Vier talentierte Musiker, ein höchst anspruchsvoller Lehrer und ein Gotteshaus mit hervorragender Akustik: Treffen diese Komponenten aufeinander, kann nur etwas Hochkarätiges dabei herauskommen. So geschehen am Samstagabend in Ostheimes Kirche Sankt Michael.
Unter dem Motto "Keine Angst vor Klassik" bewies das Quartett "Quadro Saxo", dass alte Stücke großer Meister beileibe nicht verstaubt klingen müssen. Ganz im Gegenteil: Das Programm Eva Albersdörfers (Sopransaxophon), Franziska Prallers (Altsaxophon), Sabrina Dinys (Tenorsaxophon) und Felix Steers (Baritonsaxophon) überzeugte mit erfrischend-jugendlicher Leichtigkeit. Der schwungvolle Auftakt sorgte sogleich für wippende Füße unter den Bänken. In seinen alten ungarischen Tänzen, die auf Volksweisen beruhen, fügte Ferenc Farkas kleine Tänze zu einer abwechslungsreichen Suite zusammen. Fröhlich, mitreißend und melodiös machten die "Old Hungarian Dances" gleich noch mehr gute Laune. Dies sei die einzige Bearbeitung des Abends, ansonsten kämen ausschließlich Originalkompositionen zum Vortrag, wie Moderator Sebastian Bortolotti, der auch die Gesamtleitung inne hatte, erklärte.
Nach Erfindung des Saxophons durch den Belgier Adolphe Sax entdeckten immer mehr Komponisten den besonderen Charakter dieses Instrumentes. Manch einer verglich dessen Klang mit dem eines Cellos, des Harmoniums oder der Klarinette, fuhr er fort. Nicolas Savary war einer der wichtigsten Fagottbauer seiner Zeit. Bis heute kennt ihn kaum jemand. Völlig zu Unrecht, denn sein melancholisch anmutendes "Quartett für Saxophon" ist ein Ohrenschmaus. Sauber geblasen trafen die Musiker nicht nur jeden Ton-, sondern gefühlvoll mitten ins Herz.
Caryl Florio komponierte kirchliche Lobgesänge, Hymnen, Opern und Symphonien. Auch Werke für Saxophon stammen aus seiner Feder. Allerdings blieben letztere zu Lebzeiten Florios unveröffentlicht. Eines davon sollte nun, knapp hundert Jahre nach seinem Tod, in Ostheim an den Meister erinnern. Siebzehn Minuten lang dauerte das "Erste Quartett für Saxophon OP 53" von J. B. Singelee. Als musikalische Vorbilder dienten ihm Rossini, Beethoven und Mendelssohn. Sebastian Bortolotti kommentierte den tosenden Applaus mit den Worten "Ja, so kurzweilig können 60 Minuten Klassik sein". Des Lobes voll meinte der Ausbilder, dass seine vier Schützlinge seit ihrer Gründung im Jahr 2014 zu einer geschlossenen Einheit zusammen gewachsen seien und eine niveauvolle und hochkarätige Leistung abgeliefert hätten.
Kein Wunder, dass die vier Talente bereits einige Auszeichnungen ihr eigen nennen dürfen. Sie waren Preisträger bei "Jugend musiziert"; gingen als Sieger aus dem "Concertino Kammermusikwettbewerb" hervor. Weiterhin wurden Eva, Franziska, Sabrina und Felix in ihrer Heimatstadt Vilsbiburg für ihre besondere musikalische Leistung mit einem Stiftungspreis geehrt.
Sebastian Bortolotti schien überrascht, als Felix Steer ans Mikrofon trat. Im Namen aller bedankte sich der junge Mann mit einem Präsent bei dem Musiklehrer für dessen Ruhe und Gelassenheit während der Proben - inklusive heiterem Geplänkel bezüglich der Unterschiede zwischen fränkischem und niederbayerischem Dialekt. Dann folgte die lautstark geforderte Zugabe. Mit dem flotten "Pan-Am-Rag" beendeten die Künstler ihr Programm gänzlich "unklassisch". Warum nicht - die Angst vor der "schweren Kost" war ohnehin längst verflogen.