Eigentlich wollte man schon im vergangenen Jahr das große Dorfjubiläum (850 Jahre Wollbach) feiern. Es wurde wegen Corona auf 2021 und dann sogar auf 2022 verschoben. Das Gründungsfest der örtlichen Feuerwehr ist heuer ebenfalls abgesagt worden. Und nun fällt auch das 125. Kirchenjubiläum der Pandemie zum Opfer. Angesichts der noch bestehenden Einschränkungen wird man, so Kirchenpfleger Michael Werner und Kirchenrechner Dietbert Schmitt im Gespräch, diesen Anlass im kommenden Jahr dann zusammen mit dem Dorfjubiläum am 26. Juni 2022 feiern. Allerdings will man den Jahrestag zumindest mit einem Festgottesdienst als offizielles Kirchweihfest am kommenden Sonntag, 8. August, begehen. Im Rahmen des Gottesdienstes wird der Kirchenpfleger die Kirchengeschichte in Kurzform präsentieren. Darüber hinaus sind jedoch keine weiteren Feierlichkeiten in diesem Jahr geplant.
Am 26. Juni 2022 soll eine Kirchenparade und ein Hochamt zelebriert werden. Außerdem möchte man die Besucher ausführlich anhand von Schautafeln und Infostellwänden über die Kirchengeschichte u.ä. unterrichten und auch eine Ausstellung mit alten Kirchenbüchern, alten bestickten Gewändern (Kasel) und liturgischen Gegenständen usw. organisieren. Zudem wünschen sich die Verantwortlichen ein Orgelkonzert. Vorgesehen ist an diesem Tag dann auch die Einweihung der neu gefassten Statue der Mutter Gottes sowie der Figur der Bernadette an der Grotte neben der Kirche.
Die Zahl der Kirchenbesucher ist stark zurück gegangen
Michael Werner und Dietbert Schmitt beobachten mit Bedauern, dass die Zahl der Kirchenbesucher stark zurückgegangen und das Durchschnittsalter dafür enorm nach oben gegangen ist. Dennoch soll die langjährige Geschichte der Kirche ausgiebig gewürdigt werden. "Sankt Bonifatius" hat viele bewegte Jahre hinter sich. Obwohl die "Franconia sacra" zu berichten weiß, dass Wollbach schon im frühesten Mittelalter eine Kirche besaß, so sind hierüber die Aufzeichnungen doch sehr spärlich. Von einem späteren Kirchlein wird erstmals 1587 festgestellt, dass "die Kirche zu klein und spärlich ausgerüstet ist." Auch in den folgenden Jahren wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Kirche für die bald 500 Einwohner zu klein ist. Zudem erscheint sie als ärmlich. Nachdem es schließlich 1888 heißt, dass die Pfarrkirche "mehr einem Stall als einem Gotteshaus gleicht", kam es zum Abbruch des Gotteshauses. Am 3. Mai 1890 wurde der Grundstein zur neuen, der heutigen Kirche gelegt.
Errichtet wurde der Bau im neugotischen Stil nach der Planung der Fa. Trott aus Königshofen/Grabfeld. Während die Kirche überwiegend aus behauenen Steinen besteht, ist das Portal "mit rothen Sandsteinen in Bildhauerarbeit ausgeführt". Ursprünglich befanden sich in der Kirche ein Hochaltar und zwei Seitenaltäre, eine Kanzel sowie eine Kommunionbank und ein in der Mitte der nördlichen Seitenwand aufgestellter Beichtstuhl. Zahlreiche Heiligenfiguren schmückten das Kircheninnere. Einen besonderen Blickfang stellten und stellen noch heute die Kreuzwegstationen dar, die der bekannte Bildhauer Heinz Schiestl (1867-1940) aus Würzburg angefertigt hat.
Etliche Veränderungen des Erscheinungsbildes
Die feierliche Konsekration der neuen Pfarrkirche erfolgte am 9.8.1896 durch Bischof Franz Josef Stein unter Assistenz von 14 Priestern aus der Umgebung. Die Gesamtkosten des Baues beliefen sich auf 62 000 Mark. Im Ersten Weltkrieg mussten zwei Glocken abgegeben werden. Auch wurden 37 Orgelpfeifen beschlagnahmt, die dann später wieder wie auch die Glocken neu erworben werden mussten. In den folgenden Jahrzehnten mussten immer wieder Reparatur- und Renovierungsarbeiten am Kirchengebäude ausgeführt werden. Nicht immer zum Vorteil für das innere und äußere Erscheinungsbild. So wurden einmal u.a. die vorhandenen Figuren und Statuen restlos weiß gestrichen und auch ein rund 50 Quadratmeter großes Deckengemälde mit der Darstellung des Christkönigs im 30er Jahre-Stil aufgebracht.
1963 schließlich wurde auf Anordnung der Diözese der Altarraum restlos ausgeräumt und auf Einfachheit getrimmt. Nüchternheit und Sachlichkeit sollten dem damaligen Zeitgefühl entsprechend auch in das Gotteshaus Einzug halten. Alle Statuen wurden im Kirchturm untergebracht, wo sie lange ein kümmerliches Dasein fristeten und, wie es der langjährige Ortspfarrer P. Hermann Urbas einmal bezeichnete, "in der Verbannung leben mussten". Damals mussten auch zum Leidwesen vieler Zeitgenossen die gotischen Altäre und die bunten Glasfenster weichen. Schließlich wurde sogar das noch "junge" Deckengemälde wieder entfernt. Inzwischen sind aber viele Statuen und Heiligenfiguren dank der Ortsgeistlichen Pater Urbas, Pater Eulner und Pfarrer Mathiowetz wieder in die Kirche zurückgekehrt.
Sanierungsmaßnahmen notwendig
Umfangreiche Innen- und Außenrenovierungen wurden in den 70er und 80er Jahren ausgeführt. Der Zahn der Zeit hat aber inzwischen weiter am Gotteshaus genagt. Deutlich sind Risse in der Kirchendecke festzustellen. Gespräche mit Fachleuten von der Diözese sowie erfahrenen Restauratoren hatten zum Ergebnis, dass die Sanierung wohl um die 200 000 Euro kosten würde. Angesichts des Baumoratoriums der Diözese und des auch in der Kasse der Wollbacher Pfarrgemeinde fehlenden Geldes, wurde die Reparatur erst einmal verschoben. Angedacht ist auch, die restlichen Kirchenbänke Corona bedingt zu kürzen, um enge Kontakte nach dem Empfang der heiligen Kommunion zu vermeiden.