Wölfe und Eisbären im Ganzkörperkostüm hatten es am Faschingssonntag gemütlicher als Tanzmariechen und dünn bekleidete Fabelwesen. Ausgestattet mit dickem Pelz ließ es sich beim Umzug der Mellrichstädter Karnevalsgesellschaft (MKG) leichter dem Regen trotzen. Aber Narren sind wetterfest, und so wurden dunkle Wolken einfach weggelacht. Zwischendurch kam sogar kurz die Sonne raus.
In Mellrichstadt führt das Stadtoberhaupt den Zug an. Für Bürgermeister Michael Kraus eine lange ersehnte Premiere. Ihm folgten schlagkräftig die "Bandan Sambistas" aus Hendungen unter der Leitung von Benjamin Balling.
Konsum und Kaufrausch waren Themen
Welt- und Bundespolitik spielten kaum eine Rolle bei den Motivwagen. Dafür hatten viele Akteure mit Pinsel und Farbe ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Besonders die farbenprächtigen Kostüme der Fußgruppen zogen die Blicke magisch an.
Inspiriert durch ein schwedisches Möbelhaus prangerte der "Bullenstall" Fladungen übermäßigen Konsum und Kaufrausch an. Auch dürfte es ihrer Meinung nach völlig gleichgültig sein, was es bei Frau Hinz und Herrn Kunz zum Mittagessen gibt.
Ein Meisterwerk der WA-KA-GE
Schlechte Zeiten? Früher war alles besser? Dann nichts wie weg. Die Wa-Ka-Ge aus Wargolshausen lud unter dem Motto "Trias – Jura – Kreidezeit. Wir erforschen die Vergangenheit" zur Zeitreise ein. Auf ihrem Gefährt, einem wahren Meisterwerk, schwang ein Urzeitvogel seine Flügel. Es folgten schaurig schöne Vampire, welche äußerst bissfest schienen und standesgemäß einen Sarg im Schlepptau hatten.
Internationales Flair kam dank einer Fußgruppe auf, die die Schweizer Nationalflagge schwenkte und ein blumenbepflanztes Alphorn schob. Besonders in den Kurven und an Engstellen war Fingerspitzengefühl gefragt.
Die "Gööger" sind seit Jahren beliebte Stimmungsmusiker, sie bereichern unter anderem die Prunksitzung der "Abschter Fosenöchter". Während als Maskottchen vorne ein kleiner Hahn im Korb saß, spielte und sang das Federvieh – frei nach den Flippers - "Wir sagen Dankeschön."
Begeisterung nach langer Anstinenz
Beide Prinzenwagen der Gastgeber wurden jubelnd begrüßt, ihnen hatten sich zahlreiche weitere närrische Regenten benachbarter Karnevalsgesellschaften angeschlossen, um Süßigkeiten unters Volk zu bringen.
Am Ende des Gaudiwurms wummerten Bässe, junge Leute nutzten die Gelegenheit, es wieder qualmen und krachen zu lassen. Begeisterung pur nach der langen Abstinenz.
Für die MKG erklärte Thomas Dietz, man sei als Veranstalter sehr zufrieden. Ersten Schätzungen zufolge dürften rund 6.000 Menschen unterwegs gewesen sein. Das durchwachsene Wetter hinterließ seine Spuren bei der Besucherzahl. Lichter als sonst schienen die Zuschauerreihen, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tat.
Polizei und Feuerwehr sind zufrieden
Feuerwehrkommandant Timo Kolano informierte, es sei ein ruhiger, äußerst zivilisierter Umzug gewesen. Um 15.30 Uhr beschränkte sich der Einsatz seiner Mannschaft auf die Beseitigung einer Ölspur.
Einsatzleiter Steffen Weber fand seitens der Polizei ausschließlich lobende Worte. "Wir haben alle gut zusammengearbeitet, Absprachen wurden eingehalten, negative Vorkommnisse blieben bis jetzt aus", resümierte er auf Rückfrage und fügte an "Dabei war völlig unklar, was auf unsere Beamten zukommt." Seine Truppe war mit 15 Einsatzkräften vor Ort, ihnen standen zwölf Kollegen der Bundespolizei zur Seite.