Ordnungsamt – klingt langweilig, ist es aber nicht. Man muss nur Arno Büttner zuhören, der als Chef des Bad Neustädter Ordnungsamts Ende Mai in Ruhestand geht. Sachlich, neutral, unabhängig und berechenbar muss man seiner Ansicht nach an der Spitze dieses Amtes sein. Darauf hat Büttner über 15 Jahre lang Wert gelegt.
Schließlich gehört das Ordnungsamt zur sogenannten Eingriffsverwaltung, die Bürger oft auffordert, etwas zu tun, etwas zu lassen oder etwas zu dulden. Da gibt es schon mal Konfliktpotenzial. Büttner erinnert sich an Situationen, als es nötig war, die Polizei zu rufen. Wenn jemand im Ordnungsamtsbüro tobte, ihn und seine Mitarbeiter bedrohte, wenn jemand mit einem Messer herumfuchtelte oder den Satz fallen ließ „Ich weiß, wo du wohnst“. Manchmal nur wegen eines Parktickets. Denn die städtische Verkehrsüberwachung gehört zu den Aufgaben des Ordnungsamtes.
Für jedes Schild eine Anordnung
„Für das Aufstellen jedes Verkehrsschilds“, so Büttner, „für jeden weißen Strich auf der Straße ist eine Anordnung nötig.“ Jede Sperrung muss angeordnet, jeder Parkplatz ausgewiesen werden. Alles Sache des Ordnungsamts, so Büttner. Die Gebührenstruktur soll dann helfen, zu steuern, wann und wie lange wo geparkt wird. So wurde in der Amtszeit von Büttner für das Parken im Bereich Rhön-Klinikum eine Gebührenstruktur zur Steuerung der Parkplatzsituation eingeführt, die verhindert, dass Parkplätze ganze Tage belegt sind.
Dass irgendwann in der Freizeit das Telefon bimmelt oder der Piepser losgeht, damit muss man als Chef des Ordnungsamts rechnen. Denn das Ordnungsamt ist für die Feuerwehren der Stadt zuständig. Das bedeutet, so Büttner, dass man jedes Mal mitalarmiert wird, wenn eine der Wehren ausrückt. So 3000-mal dürfte das bei ihm in den vergangenen 15 Jahren der Fall gewesen sein, schätzt er. Nimmt man alle Wehren im Stadtgebiet zusammen, dann muss man im Durchschnitt so alle eineinhalb Jahre die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs organisieren. Um die Feuerwehren hat sich Büttner immer gerne gekümmert: „Was da alles ehrenamtlich geleistet wird, das ist einfach fantastisch.“
Auch mal einen Leichenpass ausstellen
Ein großes Aufgabengebiet für das Ordnungsamt ist das Bestattungswesen. Immerhin sind sieben Friedhöfe zu betreuen. Seit 2007 übrigens mit der Möglichkeit der naturnahen Bestattung, erklärt Büttner. Nicht alle Menschen, die in Bad Neustadt sterben, werden aber auch hier begraben. Wenn Patienten in einer der Bad Neustädter Kliniken sterben, dann werden die normalerweise in ihren Heimartort gebracht. Ist der im Ausland, muss das Ordnungsamt für einen internationalen Leichentransport einen sogenannten Leichenpass ausstellen, erklärt der scheidende Ordnungsamtschef. Dabei muss hin und wieder auf religiöse Vorschriften Rücksicht genommen werden – wenn zum Beispiel ein Toter innerhalb von 24 Stunden bestattet sein soll, das Begräbnis aber 9000 Kilometer entfernt ist. Man kann sich vorstellen, dass da Organisationstalent gefragt ist.
Was immer mehr zunimmt, ist laut Büttner die Zahl derer, die ohne soziales Umfeld sterben, die keine Verwandten mehr haben oder die keiner kennt. Findet sich niemand, zahlt die Stadt zunächst eine Sozialbestattung. 10 000 Euro stehen dafür im Haushalt. Bisher reicht das über die Jahre gesehen aus. „Es gab aber schon Jahre, in denen der Betrag schon im Februar aufgebraucht war“, sagt Büttner. Bei der Suche nach Verwandten hat Büttner auch schon Google geholfen. Mit Hilfe der Suchmaschine fand er die Tochter eines Verstorbenen, die jahrelang keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater hatte.
Wohncontainer für Obdachlose
Für Obdachlose ist das Ordnungsamt ebenfalls zuständig. Für sie hält die Stadt in der Saalestraße zwei Wohncontainer bereit. Die sind vor allem über den Jahreswechsel belegt. Büttner erklärt warum: Gerade dann werden erfahrungsgemäß viele Menschen aus Nervenkliniken oder aus der U-Haft entlassen. Haben die in der Zwischenzeit ihre Wohnung verloren, sind sie ohne Bleibe. „Wenn aber beispielsweise nach einem Streit zuhause jemand aus der Wohnung geworfen wird, ist die Stadt nicht zuständig bei der Suche nach einer Unterkunft“, erklärt Büttner.
All das und viele weitere Aufgaben des Ordnungsamtschefs wie etwa beim Jugendschutz, bei der Genehmigung von Außenbewirtung auf öffentlichem Grund, bei der Vergabe des Marktplatzes und des Festplatzes für Veranstaltungen oder bei der Organisation von Wahlen, für die immer viele Helfer zu suchen sind, wird Büttner sicher vermissen. Er hat seinen Job gerne gemacht, sagt er, auch wenn er dafür schon Mal am ersten Weihnachtsfeiertag rausgeklingelt wurde und immer mal wieder auf der Straße mit den Worten auf seine Arbeit angesprochen wurde: „Weil ich dich grad seh'...“ Er hat sich aber nie auf seine Funktion reduzieren lassen. Darauf ist er stolz, und auch darauf, dass er keinen Freund verloren hat – trotz der Eingriffe, die sein Job mit sich bringt.
Seinen Nachfolger hat Büttner schon eingearbeitet. Künftig ist Fabian Helmerich Chef des Ordnungsamts. Der gelernte Jurist stammt aus Schweinfurt.