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Bad Neustadt
3G im ÖPNV in Rhön-Grabfeld: Kein Pardon für Ungeimpfte
Warum es für Menschen ohne Corona-Impfung auf dem Land unbequem werden kann. Die Einhaltung der 3G-Regeln im öffentlichen Nahverkehr muss auch in Rhön-Grabfeld kontrolliert werden.
Auch wenn es in Bussen und Bahnen immer hektisch zugeht: Auch hier wird  jetzt kontrolliert.  Nur: Was passiert, wenn einen nur Bus oder die Bahn zur Teststation bringen können?
Foto: Fabian Sommer | Auch wenn es in Bussen und Bahnen immer hektisch zugeht: Auch hier wird jetzt kontrolliert. Nur: Was passiert, wenn einen nur Bus oder die Bahn zur Teststation bringen können?
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 20:17 Uhr

Seit einigen Tagen gilt in öffentlichen Verkehrsmitteln die 3G-Regel. Wer nicht geimpft, genesen oder getestet ist, darf nicht einsteigen und mitfahren. Alle diejenigen, die sich bislang nicht zur Impfung durchringen konnten, auf dem Dorf wohnen und dann noch kein Auto haben, haben jetzt unter Umständen ein echtes Problem.

Denn die Testmöglichkeiten sind eingeschränkt. Je kleiner ein Dorf, desto unwahrscheinlicher ist es, dass es dort auch eine Teststation gibt. Eine tägliche Testmöglichkeit existiert im Landkreis nicht. Aber die Marien-Apotheke Bad Neustadt, die Hainberg-Apotheke in Mellrichstadt und die Elstal-Apotheke in Oberelsbach bieten werktags, teilweise auch samstags, Testmöglichkeiten an. Dazu kommen die Franken-Therme in Bad Königshofen, das Testzentrum in Heustreu und einige private Anbieter. 

Doch was passiert mit denjenigen, die in einem Stadtteil wohnen, nicht geimpft und nicht mobil sind? Sie sitzen jetzt theoretisch in ihren Dörfern fest. Und nicht anders sieht es für Betroffene in vielen anderen Ortschaften des Landkreises aus. Die Liste der Orte ohne Testmöglichkeit im Landkreis ist lang. Das heißt aber für Ungeimpfte ohne eigenes Auto: Ohne Test keine Busnutzung und ohne Busnutzung kein Test. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln geht für sie also gar nichts mehr. Auf diesem Weg kommt diese Personengruppe nicht mehr zum Arzt, zum Lebensmittelmarkt und auch nicht zum Impfzentrum, um sich vielleicht doch gegen Corona impfen zu lassen.

Taxi oder Nachbarschaftshilfe

Einzige Alternativen: Taxi und Nachbarschafts- oder Verwandtschaftshilfe. Wird es dazu eine politische Lösung geben? Im Gesetzestext finden sich keine Ausnahmen für einzelne Fahrten (z.B. zum Impfzentrum oder zum Testbus), so die Stellungnahme aus dem Landratsamt Rhön-Grabfeld. „Es gibt keine Ausnahmemöglichkeiten durch das Bundesgesetz", erklärt Pressesprecherin Melanie Hofmann hierzu.

Mobile Impfteams sind immer wieder einmal Thema, um Impfwillige in abgelegenen Gebieten zu erreichen, die zudem den ÖPNV nicht nutzen können. In Rhön-Grabfeld steht dies aber nicht auf der Tagesordnung. 
Foto: Philipp Schulze | Mobile Impfteams sind immer wieder einmal Thema, um Impfwillige in abgelegenen Gebieten zu erreichen, die zudem den ÖPNV nicht nutzen können. In Rhön-Grabfeld steht dies aber nicht auf der Tagesordnung. 

Eine Extraregelung fürs flache Land wird es wohl nicht geben. Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar (SPD) erklärt auf Anfrage dieser Redaktion: „Ausnahmen aufgrund eines dünnen Testangebotes gibt es nicht“. Wer noch nicht geimpft ist, müsse die ausgeweitete Testpflicht dulden und selbst dafür sorgen, dass ein Test vorgelegt werden kann. Die Hammelburger Bundestagsabgeordnete Manuela Rottmann (Die Grünen) schlägt in die gleiche Kerbe und betont: „Der einfachste Weg, um weiter Bus und Bahn zu nutzen, ist, sich impfen zu lassen“.

Sie sieht aber das Problem nicht bei einer 3G-Regelung für die Busse im Landkreis, sondern für den ÖPNV überhaupt: "Man sitzt auf unseren Dörfern ohne Auto und Führerschein fest. Aber nicht, weil wir die Menschen vor Ansteckung schützen und die Kliniken vor dem Kollaps bewahren müssen. Sondern weil das Nahverkehrsangebot das ganze Jahr über mangelhaft ist", kommentiert sie auf Facebook die Thematik.

Dittmar: Zahl der Ungeimpften nicht nachvollziehbar

Sabine Dittmar sieht die Einführung der 3G-Regel in ÖPNV und am Arbeitsplatz mit den strengeren Auflagen angesichts der Infektionsdynamik als notwendig an. „Als Medizinerin kann ich nicht nachvollziehen, warum es noch immer 15 Millionen Menschen in Deutschland gibt, die sich nicht impfen lassen wollen“, betont Sabine Dittmar.

Ohne mehr Impfbereitschaft komme man nicht aus der Pandemie heraus, so Manuela Rottmann. Sie hält die Beschränkung auf Geimpfte, Genesene und Getestete für richtig. Der Premicher Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner (CSU) geht davon aus, dass die Regelung den Druck für diejenigen Ungeimpften erhöht, die auf den ÖPNV angewiesen sind und nicht in Schule oder Beruf ohnehin regelmäßig getestet werden.

Ganz unproblematisch sieht er die Verschärfung nicht. Kirchner verweist darauf, dass diese Entscheidung keine bayerische, sondern die der neuen Ampel-Koalition in Berlin ist. Ob die 3G-Regel im ÖPNV und ihre Konsequenz für Menschen im ländlichen Raum zu Ende gedacht wurde, sei dahingestellt. Die Idee könne er nachvollziehen, in der praktischen Umsetzung sieht er eine Herausforderung, beispielsweise bei der Kontrolle.

Die Busfahrer müssen kontrollieren

Impfgegner können nicht darauf hoffen, dass im öffentlichen Nahverkehr keine Kontrollen stattfinden werden. "Die Busunternehmen sind angehalten, Stichprobentests bei den Fahrgästen vorzunehmen", erläutert Melanie Hofmann vom Landratsamt weiter. Der Landkreis selbst schickt kein Personal auf die Routen, um Kontrollen durchzuführen. Es sind also mehr oder weniger die Busfahrerinnen und Busfahrer, die die Einhaltung der 3G-Regel stichpunktartig kontrollieren.

Ob es schon häufiger zum Beförderungsstopp für Fahrgäste ohne 3G-Nachweis gekommen ist, kann man am Landratsamt nicht sagen. Die Busunternehmen, die für den Landkreis tätig sind, werden dazu nicht zentral befragt. Angesichts der vielen anderen Arbeiten in der vierten Corona-Welle ist das freilich verständlich. 

Vielleicht wäre eine Lösung dann doch so etwas wie ein mobiles Impfteam, wie es der Nachbarlandkreis Bad Kissingen Anfang des Jahres im Einsatz hatte und mit dem auch Altenheime oder abgelegenere Ortschaften erreicht wurden. Allerdings: Auch der Nachbarlandkreis bietet diese mobile Einsatztruppe nicht mehr an.

 
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  • K. L.
    Jeder kommentiert so dumm wie er kann.
    All diese "schlauen" Sprücheklopfer hätten sich längst impfen lassen können.
    Wo wäre dann noch ein Problem mit den neuen Vorgaben ?
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