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Höchheim
150.000 Liter Gülle liefen aus einer Biogasanlage bei Römhild aus und flossen in die Milz – viele Fische verendeten
Folgen eines Lecks in einer Biogasanlage in Südthüringen sind verheerend. Tote Fische und trübes Wasser prägen das Bild der Milz zwischen Waltershausen und Aubstadt.
Noch immer ist das Wasser in der Milz nicht ganz so sauber, wie es sein sollte. Gefährdet sind vor allem Kleinlebewesen.
Foto: Hanns Friedrich | Noch immer ist das Wasser in der Milz nicht ganz so sauber, wie es sein sollte. Gefährdet sind vor allem Kleinlebewesen.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 21.08.2024 02:44 Uhr

150.000 Liter Gülle-Gemisch liefen Ende vergangener Woche aus einer Biogasanlage in Römhilds Ortsteil Simmershausen aus und flossen die Milz hinunter. Am Freitagmorgen wurden die schlimmen Folgen dieses Vorfalls in Rhön-Grabfeld deutlich:

Mit Schrecken denkt Karlheinz Stumpf von der Neumühle, die zwischen Waltershausen und Aubstadt liegt, an den Freitagmorgen, als er in der vorbeifließenden Milz zahlreiche tote Fische entdeckte. "Das Wasser war so trüb, dass man nicht einmal bis zum Grund sehen konnte, das war Wahnsinn, so etwas habe ich noch nicht gesehen."

Um zu retten, was zu retten war, holte er die Fische aus dem Wasser und setzte sie in einen Bottich mit frischem Wasser. "Das Wasser hat regelrecht geschäumt. Der Schaum türmte sich einige Zentimeter hoch." Nicht mehr zu retten waren große Forellen. Die kleineren Fische wie Schleien oder Weißfische hatten eine Überlebenschance und eine kleine Forelle. Alle sind mittlerweile wieder eingesetzt.

Am Donnerstag war das Wasser noch vollkommen klar

Karlheinz Stumpf zeigt die Stelle an seinem Wehr hinter dem Haus, in dem er die toten Fische entdeckte.
Foto: Hanns Friedrich | Karlheinz Stumpf zeigt die Stelle an seinem Wehr hinter dem Haus, in dem er die toten Fische entdeckte.

Noch am Donnerstagabend sei das Wasser vollkommen in Ordnung gewesen. In der Nacht dürfte dann die Gülle zum akuten Sauerstoffmangel der Tiere geführt haben. "Das sah man an den roten Augen, die richtig herausgetreten waren." An den Brettern des Wehrs hinter seinem Haus habe er braune Jauche festgestellt.

Viele tote Fische habe es im Verlauf der Milz Richtung Irmelshausen gegeben, auch in Höchheim, sagt Bürgermeister Michael Hey. Dort habe man auch die Kläranlage überprüft, aber nichts festgestellt. Karlheinz Stumpf hat richtig gehandelt und sofort die Polizei informiert, die dann das Wasserwirtschaftsamt und den zuständigen Flussmeister sowie die Wasserschutzpolizei verständigte.

Gülle, Gärsäure und Sonnenstrahlen

Zum Fischsterben haben nicht nur die Gülle und die Gärsäure beigetragen, sondern auch die extreme Sonneneinstrahlung in diesen Tagen. "Da kommt dann alles zusammen, jedenfalls ist es unverständlich und unverantwortlich, einen solchen Vorfall an einer Biogasanlage nicht zu melden."

Bis zum Anruf von Karlheinz Stumpf bei den zuständigen Behörden habe man im Ordnungsamt Römhild noch nichts von dem Vorfall gewusst, sagt Ordnungsamtsleiter Stefan Laube. Erst als das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen anrief, konnte man tätig werden.

Um zu retten was zu retten war, wurden die Fische in einen Bottich mit frischem Wasser gegeben.
Foto: Gudrun Stumpf | Um zu retten was zu retten war, wurden die Fische in einen Bottich mit frischem Wasser gegeben.

Sofort sei man dem Verlauf der Milz, die in Zeilfeld entspringt und über Roth, Simmershausen und Milz nach Irmelshausen fließt, nachgegangen. Bei den Recherchen wurde bekannt, dass an einer Biogasanlage bei Simmershausen nahe Römhild, Mitte der Woche Reparaturarbeiten vorgenommen wurden.

Vor Ort zeigte sich dann recht schnell, dass dies die Ursache war. Über einen Graben floss die Gülle in die Milz und verbreitete sich flussabwärts. Das Ordnungsamt Römhild informierte sofort die Angelvereine und Teichbesitzer, so wie es auch im Milzgrund geschah. Lobend erwähnt Stefan Laube die gute Zusammenarbeit mit dem Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen.

Dort ist die Leiterin Birgit Imhof zuständig. Als sie den Anruf von Karlheinz Stumpf aus der Neumühle bekam, informierte sie sofort die Wasserschutzpolizei und den zuständigen Flussmeister. Vor Ort an der Neumühle sah man dann das ganze Ausmaß des Fischsterbens in der Milz. "Das Wasser war trüb, die Augen der toten Fische waren rot und die Kiemen verklebt." Damit stand fest, dass sie an Sauerstoffmangel verendet sind.

Zu DDR-Zeiten gabs öfters ein Fischsterben

Birgit Imhof sagt, dass die biologische Untersuchung voraussichtlich bis Ende dieser Woche fortgeführt werde. Schließlich seien nicht nur Fische, sondern auch Kleinstlebewesen betroffen. Wie viele Kilogramm toter Fische letztendlich der eingeleiteten Gülle zum Opfer fielen, sei bisher noch nicht erkennbar.

In diesem Zusammenhang erinnert sich Karlheinz Stumpf an die Jahre 1969 und 1972 als es schon einmal solch ein Fischsterben gab. Das war die Zeit der DDR, als solche Fischsterben in der Milz immer wieder vorkamen, weil Großbetriebe dort die Abwässer in die Milz leiteten. "Das Glück war diesmal, dass die Milz viel Wasser führte, sodass doch viele kleinere Fische überleben konnten."

 
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