
"Uf Sontag Quasimodogeniti (April23) haben die hauptleute frue vor tags etliche bauren von inen geschickt und da closter Wechterswinckel ennehmen lasen." Die dürren Worte des Würzburger Chronisten Magister Lorenz Fries aus den Prozessakten sind eines der wenigen erhaltenen Dokumente zur Plünderung des Klosters Wechterswinkel. Am 3. Juli 1525 wurden dann die Hauptleute des Bildhäuser Haufens Hans Scharr und Hans Schnabel im Beisein des Fürstbischofs in Mellrichstadt öffentlich hingerichtet.
Mit diesem Hinweis begann Christiane Müller die Einführung zur ersten von zwei Veranstaltungen zu den Ereignissen vor 500 Jahren, um fortzufahren: "Die wenigen Quellen sind zudem von den Siegern verfasst worden." So versuchen wir uns dem Bauernkrieg, dessen Zerstörungen letztlich mit zur Auflösung des Konvents 1574 beitrugen, von einer anderen Seite zu nähern. Jahreszahlen und Schlachten werden an unserem folgenden Vortragsabend zu Wort kommen. Heute wollen wir mit Ulrike Bergmann künstlerische Quellen anzapfen, um eine Idee der Ereignisse zu bekommen."
Unser heutiger Gast im Sofasalon hat sich als ausgebildete Germanistin und Historikerin der "alten Musik" verschrieben. Mit eigenem Blick werden Musik und Texte vorgetragen, die uns vielleicht mehr als jedes Schulbuch über die handelnden Menschen, ihre Nöte, Sehnsüchte und Gefühle berichten." Und die Einleitung war nicht übertrieben. Die international anerkannte Virtuosin entlockte ihrer Drehleiher eine lange verklungene Musik. Bergmann führte das Publikum der Propstei mit originalen Texten und behutsam ins moderne Deutsch übertragenen Liedern, in Jahrhunderte entfernte Geschehnisse.
Nach zwei Stunden anspruchsvoller und konzentrierter Arbeit erklang zum Abschluss das Kampflied "Ein feste Burg ist unser Gott". Wer die Augen schloss, meinte den Bildhäuser Haufen, verstärkt durch Frickenhäuser und Unslebener Bauern durchs Kloster ziehen. Die Besucher waren sich einig: "Ein toller Abend. Wunderbare Künstlerin. Etwas ganz besonders." Ein Hausgast der Propstei brachte die Stimmung beim Rotwein auf den Punkt: "Vielleicht könnte man Frau Bergmann nächsten Winter noch einmal einladen mit einem ihrer anderen Programme "alte Musik".
Von: Klaus Dippel (Gesellschafter, Propstei Wechterswinkel)
