"Wir dürfen den grauen Herren keine Zeit und Energie mehr schenken", nahm Thomas Spirk, Sprecher des Klimanetzwerks Main-Tauber-Kreis, in seiner Begrüßung beim Zukunfts- und Mitmach-Tag in der Weikersheimer Tauberphilharmonie Bezug auf Michael Endes "Momo". Statt sich über "populistische und respektlose Politikdebatten und Ablenkungen zu ärgern", sei es an der "Zeit, sich den großen Herausforderungen zuzuwenden" und sich für eine positive Veränderung einzusetzen.
Es sei notwendig, eine nachhaltige und gerechte Zukunft zu gestalten: "Wie gehen wir damit um, dass uns die Klimakrise begleitet?" wandte er sich ans Publikum – und um Fragen wie diese zu beantworten, brauche es Menschen, die ihr Know-how einbringen. Themen wie "Artenvielfalt" und "soziales Miteinander" werde bisher viel zu wenig Raum gegeben.
Auch Jens Rögener vom Organisationsteam, in beruflicher Position Umweltbeauftragter der Stadt Wertheim, ging darauf ein, dass man den "Wandel von innen nach außen denken" müsse und es dazu physische Treffen wie den Mitmach-Tag dringend brauche. Die Tages-Veranstaltung, die unter anderem Vorträge, Diskussionen und einen "Markt der Möglichkeiten" mit der Vorstellung regionaler Initiativen, Betriebe und Organisationen umfasste, wurde von der Tauberphilharmonie, dem Klimanetzwerk Main-Tauber-Kreis sowie den Tauberpionieren, einer Gruppe der "Pioneers of Change", auf die Beine gestellt. Rund 100 Interessierte nahmen die Gelegenheit wahr und kamen nach Weikersheim, um an der Folgeveranstaltung des Zukunftstages von 2023 teilzunehmen.
Ziel der "Gemeinwohlvergrößerung" sollte beachtet werden
In einem Impulsvortrag am Vormittag sprachen Tobias Schwalbe und Achim Knöchel von der "Gemeinwohl Ökonomie (GWÖ) Bayern", Regionalgruppe Würzburg, über das Konzept einer Gemeinwohl-Ökonomie und der dazugehörigen Bewegung. Es gebe einen scheinbaren Zwang zu stetigem Wirtschaftswachstum, "denn wir sind Teil eines Wirtschaftssystems, das die falschen Anreize setzt", so Schwalbe. Die Steigerung des Bruttoinlandsprodukts sage aber nichts über die nachhaltige Lebensqualität der Menschen aus.
Die GWÖ setze daher auf eine Gemeinwohlbilanz samt Matrix, in der neben dem Ziel der Geldwirtschaft mehr noch das Ziel der "Gemeinwohlvergrößerung" bedacht werde. Genau genommen sei dies bereits im Grundgesetz Artikel 14 und in der Bayerischen Verfassung verankert – in Art. 151 (1) heißt es: "Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl, insbesondere der Gewährleistung eines menschenwürdigen Daseins für alle und der allmählichen Erhöhung der Lebenshaltung aller Volksschichten."
"Weiter so geht nicht, wir müssen anders wirtschaften", erklärten die Referierenden. Das Wirtschaftsmodell der Zukunft müsse die Endlichkeit der Ressourcen der Erde mitdenken und verstärkt auf eine "Kreislaufwirtschaft" setzen und Werte wie soziale Verantwortung und Mitbestimmung einbeziehen. 1312 Unternehmen und 176 Regionalgruppen würden der Bewegung schon angehören, zum Beispiel die Firmen Vaude, Sparda Bank, Voelkel, Sonnentor, Ökokiste oder der Fußballverein FC St. Pauli.
Solidarische Landwirtschaft, Energie & Klima sowie Mobilität
Nach einem von Carina Mnich moderierten aktiven Programm konnten sich die Teilnehmenden beim Mitmach-Tag an Thementischen mit konkreten Fragestellungen auseinandersetzen. Die Themen befassten sich mit solidarischer Landwirtschaft, Energie & Klima sowie Mobilität, gemeinwohlorientierter Wirtschaft & Finanzen und nachhaltigem Bauen sowie der Ausgestaltung und Erweiterung der Cafeteria in der Tauberphilharmonie.