
"Kappenabend beim Schmalhofer (jetzt Schwan und Post), so was gab es früher auch", erzählt Heinz Gauly verschmitzt, als er vom Kennenlernen seiner Frau Anneliese spricht. "Sie war auch da. Wir sahen uns und es hat gefunkt." Seit 65 Jahren sind Anneliese und Heinz Gauly inzwischen verheiratet, und sie sind immer noch glücklich. Man merkt es sofort, wenn sie von ihrem gemeinsamen Leben erzählen. Da wird gelacht, geneckt, verbessert, aber alles in liebevollem Ton. Schließlich haben beide schon ein recht ansehnliches Alter erreicht. Anneliese Gauly ist 89 Jahre alt, Heinz Gauly feierte seinen 92. Geburtstag.
Begonnen hat die Zweisamkeit mit der Hochzeit im Oktober 1958 in Salz. Gewohnt haben die Gaulys ab dann in Würzburg. Geheiratet haben sie in Salz, weil Anneliese aus Bad Neustadt stammt und ihr Vater ein Sälzer war. Sie ist eine geborene Fuchs und die Familie betrieb in der Hohnstraße ein Milchgeschäft mit Eisverkauf. Heinz Gaulys Eltern waren in der Pfalz im Tabakhandel tätig. Er lernte den Beruf des Industriekaufmanns bei der Schweizer Firma Bernhard und wechselte später zu n Firma Reemtsma. Im Auftrag dieser Firma besuchte er die Großkunden in ganz Deutschland. So kam er geschäftlich nach Bad Neustadt zur Firma Reisenweber und folglich zum Kappenabend beim Schmalhofer.
Mainz wurde zur neuen Heimat
In den Jahren 1960, 1962 und 1964 kam Nachwuchs bei Familie Gauly an. Erstgeborener ist Thomas, der jetzt in Frankfurt lebt, Mathias wohnt in Bozen und Tochter Sabine in Mainz. Denn Mainz war ab Mitte der 60er Jahre auch die Heimat von Heinz und Anneliese Gauly. Heinz Gauly war das berufliche Herumreisen leid und fand eine Anstellung als Kirchenverwalter des Bischöflichen Priesterseminars der Diözese Mainz. "Dort war es sehr schön", schwärmt Anneliese noch heute, "wir wohnten direkt neben dem Dom und hatten eine wunderschöne Wohnung."
Die Familie durfte das Schwimmbad, die Sporthalle und den Park des Seminars benutzen. "Das war sehr komfortabel für uns und die Kinder." So kam auch Anneliese zu ihrer Anstellung als Sport- und Schwimmlehrerin in Mainz. 30 Jahre verbrachten sie in Mainz, genau bis zur Pensionierung von Heinz Gauly. Geplant war dann die Rückkehr in Annelieses Heimat. In Salz hatte der verstorbene Schwiegervater ein kleines Haus gebaut. Dieses übernahm das Ehepaar Mitte der 90er Jahre und baute es nach ihren Wünschen aus.
Heinz Gauly, nun Ruheständler, konnte hier seinen Forscherdrang ausleben: Ahnenforschung, Sälzer Ortsgeschichte bis hin zu Karl dem Großen, Familiengeschichten, alles wurde genau recherchiert und dokumentiert. Jahrelang lebte Heinz Gauly mehr in seinem Büro im ersten Stock seines Hauses als in seiner Wohnung im Erdgeschoss. "Ich habe ihn manchmal wochenlang nur kurz beim Essen gesehen", lachte seine Frau heute noch über diese Zeit.
Rund zehn Jahre verbrachte Heinz Gauly mit seinem Hobby und schrieb viele Bücher darüber, die es heute in der Gemeinde Salz noch zu kaufen gibt. Für diese außergewöhnliche Forschung wurde Heinz Gauly zum Ehrenbürger der Gemeinde Salz ernannt. Zudem erhielt er den "Ersten Kultur Ehrenamtspreis des Landkreises Rhön-Grabfeld für die Ahnen- und Flurnamenforschung". Des Weiteren wurde Heinz Gauly mit der "Martinus-Medaille der Diözese Mainz" und der "Pius-Keller-Medaille der Augustiner-Brüder Johann" ausgezeichnet.
Ehepaar lässt es ruhiger angehen
Jetzt lässt es das Ehepaar ruhiger angehen. Einmal in der Woche gehen sie "zu Rolf Brückner nach Mühlbach" zum Essen, erzählen sie. Sonst gehen sie gerne spazieren. Wenn das Wetter mitmacht, halten sie sich draußen in ihrem gepflegten Garten auf. Die Forschung hat Heinz sehr zurückgefahren. Manchmal kommen Anfragen von Privatleuten oder einer Universität. Diese Aufträge nimmt er natürlich noch gerne an und dann verschwindet er wieder in sein Büro im ersten Stock.
Eine schöne Abwechslung und große Freude für Heinz und Anneliese Gauly ist der Besuch ihrer Kinder und Enkel in Salz. Häufiger jedoch, oder fast jeden Tag klingelt das Telefon und dann werden über Videotelefonie die Neuigkeiten in der Familie persönlich ausgetauscht.