Wie schafft man Gemeinschaft? Dies ist wohl die Kernfrage für die elf Gemeinden im Streutal, die sich die Gründung einer Allianz auf ihre kommunalen Agenda geschrieben haben. Mit dem Leitgedanken „Zukunft gemeinsam gestalten“ als Ziel. Der Schlüssel ist ILEK, weil das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept eine Vielzahl von Instrumenten dazu an die Hand gibt. Und in beiden Themenfeldern steckt man mittendrin, sowohl was den Allianzgedanken betrifft wie auch, was die Fortentwicklung des ILEK-Prozesses angeht. Also waren die Inhalte siebten Lenkungsgruppen-Sitzung vorgegeben, die die Bürgermeister mit den verantwortlichen Planern im Fladunger Rathaus diskutiert und bearbeitet haben.
Inwieweit der Allianzgedanke bereits im Bewusstsein der Bevölkerung im Streutal verankert ist, bleibt als Frage zunächst unbeantwortet. Bei allen drei Projekt-Werkstätten im März, jeweils als Bürger-Workshops ausgeschrieben, ist die Bürgerbeteiligung hinter den Erwartungen der Planer und Macher zurückgeblieben.
„Enttäuschend und frustrierend“ fasste Eberhard Streit als Sprecher der Streutal-Allianz die Resonanz der Bevölkerung auf diese Form der Mitbestimmung zusammen, wenngleich sich die Ergebnisse in dem Fazit „Qualität geht über Quantität“ doch sehr positiv widerspiegeln. Die aktive Mitarbeit der anwesenden Bürger jedenfalls verdiente ein Sonderlob.
Was mobilisiert die Bürger?
Das Phänomen ist nicht neu und speziell im Streutal ausgeprägt. Es gibt eben Personenkreise, die über die klassischen Bürgerveranstaltungen nicht erreicht werden können. Somit bleiben potenziell wertvolle Hinweise zur Stadt- oder Dorfentwicklung ungenutzt. Allgemeiner Tenor: „Bürgerbeteiligung kommt dann, wenn es gegen etwas geht und nicht für etwas.“
Für Michael Kuhn vom Amt für Ländliche Entwicklung stellt sich generell die Frage, „ob die Form der Bürgerbeteiligung noch gewünscht ist“? Und Alexander Zeller von der Regierung von Unterfranken stellt ebenso wie Bürgermeister Eberhard Streit die Überlegung in den Raum, „statt Bürger-Werkstätten doch gleich Experten-Workshops“ zu veranstalten.
Und solche Experten-Runden werden in einem der nächsten Schritte den ILEK-Prozess begleiten. Sicherlich von großem Nutzen und unverzichtbar, wenn zum Beispiel beim Thema Daseinsvorsorge die medizinische Versorgung in der Zukunft diskutiert wird. Hier ist vor allem das Expertenwissen der Ärzte vor Ort gefragt. Unbestritten wohl auch die Einbeziehung von Unternehmern und Arbeitgebern, wenn es um Aspekte wie Standortprofilierung von Firmen geht, oder es sich um Arbeitsplätze und ihre Besetzung mit Fachkräften oder die Möglichkeiten der Ausbildung junger Menschen in der Region handelt. Keine Frage, beim Thema Tourismus – Chancen und Entwicklung – sind doch eher die Fremdenverkehrsreferenten, die in den Gemeinden gute Arbeit leisten, am Zuge. Damit sind die Expertenrunden beileibe nicht ausgeschöpft, schließlich werden die Vertreter der Fachstellen und Behörden über den Planungsstand und über wichtige Projekte seitens der Allianz ebenfalls ausgiebig informiert.
Neuer Informationsfluss
Wie erreicht man Gemeinschaft? Wohl auch darüber, dass sich die Bürgermeister innerhalb der Lenkungsgruppe über die aktuellen Entwicklungen in ihren Kommunen für die gesamte Allianz austauschen. In Form kurzer Statements machte der Informationsfluss nun die Runde und soll künftig elementarer Teil der Tagesordnung sein.
Als Beispiele seien hier angeführt: Bürgermeisterin Agathe Heuser-Panten (Fladungen) informierte bei der Eröffnungsfahrt des Rhön-Zügles zur Saison 2017 über die Entwicklung und über Zukunftsvisionen für die Museumsbahn, die einem geladenen Kreis vorgestellt wurden (wir berichteten). Bereits als Erfolg wertete stellvertretender Bürgermeister Dietmar Zink das kommunale Förderprogramm, das die Gemeinde Sondheim/Rhön seit Beginn des Jahres für Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen zur Erhaltung und Nutzung vorhandener Bausubstanz anbietet.
Das Themenfeld Tourismus liegt Bürgermeister Fridolin Link (Hausen) am Herzen. „Wir müssen uns zeigen und die Gäste ins Streutal holen“, zeigte er sich als Verfechter der „Rhöner fünf“ , die für die Orte Mellrichstadt, Ostheim und Fladungen sowie Oberelsbach und Bischofsheim überall im Lande die Werbetrommel rühren. Was die kommunalen Fördermaßnahmen in Sachen Innenentwicklung angeht, plädiert Link für ein einheitliches Konzept.
Das Thema Radwegenetz ist in Hendungen aktuell, wie amtierender Bürgermeister Alfred Kaiser berichtete. Die Gemeinde macht sich dafür stark, dass die Achse Mellrichstadt nach Bad Königshofen ausgebaut wird. Für das Schullandheim Rappershausen als Radsportzentrum sicherlich ein Gewinn.