zurück
Bischofsheim
25 Jahre Einsatz für die alten Rhöner Apfelsorten
Der Apfelsaft der Rhöner Apfelinitiative ist das Urgestein der Apfelprodukte aus biozertifiziertem Streuobst. Er ist unter anderem in ausgewählten regionalen Supermärkten erhältlich.
Foto: Antje Schwanke | Der Apfelsaft der Rhöner Apfelinitiative ist das Urgestein der Apfelprodukte aus biozertifiziertem Streuobst. Er ist unter anderem in ausgewählten regionalen Supermärkten erhältlich.
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 27.04.2023 10:34 Uhr

Sie heißen Schafnase, Roter Ausbacher oder Reders Goldrenette und waren bis in die 1990er Jahre kaum noch jemandem ein Begriff: die alten Rhöner Apfelsorten. Ein Netzwerk ehrenamtlicher Apfelfreunde habe die ökologisch wertvollen Streuobstwiesen im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön aus wiederbelebt. "Die Rhöner Apfelinitiative beweist seit 25 Jahren, dass es mit einer Vision, den richtigen Leuten und kreativen Produkten gelingen kann, ein fast untergegangenes Kulturgut fit für die heutige Zeit zu machen", heißt es in einer Pressemeldung der Initiative. Nebenbei entstand eine der größten biozertifizierten Vermarktungsinitiativen für heimisches Streuobst in Deutschland.

Über 500 verschiedene Apfelsorten gibt es in der Rhön. Laut der Meldung folgte mit Einführung des Ertragsanbaus der Niedergang: "Heimisches Obst war nicht mehr gefragt, der Anbau auf den Streuobstwiesen nicht mehr rentabel." In den 60er und 70er Jahren wurden die Flächen außerdem als Bauland benötigt. Die Abholzung der Obstbäume hatte Folgen für die Artenvielfalt der Region. Zusätzlich spielen die Streuobstwiesen eine wichtige Rolle für den Klimaschutz.

Initiative stellt sich dem Untergang des Rhöner Apfels entgegen

Ehrenamtliche Apfelfreunde aus der Rhön stellten sich der Problematik. Nach einer Projektidee des UNESCO-Biosphärenreservats gründeten sie 1995 die Rhöner Apfelinitiative. Eine der ersten Aktionen war die Organisation einer länderübergreifenden Apfelmesse. Jürgen Krenzer, Vorstands- und Gründungsmitglied, erinnert sich: "Viele Rhöner wussten damals gar nicht, welchen Schatz sie mit den Streuobstwiesen direkt vor der Haustür haben."

Ziel war es, mit besonderen Produkten den Apfel direkt ins Herz der Bevölkerung zu bringen und letztlich höhere Preise für das Streuobst zu erzielen.“ Nachdem der Apfel zum Selbstläufer geworden sein, brauchte es irgendwann keine Messe mehr. So konnte sich die Initiative mehr auf die Vermarktung der Apfel-Produkte konzentrieren.

Streuobstwiesen wie diese gab es früher fast in jedem Rhöner Dorf.
Foto: Claus Schenk | Streuobstwiesen wie diese gab es früher fast in jedem Rhöner Dorf.

Mittlerweile hat die Initiative 104 Mitglieder

Mittlerweile setzen sich 104 Mitglieder für den Erhalt der Rhöner Streuobstwiesen ein. "Dazu zählen Apfelbauern und Baumschulen ebenso wie Keltereien und Erzeuger von Apfelprodukten", so die Meldung. Das Apfelbüro, wie sich die zentrale Koordinierungsstelle nennt, gibt Tipps zur Anlage neuer und zur Pflege vorhandener Streuobstwiesen, berät über Förderungsmöglichkeiten, vermittelt Kontakte und stößt immer wieder Kooperationen an.

Eine ganze Reihe kreativer Apfelprodukte ist seit Gründung der Apfelinitiative entstanden. Apfelchips, Apfelsenf, Apfelsherry, Apfelbier oder Apfelbratwurst sind nur einige der kulinarischen Neukreationen. "Wir arbeiten aktuell mit dem Berliner Unternehmen Ostmost zusammen, das sich auf die Herstellung von Getränken aus alten Apfelsorten von Bio-Streuobstwiesen spezialisiert hat", berichtet Antje Schwanke, Geschäftsführerin der Apfelinitiative.

Nicht jeder Apfel darf sich "Apfel der Rhöner Apfelinitiative" nennen

Eine zentrale Aufgabe des Apfelbüros ist auch die Koordination und Unterstützung von Qualitätskontrollen. Denn damit sich ein Apfel "Apfel der Rhöner Apfelinitiative" nennen darf, muss er von einer Bio-Streuobstwiese stammen, darf nicht künstlich gespritzt oder mineralisch gedüngt werden. "Die aufwändige Zertifizierung übernimmt zur Hälfte der Verein, zur Hälfte eine externe Kontrollstelle", erklärt Schwanke. "Wir übernehmen die Kosten und bieten so unseren Mitgliedern einen echten Mehrwert."

Damit auch in 25 Jahren Äpfel an Rhöner Bäumen hängen, müssen sie gepflegt und regelmäßig geschnitten werden. "Das macht richtig Arbeit", betont Antje Schwanke. Viele der heutigen Bestände seien überaltert, von Misteln befallen, das nötige Fachwissen gehe immer mehr verloren. Die Apfelinitiative setzt sich daher aktiv für die Nachwuchsförderung ein: "Wir möchten in der Rhön ein Netzwerk von Baumwarten aufbauen, die sich länderübergreifend um das bestehende Streuobstpotential kümmern, als Multiplikatoren fungieren und im Austausch untereinander bleiben", kündigt die Geschäftsführerin an.

Bei allen Erfolgen des Exportschlagers Rhönapfel – seine Zukunft hängt auch vom Klimawandel ab. Neben der Trockenheit, die sich auf die Saftmengen auswirkt, stellen Viruskrankheiten die Obstbauern und Keltereien vor neue Herausforderungen. "Diesen können wir nur begegnen, wenn die Menschen bereit sind, für regionale, handwerklich hergestellte Qualitätsprodukte etwas mehr auszugeben als für Massenware. Die Wertschätzung hochzuhalten, das ist unser Ziel", sagt Krenzer.

Weiterführende Informationen unter: https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/rhoenapfel

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bischofsheim
Maria Pfister
Artenvielfalt
Berliner Unternehmen
Biosphärenreservat Rhön
Entwaldung
Keltereien
Klimaschutz
Kostenübernahme
Kreativität
Qualitätskontrolle
Äpfel
Ökologie
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top