Es sind winzig kleine filigrane Motive, eingeritzt in Ringe oder Broschen, die in den nächsten sechs Monaten im Museum Schranne in Bad Königshofen zu sehen sind. "Antike Gemmen aus ganz Bayern, wobei das älteste Stück in Brendlorenzen bei Ausgrabungen gefunden wurde," sagt Mathias Will bei der internen Eröffnung. Er ist zuständig für die Zweigmuseen der Archäologischen Staatssammlung in München.
Bürgermeister Thomas Helbling, der gemeinsam mit Museumsleiter Andreas Rottmann die Ausstellung als erster besichtigte, war begeistert. "Schön, dass sie uns solche Schätze hierherbringen und ausstellen." Im Eingangsbereich des Museums gibt es bereits einen kleinen Einblick, der dann im Gewölbekeller viele Besucher staunen lassen wird.
Eröffnet wurde die Ausstellung "Kunst in Miniatur – Antike Gemmen aus Bayern", am 12. Oktober 2019 in der Residenz in München. Ihren Abschluss findet sie nun im Archäologischen Museum Schranne in Bad Königshofen. Zur Ausstellung gibt es einen Katalog mit der wissenschaftlichen Bearbeitung der Exponate und dem Thema "Gemmen". Das sind geschliffene Halbedelsteine mit einem eingraviertem Motiv, die oftmals auch als Siegelring verwendet wurden, sagt Mathias Will. Das Herstellen solcher Gemmen wurde von einem eigenen Berufszweig ausgeführt. Es sind kleine Kunstwerke, die oft mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen sind. "Deshalb liegt immer eine Lupe dabei." Erst dann erkennt man die Feinheiten.
Schenkungen oder Funde bei Ausgrabungen
Es waren oftmals Schenkungen an die Museen oder Funde bei Ausgrabungen, so wie einst in Brendlorenzen. Die dazugehörige Karte zeigt, dass alle anderen Fundorte im Voralpenraum liegen und die Gemmen entsprechend zugeordnet werden können. Gemmen, die meist in Ringen aus Eisen, Bronze, Silber oder Gold verarbeitet waren, wurden oftmals als Siegel verwendet. Die Ausstellung in Bad Königshofen zeigt die Miniaturschnitzereien verschiedener Motive von Götterfiguren bis zu mythologischen Szenen.
Eine Besonderheit ist der Fund aus Brendlorenzen, der eine Frau im Kleid zeigt. Mathias Will erklärt dazu, dass die Römer im ersten Jahrhundert nach Christus das Land südlich der Donau, um Augsburg, eroberten. Ihre Ankunft hat damit vor allem die kulturelle Entwicklung des Voralpenraums stark beeinflusst. Das zeigt sich in den Darstellungen der kleinen Gemmen, denn dort finden sich Zeugnisse der neuen Kultur, die die Römer mitbrachten. Götter wie Achilles, Herkules als jüngerer und älterer Mann ist ebenso zu sehen, wie eine Wölfin, die ihre Jungen säugt. Gemmen zeigen aber auch Symbole der Liebe und Freundschaft und zwar als zwei ineinander liegende Hände. Auch die Welt der Natur mit Tieren findet man auf den kleinen Schmuckstücken.
Zeichen der Echtheit von Dokumenten
Mit zahlreichen individuellen Motiven wurden sie in Ton oder Wachs gedrückt und waren Zeichen der Echtheit von Briefen und Dokumenten. Gemmen dienten aber nicht nur als Siegel, sondern wurden oftmals auch als Schmuck in Ringen, Ohrringen und Halsketten getragen. Immer wieder staunt man beim Betrachten der filigranen Motive auch über den Ideenreichturm bei der Gravur und Geschicklichkeit des Künstlers. Auch im mittelalterlichen und neuzeitlichen Bayern erfreuten sich antike Gemmen großer Beliebtheit und wurden vielfach nachgeahmt. Die Ausstellung zeigt beeindruckende Beispiele aus dem kirchlichen und höfischen Kontext und beleuchtet die Aspekte Sammeln und Forschen.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Archäologischen Museums täglich, außer montags, von 14 bis 17 Uhr zu sehen.