Erst die Arbeit dann das Vergnügen. Bevor Hubert Aiwanger seine Tour durch Nordbayern beim Starkbieranstich in Kürnach abschließen konnte, ließ der Bundes- und bayerische Freie-Wähler-Vorsitzende am Donnerstagnachmittag in Bad Neustadt zunächst eine Informationsflut über sich ergehen. Im Technologietransferzentrum (TTZ) erkundigte er sich nach der Entwicklung der Einrichtung, die eben das erste Lebensjahr hinter sich hat.
Fremd wirkte der typische niederbayerische Dialekt des Landshuters zwischen den fränkischen Idiomen bei der Begrüßung in der Walter-Preh-Schule, unter deren Dach das TTZ untergebracht ist. Als allerdings Bürgermeister Bruno Altrichter und Landrat Thomas Habermann den Gast und seinen Begleiter, den Landtagsabgeordneten Günther Felbinger im vertrauten Du begrüßten, war die Atmosphäre sogleich entspannt.
Nach einer kurzen Erläuterung von Schulleiter Kurt Haßfurter, der über die umfassende energetische Sanierung des Gebäudes informierte, übernahm gleich Professor Ansgar Ackva, der Leiter des TTZ, die Regie. Angesichts eines recht engen Zeitplans, der anschließend einen Besuch Aiwangers in Bad Königshofen vorsah, beschränkte sich der Wissenschaftler auf eine geraffte Bilanz der einjährigen Tätigkeit und eine grobe Umschreibung der Einrichtung als Niederlassung der FH Würzburg-Schweinfurt.
Diese Fachhochschule erfülle nicht nur einen Lehrauftrag, sondern habe begonnen, Institute aufzubauen, in denen Forschung betrieben werde. Eines davon, das jüngste, sei eben das TTZ für Elektromobilität in Bad Neustadt mit inzwischen bereits zehn Mitarbeitern. Das TTZ verstehe sich als Bindeglied zwischen Forschung und Firmen, die wiederum entscheidend zu seiner Existenz beitragen.
Ein zweiter Aspekt der Arbeit bestehe in der Verbesserung der Ausbildung für hoch qualifizierte Fachleute aus der Region. „Akademiker von hier bleiben lieber hier, als Fachleute von außerhalb“, beteuert Ackva.
Daher sei ihm daran gelegen, Firmen für hoch qualifizierte Berufe anzusiedeln und auf dem Gebiet der Elektromobilität ein breites Ausbildungsangebot zu schaffen, wie es inzwischen unter dem Dach der Berufsschule entstanden sei.
Aus dem Vortrag wurde eine lebendige Diskussion, als Ackva die Projekte vorstellte, die vom TTZ betreut werden und in die große Bad Neustädter Firmen, aber auch Unternehmen aus Mainfranken eingebunden sind. Beispielsweise befasse sich ein Projekt mit intelligenter Stromverteilung. Wie häufig beklagt werde, verpuffe Strom ungenutzt, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort hergestellt werde. Aiwanger stimmte zu und warb für eine dezentrale Versorgungsstruktur. Seiner Ansicht nach sei zumindest ein Teil der geplanten, immens teuren Stromtrassen von Nord nach Süd überflüssig, wenn die vorhandenen dezentralen Strukturen effektiv genutzt würden.
Zum Bedauern von Ulrich Leber, dem technischen Leiter der Stadtwerke, wird die staatliche Forschungsförderung auf diesem Gebiet jedoch vernachlässigt. Überhaupt deuteten die Teilnehmer enorme Probleme bei der Klärung von Förderzuständigkeiten an.
So erhofft sich Altrichter vom bayerischen Wirtschaftsministerium mehr Unterstützung zur Ansiedlung von Kompetenzen hier im ländlichen Raum. „Dafür könntest du ja zuständig sein“, ermunterte Altrichter lachend den Landtagsabgeordneten, der schon nach eineinhalb Stunden zum Aufbruch rief.