Auf einem Hocker sitzend, meterlange Weidentriebe durch die Hände gleitend und ineinander flechtend – so kennt man Karl Weber. Der als Rhöner Korbmacher bekannte Leubacher feierte am Donnerstag, 9. September, seinen 90. Geburtstag. Aufgrund seiner freundlichen, humorvollen und geselligen Art genießt der 90-Jährige in seiner Heimat größte Wertschätzung. Zu den vielen Gratulanten zählte unter anderem Bürgermeister Michael Schnupp, dessen Großvater dem Jubilar in guter Erinnerung geblieben ist.
Fürs Salto schlagen bekannt
Die 90 Jahre sieht man Karl Weber nicht wirklich an, auch wenn die Knie mittlerweile etwas schmerzen. "Einen Salto bekomm ich nimmer hin", scherzt der 90-Jährige, der immer einen guten Spruch auf Lager hat. Das Körbeflechten, das ihn im ganzen Rhöner Land bekannt gemacht hat, gab er zwar unlängst auf, trotzdem ist sein Hobby noch sehr präsent: Auf vielen Bildern, die ihn beim Körbemachen zeigen.
Dabei wäre er gar nicht zu seiner Bekanntheit gelangt, wenn Ehefrau Hildegunde nicht gewesen wäre. Die arbeitete 1990 im Fladunger Freilandmuseum und meldete ihn – wohlgemerkt ungefragt – zum ersten Museumsfest als Korbmacher an. "Ich fiel damals aus allen Wolken", erzählt Karl Weber lachend. Er hatte das Flechten zwar gelernt, war dem aber eine lange Zeit nicht mehr nachgegangen. Doch Hildegunde vertraute auf sein Können und sollte Recht behalten. Karl Weber wurde zum festen Bestandteil des Museumsprogramms und zum "Maskottchen", wie er selbst sagt, der "Rhöner Fünf", dem Tourismus-Verbund der Gemeinden Fladungen, Ostheim, Oberelsbach, Mellrichstadt und Bischofsheim. Er hielt sogar zahlreiche vhs-Kurse.
Heimatliebe und Fernweh
Aber auch bevor Karl Weber sich beim Körbeflechten über die Schultern schauen ließ, war er bereits ein fleißiges Kerlchen. Als Kind musste er als Zweitältester von vier Brüdern auf dem Hof seiner Eltern mithelfen. Der Vater war Ski- und Schlittenbauer und betrieb Landwirtschaft. Mit 19 Jahren zog es Karl in die Ferne. Als junger Mann landete er in Düsseldorf, Köln oder auch Frankfurt: "Arbeit gab es überall".
Doch irgendwann war Schluss mit dem Vagabundenleben und Karl kehrte in sein Heimatdorf Leubach zurück. Dort traf er auf das frühere Nachbarsmädchen Hildegunde, die eine junge Frau geworden war. Die beiden verliebten sich ineinander. "Wahrscheinlich wollt' se mich bloß, weil ich e Auto hatt", scherzt Karl Weber. Doch Hildegundes Gefühle waren natürlich echt und die beiden schlossen am 3. Juni 1961 den Bund fürs Leben. Bereits neun Monate später konnte sich das Paar über die Geburt von Sohn Stefan freuen. Zwei Jahre später kam Tochter Barbara zur Welt und mit Sohn Matthias war die Familie dann komplett.
Gemeinsam im Basaltwerk gearbeitet
Beruflich war Karl Weber zunächst als Gerätefahrer im ehemaligen Basaltwerk bei Fladungen tätig. Dort arbeitete auch der Großvater von Bürgermeister Michael Schnupp. "Das war eine schöne Zeit", erzählt der Jubilar dem Stadtoberhaupt mit vielsagendem Lächeln. Danach war Karl Weber 28 Jahre, bis zu seiner Rente, bei der Firma Ditschke in Fladungen beschäftigt.
Mit Ehefrau Hildgunde, von der er im November 2020 nach 59 Ehejahren für immer Abschied nehmen musste, teilte Karl Weber viele Leidenschaften, vor allem aber das Reisen. "Der Opa und die Oma waren überall", erzählt seine Enkelin, die - wie auch die sieben weiteren Enkelkinder - unheimlich stolz auf den Opa ist. Ob Spanien oder Schweden – die Webers zog es in die weite Welt hinaus. "Mit den Rhöner Fünf kamen wir auch ganz schön rum", ergänzt Karl Weber. Dafür ist er heute noch sehr dankbar.
Noch immer zufrieden und humorvoll
An seinem Ehrentag zeigte sich der Jubilar wie ihn alle kennen: unterhaltsam und zufrieden. Denn auch mit 90 hat Karl Weber nichts von seinem Humor und seiner Tatkraft verloren. Bürgermeister Michael Schnupp übermittelte die besten Glückwünsche der Stadt und übergab Gutschein und Urkunde. Den guten Wünschen schloss sich auch Pastoralreferentin Iris Will-Reusch an, die zudem noch ein Glückwunschschreiben von Bischof Franz Jung vorlas.