Vier Autospuren auf der rechten Seite, fünf für den Gegenverkehr auf der anderen und mitten drin ein betonierter Radweg, der wie aus Zauberhand aus dem Untergrund hervorkommt. Unendliche Weiten soweit das Auge reicht. Viele Stunden alleine auf dem Highway. Dann eine Autogeräusch von hinten. Der Fahrer eines Pick-Ups setzt den Blinker, holt beim Überholen weit aus, winkt freundlich, schon fast vertraut und schert weit vor Gerhard Wendler wieder ein.
Dann wieder nur die Stille und die endlos scheinende Straße. Die Frage, ob wohl hinter der nächsten Anhöhe in vielen Meilen voraus ein Haus steht, wurde zur spannenden Sache.
Gerhard Wendler, von Beruf Sozialarbeiter, ist ein waschechter „Neuschter“, wuchs in der Gartenstadt auf und wechselte vor 49 Jahren in seine Wahlheimat. Seitdem fühlt er sich in Roth bei Nürnberg sichtlich wohl. Seit seiner Pensionierung vor vier Jahren zieht es ihn in die weite Welt hinaus. Und das mit dem Rad. Seine erste große Tour führte ihn zu den Polarlichtern im hohen Norden Finnlands. Seine Eindrücke der 9000 Kilometer Tour packte er in eine tolle Fotoshow mit Reisebeschreibung und das Reisefieber per Drahtesel ließ ihn nicht mehr los.
Amerika als sportlicher Höhepunkt
Irland stand als nächstes großes Ziel auf seinem Plan. Noch mitten im Irland Trip schmiedete er schon den nächsten Plan. Amerika sollte sein sportlicher Höhepunkt seines Lebens werden.
Gerhard Wendler ist der Sohn des Patenonkels von Thomas Golz. Der Sälzer organisierte im Sälzer DJK Sportheim nun eine Reisepräsentation mit einem bestens aufgelegten 65-jährigen, der wirklich viel zu erzählen wusste. Vor der Leinwand das Rad, das dem Radelfreund in 117 Tagen und über 8670 Kilometer ein „treuer Freund“ war und ihn trotz manch kleiner Panne und Reparaturmaßnahme sicher durch Amerika begleitete.
Viele Staaten durchquert
Von Ost nach West. Amerikaner lieben nicht nur große Autos, sondern auch das Radfahren. Tolle Radwege führten Wendler nach einer 14-tägigen Seereise im Containerfrachter durch die Vereinigten Staaten. Von Atlantic City bis nach Vancouver BC, über Philadelphia durch Indiana und Michigan, Wisconsin, Montana, Oregon, Washington oder Idaho.
Vor allem beim Vergleich der Bevölkerungsdichte und Größe im Gegensatz zu Deutschland brachte Wendler die zahlreichen Gäste seiner Reisepräsentation immer wieder zum Staunen. Schmunzeln mussten diese, als Wendler zum Thema „Wildpinkeln“ erzählte. „Du steht?s in der Einöde, scheinbar weit und breit kein Menschen. Die Notdurft beschäftigt einen und plötzlich steht ein Ranger wie aus dem Nichts hinter dir“.
Freundliche Passanten begleiten den deutschen Radler bis zum nächsten Dixi-Häuschen und passten noch aus sein Fahrrad auf. Mit dabei der Ranger im Geländewagen. Die Nottoilette stand mitten in der Wildnis am Straßengraben. Bei uns undenkbar.
Freundlich empfangen
Was Amerika für Gerhard Wendler auch ausmachte, ist die unendliche Freundlichkeit, vor allem Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Immer wieder wurde er in Familien zum Essen und Nächtigen eingeladen und so mancher Kontakt hält bis heute. Nach einem Abstecher in Richtung Kanada endete der Trip. Ob es sein Letzter war, steht noch in den Sternen. Wenn nein, dann soll er aber etwas kürzer ausfallen.