
Von "dunklen Wolken", die nach 150 Jahren über dem Gesangverein Harmonia in Bad Königshofen stehen, spricht Vorsitzender Manfred Staub. Noch vor zehn Jahren wurden 140 Jahre im Innenhof der alten Volksschule gefeiert und zwar mit einem Chorfestival, um die musikalische Vielfalt zu zeigen. Am Sonntag findet eine interne Feierstunde für die Mitglieder des Gesangvereins Harmonia im großen Kursaal der Frankentherme statt.

Dabei werden natürlich auch Liedbeiträge der Chöre zu hören sein, ebenso Grußworte der Gäste. In einem Gespräch im Vorfeld hielt der Vorsitzende Rückschau und blickte allerdings in eine nicht gerade rosige Zukunft. Das Desinteresse am Gesang sei gestiegen, und das nicht nur wegen der Corona-Pandemie. "Wir geben trotzdem nicht auf und machen weiter", sagt Manfred Staub.
Waren die einzelnen Chöre oftmals bis zu 30 und 40 Mann/Frauen stark, so sieht heute die Bilanz traurig aus. Der einst starke Männerchor besteht aktuell noch aus zwölf Mitgliedern, der Frauenchor, die fränkische Tanzgruppe, der Fränkischer Spielkreis befinden sich zurzeit in einem "ruhenden Zustand". Ein Fränkischer Singkreis hatte sich 2018 aufgelöst.
Erinnerung an die "goldenen Jahre" des Vereins

Manfred Staub erinnert an die "goldenen Jahre", als man zahlreiche Konzerte sowohl im Kurbereich als auch in der Stadtpfarrkirche hatte. Es war die Zeit, als die einzelnen Chöre noch in verschiedenen Räumlichkeiten probten, so in der evangelischen Kirche, in der damaligen Sonderschule, sogar in Firmen oder heute geschlossenen Gastwirtschaften. Mit viel Eigenleistung entstand 2001 in der ehemaligen Volksschule ein Proberaum. Einnahmen erwirtschaftete man aus verschiedenen Auftritten und Konzerten und vor allem bei der Moonlight Serenade im Hof der alten Volksschule, wo man die Bewirtung übernommen hatte. Der Verein selbst ist heute schuldenfrei.

Dankbar sei man für die Unterstützung durch Schülerinnen und Schüler der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen, die sich als Dirigentin oder Dirigent zur Verfügung stellen. Seit 2015 gehört Christian Meyer, Dozent an der Berufsfachschule für Musik, zum festen Dirigentenkreis. In diesem Zusammenhang verweist der Vereinsvorsitzende auf das Problem der Laienchöre allgemein. Hier fehle nicht nur in Bad Königshofen das Interesse am Gesang und der Gemeinschaft. Das Durchschnittsalter liegt bei 60 plus. "Was wir brauchen sind die 30- bis 50-Jährigen." Der Gesang habe längst nicht mehr den Stellenwert wie früher. Sport, Freizeiteinrichtungen aber auch die berufliche Situation würden eine Rolle spielen. Bad Königshofen besitze aktuell noch den evangelischen und katholischen Kirchenchor, den Chor After eight, Taktzente und Chöre in den Stadtteilen und einigen Grabfeldortschaften. Was tun? Manfred Staub meint, um weiter bestehen zu können, muss das Interesse am Chorgesang wieder geweckt werden und das vor allem durch die Mund-zu-Mund-Propaganda.
Höhen und Tiefen – wie in jedem Verein
In der Chronik des Vereins ist der 7 Juli 1872 als Gründungstag festhalten: "21 Männer versammelten sich 'behufs Constituierung eines Vereins, dem nach Beschluss der Präsenten der Name Harmonia beigelegt wurde'." Schon ein Jahr später waren es 54 Sänger. Wie in jedem Verein gab es auch hier im Laufe der Jahre Höhen und Tiefen. Das führte zu einer "Neubegründung des Männerchors" im Jahr 1976. Der Frauenchor wurde 1978 ins Leben gerufen.

Im Jahr 1985 setzte die Harmonia einen weiteren Meilenstein: Der Fränkische Singkreis" entstand. Hinzu kamen der "Fränkische Spielkreis" und schließlich die fränkische Volkstanzgruppe. Sie waren vor allem bei den beliebten Heimatabenden zu hören. 1994 wurde ein junger Chor, jetzt Harmony Singers, gegründet. Es gab geistliche Chorkonzerte, Liederabende und man trat bei verschiedenen Festlichkeiten auf. Trotz der aktuellen Bilanz ist der Gesangverein Harmonia nach wie vor ein Stück Kulturleben in der Stadt Bad Königshofen.
