulisse – haben ihre Beleuchtung umgerüstet, viele von ihnen schalten schon seit Jahren nachts zeitweise ab. Die Aktion "Licht aus!" am 12. August ergänzt diese regulären Maßnahmen und hat zum Ziel, dass die Bürgerinnen und Bürger ihren Ort natürlich und dunkelschön erleben können.
Teilnehmende Kommunen
An der Aktion "Licht aus!" beteiligen sich in diesem Jahr: (in Bayern) Fuchsstadt, Bischofsheim (Altstadt, Unterweißenbrunn und Wegfurt), Bad Brückenau, Bastheim, Wildflecken, Ostheim und Nüdlingen (reguläre Abschaltung nachts); (in Hessen) Ehrenberg (alle Ortsteile Wüstensachsen, Seiferts, Reulbach, Thaiden und Melperts – für zwei Nächte: Freitag auf Samstag sowie Samstag auf Sonntag), Oberbernhards (Jugendherberge), Petersberg (Rathaus, Kirche) sowie Tann, Gersfeld, Ebersburg und Großenlüder (reguläre Abschaltung nachts); (in Thüringen) Unterweid, Buttlar (mit Ortsteilen Wenigentaft, Bermbach, Borbels, Mieswarz, Gerstengrund), Schleid (mit Ortsteilen Motzlar, Kranlucken, Zitters) und die Stadt Geisa (mit Borsch, Bremen, Otzbach, Wiesenfeld, Geismar, Spahl, Ketten, Apfelbach, Reinhards, Walkes).
"Wir freuen uns über die positive Resonanz aus den Kommunen", erklären die Leitungen der Biosphärenreservatsverwaltungen, Doris Pokorny (Bayern), Torsten Raab (Hessen) und Ulrike Schade (Thüringen) in der Pressemitteilung. "Uns ist bewusst, dass sich gern noch mehr Kommunen beteiligen würden. Die Möglichkeiten des Abschaltens in den unterschiedlichen Versorgungsgebieten sind anders geregelt und mit unterschiedlichem Aufwand verbunden. Umso schöner ist es, dass sich so viele beteiligen."
Ausführliche Informationen zum Schutz der Nacht und zum Thema Beleuchtung findet man im Internet unter www.biosphaerenreservat-rhoen.de/sternenpark
Alle Angebote im Rahmen der Sternenparkwochen finden Interessierte auf der Internetseite der Rhön GmbH: www.sternenparkrhoen.de/sternenparkwochen