Sein Verbleib in Neustadt an der Saale nach Ende des Ersten Weltkrieges galt als Glücksfall für die Stadt. Sein tragisches Ende ein gutes Vierteljahrhundert später als ein Unglücksfall par excellence. Am 7. April 1945 wurde Jakob Preh mit einer weißen Friedensfahne in der Hand von SS-Leuten hinterrücks erschossen.
Ein völlig sinnloser Tod im zu Ende gehenden Zweiten Weltkrieg. Die Verdienste von Jakob Preh für das von ihm gegründete Unternehmen und auch für Bad Neustadt wirken bis heute nach. Eine Gedenkveranstaltung zu seinem 75. Todestag wird es aber aufgrund der Corona-Krise nicht geben.
Preh-Werke wurden zunächst als "Saisonbetrieb gegründet"
Eigentlich legen Preh-Azubis jährlich am 7. April einen Kranz zu Ehren des Firmengründers Jakob Preh an der Gedenkstelle auf dem Firmengelände nieder. In diesem Jahr geht das aber nicht, Corona ist der Grund dafür. Auch auf eine Gedenkfeier muss die Preh GmbH verzichten, lediglich im firmeneigenen Intranet wird an Jakob Preh erinnert und dessen Verdienste gewürdigt.
Als der Erste Weltkrieg 1918 zu Ende ging, war Jakob Preh, Jahrgang 1889, als Leutnant in Neustadt an der Saale stationiert. Nach der Demobilisierung der Truppen konnte er nicht in seine französisch-besetzte Heimat Kaiserslautern zurückkehren und blieb. Schon ein Jahr später gründete Preh die nach ihm benannten Werke, zunächst als "Saisonbetrieb".
Findiger Unternehmer Jakob Preh nutzte in den Anfängen Tanzsaal und Kegelbahn für seinen Betrieb
Fast schon legendär ist die Betriebsgründung für elektrotechnische Produkte im Tanzsaal und in der einstigen Kegelbahn des sogenannten "Schmitt'schen Gartens", einer ehemaligen Gastwirtschaft unweit der heutigen Stadthalle. Der findige Unternehmer ahnte schon, dass er in der Rhön engagierte Mitarbeiter für seine Produkte finden konnte. Ein weiterer Pluspunkt für Neustadt an der Saale war die günstige Verkehrslage an der D-Zug-Strecke zwischen Stuttgart und Berlin.
Die Preh-Werke wuchsen in den Folgejahren durch das Wirken Jakob Prehs schnell an. In den Jahren nach der Gründung kaufte Preh stetig Flächen für das Unternehmen in der Nachbarschaft auf und erweiterte die Produktionsstätten. Die Einführung des öffentlichen Rundfunks im Jahre 1932 eröffnete Preh neue Geschäftsmöglichkeiten.
Ab 1932 wurde auch Autozubehör produziert
Schon acht Jahre zuvor hatte Jakob Preh seinen "Preh-Funk Type LB 1", ein Zwei-Röhren-Empfangsgerät, bei der Rundfunk-Ausstellung in Berlin vorgestellt. Auf dieser Basis und mit den ab den 30er-Jahren stark nachgefragten Radio-Empfangsgeräten konnte Jakob Preh auch die wirtschaftlichen Krisen der 1920er-Jahre erfolgreich überstehen.
Ab 1932 nahm Preh Autozubehör wie Winker, Blinker, Lampen und Scheibenwischer in das Unternehmensportfolio auf. Mit diesen beiden Sparten, Automobil und Rundfunk, war Preh bestens für eine erfolgreiche Zukunft gerüstet. Wenn da nicht der Zweite Weltkrieg gekommen wäre.
Jakob Preh wollte Kämpfe, Leid und Tod von Bad Neustadt abwenden
Im Jahre 1936 beschäftigte Jakob Preh mehr als 700 Mitarbeiter in seinen Werken. Der hoch angesehene Mann wurde zum Ehrenbürger der Stadt ernannt und war weit über deren Grenzen hinaus geschätzt. Die Ereignisse seines tragischen Todes kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges sind vom früheren Stadtarchivar Dr. Ludwig Benkert genauestens aufgearbeitet und für die Nachwelt gesichert worden.
Demnach stand Neustadt an der Saale am 7. April 1945 vor der Übernahme durch amerikanische Truppen. Jakob Preh wollte unter allen Umständen Kämpfe und somit viel Leid und Tod von der Stadt fernhalten. Er führte Gespräche mit Kreisleiter Andreas Ingebrand wie mit Gauleiter Hellmuth in Untermerzheim.
SS-Untersturmführer erschoss Jakob Preh
Letzterer sicherte Preh zu, dass Neustadt zu einer Lazarettstadt umfunktioniert werden sollte. Eine solche durfte nicht in Kämpfe verwickelt werden. Mit dieser Nachricht in den Händen kehrte Preh zurück nach Neustadt ins Rathaus. Gegen 17.30 Uhr verließ Jakob Preh mit einer weißen Fahne in der Hand das Rathaus und wurde vor dessen Türen von einem kaum 20-jährigen SS-Untersturmführer erschossen.
Dieser hatte kurz vor dem tödlichen Schuss auf Preh den Befehl erhalten, die Stadt bis auf die letzte Kugel zu verteidigen. Zu einem solchen Ausbruch der Gewalt in Bad Neustadt ist es zum Glück nicht gekommen, was aber am tragischen Tod von Jakob Preh am heutigen 7. April vor 75 Jahren nichts mehr änderte.
In seiner Aufarbeitung der Ereignisse vom 7. April 1945 schreibt Ludwig Benkert: "So ist Jakob Preh nicht nur durch sein Lebenswerk, sondern vor allem durch sein mutiges Eintreten für die Rettung der Stadt – bei aller Tragik – seinen Mitbürgern zum großartigen menschlichen Vorbild geworden."