
Am 27. November, dem Tag der Ewigen Anbetung, waren es auf den Tag genau 70 Jahre, dass Gustav "Gustl" Müller seinen Dienst als Organist in der Pfarrgemeinde Heustreu antrat. Mit Händen und Füßen verkündet er seither auf seine Weise das Lob Gottes.
In den 50er Jahren ging man mit elektrischer Energie nicht so großzügig um wie heute. Und als die Kirchenverwaltung spitz bekam, wie viel Strom das Gebläse der Orgel verbrauchte, da begrenzte sie die wöchentliche Übungszeit auf eine Stunde. Mit dem Strom gab es damals ein weiteres Problem: Nachdem der Pfarrer von der Kanzel herab seine Schäfchen rund gemacht hatte, schwieg die Orgel wegen akutem Mangel an elektrischer Power.
Und das kam so: a) Die Frauen des Ortes besuchten die Frühmesse, damit sie rechtzeitig das Mittagessen zubereiten konnten. Und b) waren von Fa. Feder in Unsleben zwei Haushalte mit elektrischen Kochplatten ausgestattet worden. Daraus ergab sich c): Diese beiden Kochplatten und die Orgel, das war zu viel für die Sicherung in der Trafostation im Bahnweg, sie schaltete auf stur und den Strom für den ganzen Ort ab. Nun begann ein wichtiges Ritual: Der Dorfelektriker Benedikt Müller verließ in aller Ruhe seinen Stammplatz auf der Empore und ging gemessenen Schrittes zu besagter Trafostation. Er hatte Zeit, denn die überhitzte Sicherung musste abkühlen. Pünktlich zum Schlussgesang war die Orgel dann wieder einsatzfähig.
Missfallen erregte es bei den Sangesfreudigen als sie das neue Gesangbuch benutzten, der Organist aber noch fröhlich mit dem alten Notenmaterial herumwerkelte. Da gab es zwischen Liedanzeiger und Lied gewisse Unstimmigkeiten, was deutliche Unruhe im Kirchenschiff verursachte.
Auftritte gab es in über 30 Wallfahrtskirchen. Aber was soll‘s – Orgel ist Orgel! Von wegen! Da kann ein uneingeweihter Gastspieler schon mal an der Frage scheitern "Wo ist denn der (g….verdammte) Einschalter?"
Aber auch die heimischen Instrumente in Pfarrkirche und Michaelskapelle hatten ihre Tücken. Da klemmten schon mal Tasten und die Bekämpfung von unerwünschten Orgelbewohnern, sprich Holzwürmern, gehörte auch zur Tätigkeit eines guten, engagierten Organisten.
Von: Helmut Köberlein (Öffentlichkeitsarbeit & Ehemann der Leiterin, Seniorenkreis Heustreu)