Aufgeregt sitzt Angelina Gabriel am Küchentisch ihrer Eltern in Herschfeld. Es geht um ihren ersten Fantasyroman "Dairi – das Erwachen", den die 17-jährige Schülerin des Rhön-Gymnasiums im Frühjahr veröffentlicht hat. Wenn sie sich etwas aus ihrer Traumwelt in die Realität wünschen könnte – sie zögert kurz –, wäre das Magie im Allgemeinen. Oder Drachen. "Drachen wären aber auch gefährlich", sagt sie und lacht. Vielleicht auch Pokémons. Wenn es um ihre Vorstellungskraft und die Fabelwelt geht, und sie davon erzählen darf, wie sie ihrer Kreativität in der Gedankenwelt freien Lauf lassen kann, dann ist die Aufregung wie weggeblasen.
Bad Neustädterin schreibt 532 Seiten über eine Fabelwelt
Auf 532 Seiten hat die Schülerin durch ihre Vorstellungskraft eine ganz neue Welt mit eigenen Lebewesen zum Leben erweckt. "Ich schreibe kleine Geschichten, seitdem ich zwölf Jahre alt bin", erzählt sie im Gespräch mit dieser Redaktion. Sie habe Notizbücher voll geschrieben mit Geschichten und Märchen. Ab und zu schreibe sie sich sogar im Unterricht Ideen auf.
Selbst hat die Jungautorin schon immer viel gelesen. Angefangen hat es mit Pferdebüchern, wie wohl bei vielen Mädchen. Mittlerweile saugt die junge Frau Fantasybücher und vor allem alles aus der Welt der Mangas – das sind japanische Comics – auf.
Debütroman "Dairi": Darum geht es in dem Fantasy-Buch
In "Dairi", ihrem Debütroman, geht es um drei Jugendliche, die gegen ein Schicksal von vor 1000 Jahren ankämpfen. Angelina Gabriel erzählt, dass sie ihre Schreib-Leidenschaft schon fast aufgegeben hatte. Aber während des Corona-Lockdowns hatte sie Zeit. "Ich hatte eine Welt im Kopf, aber noch keine Charaktere und keine Geschichte", erzählt sie. Gabriel interessiert sich sehr für die japanische Kultur, die sich auch im Buch widerspiegelt. Nach dem Abitur im nächsten Jahr möchte die Herschfelderin unbedingt nach Japan und das Land mit ihren eigenen Augen sehen.
"Ich habe mir die perfekte Welt vorgestellt", berichtet Gabriel. Inspirationen finden den Weg in ihre Fantasie – und später auch in ihre aufgeschriebenen Werke. "Stück für Stück bildet sich die Geschichte", sagt sie. "Oft schreibe ich und es entstehen nebenbei Ideen."
Teilweise habe sie 200 Seiten geschrieben und dann wieder verworfen. "Oft tippe ich drauf los und baue Charaktere mit ein", erzählt sie. Ursprünglich sollte ihr Fantasyroman "Dairi" nur einteilig werden, mittlerweile sind insgesamt vier Bände geplant. Teil zwei sei schon fertig und auch der dritte Band ist in Arbeit. "Ich weiß eins zu eins, was im dritten Teil passiert", erzählt sie. Das Ende hat Gabriel ebenfalls schon im Kopf.
Angelina Gabriel aus Herschfeld: "Es ist wirklich unglaublich, ich habe fast geweint"
Mit 14 oder 15 Jahren habe sie begonnen, "Dairi" zu schreiben. Jetzt, ein paar Jahre später, hält sie das fertige Buch in den Händen. Gabriel bezeichnet das Gefühl als "unbeschreiblich". "Es ist wirklich unglaublich, ich habe fast geweint", erzählt sie stolz von dem Moment, als es soweit war. Unterstützung hat die 17-Jährige dabei nicht nur von ihrer Familie erfahren. Die Idee, den Fantasyroman zu publizieren, sei nämlich von Angelina Gabriels Deutschlehrerin gekommen, erzählt Mutter Olga, die das Buch selbst an die zwanzig Mal gelesen hat.
"Meine Schwester war die erste Leserin von all meinen Büchern", erzählt Angelina Gabriel. Für Dairi habe sie aber auch Hilfe einer professionellen Lektorin gehabt, die Woche für Woche 100 Seiten des Buchs vor der Veröffentlichung durchgearbeitet habe. Mittlerweile ist das Buch, das über einen Selbstverlag publiziert wurde, über einen großen Online-Versandhändler, als E-Book, und im regionalen Buchhandel zu finden.
Die Überraschung war für die 17-Jährige groß, als ein Freund ihr Buch in der Bad Neustädter Buchhandlung entdeckt hatte und ihr ein Foto davon per WhatsApp schickte. Angelina Gabriel und ihre Eltern seien daraufhin zur Buchhandlung aufgebrochen, um sich das anzuschauen.
Solche Neuigkeiten teilt die junge Frau auch auf ihrer Instagram-Seite. Mittlerweile seien über 100 Exemplare verkauft worden, wie Mutter Olga Gabriel berichtet. Das sei für das erste Buch ganz gut. "Wir sind mega stolz, auch wenn sie uns manchmal den letzten Nerv raubt", erzählt sie über ihre Tochter.
Angelina Gabriels Traum geht in Erfüllung
Ein weiterer großer Traum von ihr sei, Drehbuchautorin zu werden, am besten mit der Verfilmung von "Dairi" und der Möglichkeit, aussuchen zu können, wie es später mal im Fernsehen aussehen soll. Wenn das nicht klappt, ist ihr Plan B Grafikdesign.
"Ich hoffe, dass ich nie die Ideen für Bücher verliere und weiterschreiben kann", erzählt sie. Sie will "Leute mitreißen", das bereite ihr Freude. Die Buchreihe von "Dairi" soll auf jeden Fall beendet werden, das ist ihr ganz klar erklärtes Ziel. Bis dahin ist aber neben dem Schreiben auch noch Schule angesagt, wenngleich sich das nicht immer gut miteinander vereinen lässt, wie sie gesteht. Eine Pause zu machen, gerade wenn sie Ideen habe, sei schwierig, sagt Angelina Gabriel. Und Ideen hat sie nun mal viele.