Dass bei einem Kirchenführer auch ein Stück der Geschichte Aubstadts aufgearbeitet wurde, ist klar, denn traditionsgemäß ist die Kirche der Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Albert vermittelte den Zuhörern im Gemeindehaus einen Einblick in die wechselnden Besitzverhältnisse und Zugehörigkeiten, wie sie sich anhand der vorgefundenen Dokumente und Überlieferungen zeigen, alles verbunden mit passenden Zeichnungen, Bildern und Fotos.
Erst 1132 erstmals erwähnt
Pfarrer Helmut Bär und Bürgermeister Wolfgang Abschütz bestätigten und ergänzten Alberts Ausführungen. Wie Albert berichtete, wurde Aubstadt erst 1132 nachweislich urkundlich erwähnt. Es gehört aber zum uralten Siedlungsgebiet, was archäologische Funde aus der Jungsteinzeit (4500 bis 1700 v. Chr.) beweisen. Der Name Aubstadt bedeutet „Niederlassung in einem fruchtbaren, wasserreichen Tal“. Um 1402 kam der Ort vollständig in den Besitz der Herren von Bibra. Bernhard von Bibra ließ die Kirche von Aubstadt 1608 errichten, das belegt unter anderem ein Relief aus Sandstein an der Westseite des Gotteshauses.
Aubstadt war lange Zeit keine eigene Pfarrei, erst durch die Reformation kam es 1530 zur Gründung der Pfarrei Höchheim/Aubstadt. Es ist überliefert, dass Pfarrer Alexander in Königshofen und Aubstadt bereits 1523 in „lutherisch Worten und Werken“ lehrte.
Als erster gemeinschaftlicher Pfarrer für Höchheim und Aubstadt ist der aus Pommern gebürtige Laurentius Praetorius bezeugt. Das bestätigt eine Notiz in einem nicht mehr vorhandenen „Pfarrbüchlein von 1636“. Zunächst galt Aubstadt als Filiale von Höchheim, später zog der Pfarrer ganz offiziell um und Höchheim wurde 1699 Tochterkirche von Aubstadt.
Schon früh lutherisch gepredigt
Auch der Frage, ob die Aubstädter Kirche einen Vorgängerbau hatte, war Albert nachgegangen. In einem „Dorfbrief zu Aubstadt“ von 1437 findet ein Kirchhof wiederholt Erwähnung. Caspar von Bibra wird darin unter anderem das Recht der Öffnung des Kirchhofs in Zeiten der Not bestätigt. Die Spuren einer wesentlich kleineren Vorgängerkirche finden sich auch im Inneren des Turms, wo man noch erkennen kann, wo das Dach der alten Kirche verlaufen ist, auch der alte Eingang ist noch erkennbar.
Das Untergeschoss des Turmes, wahrscheinlich entstanden im 14. Jahrhundert, ist der älteste Teil der jetzigen Kirche in Aubstadt. Eine Kirchenburg mit 19 Gaden gab es vor dem Neubau, das geht auch aus der ältesten Kirchenrechnung von 1679 hervor. Der Eingang zur Kirchenburg ist noch vorhanden, er bildet zusammen mit dem Kirchturm das Wahrzeichen des Ortes und wird „Schul- oder Kirchhofturm“ genannt. Erbaut wurde er wahrscheinlich 1350.
Mehr Einwohner als heute
Als „sehr volkreich“ wird Aubstadt um 1600 bezeichnet. Wie Albert berichtete, waren im Feldbuch von 1596 genau 223 verschiedene Familien verzeichnet, was einer Einwohnerzahl von 900 bis 1000 entsprechen dürfte. Eine Erweiterung der Kirche wurde deswegen notwendig. Der Neubau im gotischen Stil wurde unter Bernhard von und zu Bibra und Irmelshausen 1608 in Angriff genommen und 1609 vollendet.
Eine Reliefplatte mit der Inschrift „Anno 1608 erbauet word' durch Bernhard von Bibra zu Irmelshausen“ weist bis heute darauf hin. Das äußere Erscheinungsbild der Kirche ist insgesamt bis heute so geblieben, sie wurde mehrmals renoviert.
Eine Frage, die auch Pfarrer Helmut Bär besonders interessierte, war, ob die erste Kirche Aubstadts ein Patrozinium hatte. Höchstwahrscheinlich war sie dem heiligen Johannes dem Täufer geweiht, das geht aus mehreren Hinweisen hervor, die Reinhold Albert herausgefunden hat.
Vor allem die alten Fotos regten die Zuhörer zu Vermutungen an, wer aus den früheren Generationen darauf zu sehen sein könnte.
Stichwort
Kirchenführer in Vorbereitung Der Kirchenführer liegt derzeit noch nicht in gedruckter Form vor. Er wird während der Jubiläums- Festtage, die am Samstag, 26. Juli, beginnen, erhältlich sein.