Es war kurz vor der jährlichen Bilanz-Pressekonferenz der Rhön-Klinikum AG am 26. April, da überraschte Fresenius die Börsianer und wohl auch die meisten im Vorstand des Unternehmens mit der Ankündigung, die Rhön-Klinikum AG übernehmen zu wollen. Kaufangebot: 22,50 Euro pro Aktie, rund 50 Prozent über Kurs an diesem Tag. Seit Jahresbeginn war dieser so um die 15 Euro gependelt. Eugen Münch, Aufsichtsratsvorsitzender, und mit 12,45 Prozent Aktienanteil zusammen mit seiner Frau Hauptaktionär, hat sich für den Verkauf der Aktien ausgesprochen und rät dies auch den anderen Aktionären.
Für viele von ihnen ein gutes Geschäft, nachdem jetzt das offizielle Kaufangebot von Fresenius vorliegt – und vorausgesetzt, das Kartellamt hat nichts gegen den Verkauf einzuwenden. Wie gut das Geschäft wird, hängt natürlich davon ab, bei welchem Kurs die Aktienkäufer eingestiegen sind.
Interessant ist da der Blick auf den Aktienwert am Tag des Börsengangs. Bei einem Grundkapital von 345 580 00 Euro und insgesamt 138 232 000 Aktien ergab sich am 27. November 1989 ein Wert von 2,50 Euro je Aktie. 20 Euro weniger, als Fresenius jetzt bietet.
So ungefähr auf diesem Level blieb die Aktie in den darauffolgenden Jahren. Der Kursanstieg begann 1993, als das Grundkapital durch Bareinlagen von 30 auf 36 Millionen Mark stieg. Von da an ging es stetig aufwärts. Nach dem Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 3 stieg der Kurs auf über neun Euro. Wer also damals Aktien für neun Euro kaufte und jetzt für 22.50 Euro verkauft, hat pro Aktie in 13 Jahren 13,50 Euro Gewinn gemacht – eine respektable Rendite von 150 Prozent in dieser kurzen Zeit.
Bis 2001 war der Kurs auf rund 18 Euro gestiegen. Wer damals Rhön-Klinikum-Anteile kaufte, hat immer noch gut verdient, wenn er jetzt verkauft – immerhin immer noch 25 Prozent in elf Jahren. Von da an ging es dann mit dem Kurs der Rhön-Klinikum-Aktie wieder nach unten, ausgenommen eine Spitze im April 2002, als der Kurs wieder 17 Euro erreichte.
Ein guter Einstiegskurs wäre dann wieder im Mai 2003 gewesen. Da standen die Rhön-Klinikum-Anteile zeitweise knapp unter sieben Euro. Wenn die damaligen Käufer jetzt verkaufen, haben sie in neun Jahren rund 220 Euro Rendite erwirtschaftet.
Von da an ging es mit dem Kurs wieder deutlich aufwärts, bis 24 Euro im Juni 2007. Wer damals Rhön-Klinikum-Aktien kaufte, der wird keinen Gefallen daran finden, seine Anteile jetzt an Fresenius abzutreten. Bei deren Angebot von 22,50 Euro sind pro Aktie in fünf Jahren 1,50 Euro Verlust zu verzeichnen. Für Käufer im September 2008 gilt Ähnliches, damals lag der Kurs mit 23,50 Euro ebenfalls klar über dem jetzigen Fresenius-Angebot.
Danach ging der Kurs wieder nach unten bis unter 15 Euro. Bis zur Kaufankündigung von Fresenius am 26. April stieg er aber nicht mehr bis auf 20 Euro. Nach der Ankündigung allerdings erreichte der Kurs fast das Angebot von 22,50 Euro. Aktuell liegt er knapp unter 22 Euro. Wer jetzt kauft, könnte also immer noch ein bisschen was verdienen.
Jetzt bleibt abzuwarten, ob der Deal auf dem Gesundheitsmarkt tatsächlich zustande kommt. Denn der geht nur über die Bühne, wenn Fresenius 90 Prozent der Aktien plus eine kaufen kann. Schafft Fresenius das nicht, wird es nichts mit dem Kauf.
Steuern auf Aktien
Wer vor dem 1. Januar 2009 gekauft hat, kann davon ausgehen, den Gewinn, den er mit dem Verkauf der Rhön-Klinikum-Aktien macht, nicht versteuern zu müssen. Das gilt, wenn er nicht mehr als ein Prozent der Aktien hält. Im Fall Rhön-Klinikum läge diese Obergrenze bei rund 31 Millionen Euro. Wer mehr als ein Prozent der Anteile hält, für den wird es steuerlich komplizierter. Aber auch wer mit seinem Aktienanteil unter dieser Grenze liegt, vielleicht nur ein paar Hundert oder 1000 Euro angelegt hat, der muss Steuern zahlen, wenn er erst nach dem 1. Januar 2009 gekauft hat. Seitdem gibt es die sogenannte Abgeltungssteuer. Für den Verkauf der Aktien, die nach diesem Stichtag erworben wurden, werden pauschal 25 Prozent Steuern aus dem Betrag fällig, der sich aus dem Verkaufserlös minus dem Kaufpreis ergibt.