Die „Mess“, wie die Königshöfer Messe genannt wird, ist auch mit ihren 603 Jahren noch jung geblieben. Anders als viele andere Herbstmessen habe sie ihre Anziehungskraft gehalten und sogar ausgebaut, attestierte Bürgermeister Thomas Maertens bei der Eröffnung der Gewerbeschau „Agima“ in der Messehalle.
Der besondere Reiz von Verkaufsmesse und Volksfest ziehe nach wie vor. Dabei bemüht man sich von Seiten der Stadt jedes Jahr um attraktive Geschäfte und Aussteller. „Wir müssen jedes Jahr ungefähr 400 Ausstellern absagen“, sagte Maertens, denn man wolle Qualität und Quantität hoch halten. Er reagierte damit auf die Forderung von des Landtagsabgeordneten Wolfgang Reinhart (CDU) in dessen Grußwort, dass die Messe wachsen müsse. Die Königshöfer Messe sei gewachsen in den letzten Jahren, aber eben verträglich und nicht ins Uferlose.
Die Mess sei ein Treffpunkt von Politik und Wirtschaft, so Maertens. Das zeigte sich auch in der langen Liste der Grußwortredner zur Eröffnung der Gewerbeschau. Bundestagsabgeordneter Alois Gerig (CDU) war gerade noch rechtzeitig aus Berlin gekommen und freute sich, dass auf der Agima die Möglichkeit bestehe, die „Leistungsfähigkeit unserer Betriebe hier im Raum zu sehen“.
Reinhart wies darauf hin, dass auf der Königshöfer Messe die Waren noch direkt angeboten werden und nicht online und anonym bestellt werden. Man erwartet in den kommenden acht Messetagen wieder rund 200 000 Besucher auf der Messewiese und der angrenzenden Stadthalle. Hier hat Festwirt Hans-Peter Küffner wieder zusammen mit der Distelhäuser Brauerei und der Herbsthäuser Brauerei das Festbier im Ausschank und freut sich auf viele Gäste. „Sie werden merken, wir haben den Geschmack des Bieres etwas verändert“, lud Bürgermeister Maertens die Besucher ein, das Getränk selbst zu testen. Zusammen mit dem Festwirt schlug er die ersten Fässer an und verteilte freizügig Freibier. Drei Schläge brauchte er, bis der Zapfhahn saß und der kühle Gerstensaft floss.
Christina Baum, Landtagsabgeordnete der AfD, war erfreut, ein Grußwort sprechen zu dürfen. Dies sei nicht selbstverständlich. Bei vielen Veranstaltungen wäre sie nicht dazu eingeladen worden, sie vermutet, dass es mit ihrer Parteizugehörigkeit zur AfD zu tun haben könnte. Als Zugereiste habe sie in ihrer Zahnarztpraxis gemerkt, wie wichtig den Königshöfern ihre Messe ist.
Einer guten Tradition folgend gab es natürlich auch wieder einen Festvortrag zur Eröffnung der Agima. Die Messeverantwortlichen um Sabine Dattenberg hatten sich in diesem Jahr für Metzgermeister Claus Böbel aus Rittersbach entschieden. Der umtriebige Handwerker berichtete von seiner Verkaufsstrategie. Bei der Übernahme des elterlichen Betriebes 1988 hatte es für ihn nur zwei Möglichkeiten gegeben, entweder „ausbauen oder aussterben“. Er habe sich für ersteres entschieden und diesen Weg konsequent verfolgt.
Man müsse nur ein Ziel klar vor Augen haben und dies konsequent verfolgen, dann stelle sich der Erfolg auch ein. Er verkauft rund 50 Prozent seines Umsatzes als Metzger mittlerweile online, obwohl ihm zu Beginn jeder abgeraten habe, denn Wurstwaren seien über das Internet nicht zu verkaufen.
Wie er es doch geschafft hat, sich als Marke zu etablieren und erfolgreich zu werden, das zeigte er bei seinem Vortrag. Das Internet sei eigentlich ein Informationsmedium und kein Verkaufsmedium in erster Linie. Die müsse man begreifen und dann habe man auch gute Chancen, seine Produkte zu vermarkten. Wie man stationär seine Waren anbietet, das sah man beim Messerundgang der Ehrengäste, die sich von der Vielfalt der Anbieter überrascht zeigten. Danach zog man gemeinsam in die Festhalle, wo eben nach dem Bieranstich die Party richtig abging.