Im Frühjahr 2025 jährt sich für Würzburg ein bedeutender Gedenktag: Vor 500 Jahren entschied sich auf der Marienburg, dem Brennpunkt des Aufstandes in Mainfranken, der Bauernkrieg. In den folgenden Schlachten von Königshofen und Ingolstadt wurde diese sozialrevolutionäre Bewegung, die bislang unbekannte Ausmaße angenommen hatte, gewaltsam liquidiert. Die Forderungen der Aufständischen, die sich als die "christliche Versammlung" sahen, hatten indes ihre Vorgeschichte.
Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es mehrfach zu gewaltsamen Erhebungen der Bevölkerung. Unter dem Symbol des Bundschuhs, des Bauernstiefels mit Binderiemen, sammelten sich in verschiedenen Regionen Süd- und Mitteldeutschlands Aufständische, wobei allerdings keine einheitliche Motivation zugrunde lag. Unter den Gelehrten wie auch unter dem Volk herrschte anhand von Rechtsunsicherheit und kirchlicher Missstände weit verbreitetes Unbehagen.
Ein Hirte aus dem Taubertal
Bereits in den 1470er Jahren erregte der sogenannte Pfeifer von Niklashausen, ein Hirte und Spielmann namens Hans Böhm, im Taubertal großes Aufsehen. Im Traum sei ihm die Jungfrau Maria erschienen, er solle zur Buße aufrufen, denn über die Sünder komme bald ein Strafgericht. Vor ihrer Kirche in Niklashausen im Taubertal könnten die Frevler Ablass von ihren Sündenstrafen erhalten.
In seinen Predigten, die immer mehr Volk anzogen und begeisterten, forderte er soziale Gleichheit, Abschaffung der Standesunterschiede und Reduzierung der Steuern. Wegen des starken Andrangs predigte der Pfeifer zuerst von einem gestürzten Fass, dann meist vom Dachfenster der Kirche aus.
Auf dem Scheiterhaufen verbrannt
Der Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg ließ über Motive und Ziele nachforschen. Geistliche befragten den jungen Prediger. Seine Botschaft war die einer neuen und besseren Ordnung. Schließlich wurde die Niklashäuser Wallfahrt verboten, Hans Böhm verhaftet und 1476 auf dem linksmainischen Würzburger Schottenanger ohne Prozess als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
1493 kam es in Schlettstadt, im Elsass, zum großen Bundschuhaufstand, in Kitzingen drohten 1498 Handwerker, sich unter der Fahne des Bundschuhs zu erheben. In Schweinfurt ereigneten sich mehrfach Bürgeraufstände. Die Schweiz galt als erfolgreiches Beispiel, sich jeglicher Herrschaft zu entledigen.
Planetenkollision und Sintflut
1522 erschien in Straßburg im Druck eine Schrift von Thomas Murrner, die Landsknechte zeigte, die Kirchen zerstörten und Reliquien und andere Beutestücke davontrugen. Luther wandte sich gegen die maßlose Verehrung der Reliquien sowie die angeblichen Wundererscheinungen und die hieraus resultierenden Wallfahrtsbewegungen. Massiv kritisierte er den Ablasskult. Der Theologe Andreas Bodenstein aus Karlstadt bezeichnete die Bilderverehrung - da gegen das erste Gebot gerichtet - als Götzendienst. In gedruckten astrologischen Texten warnte man 1524 vor einer Planetenkollision und der großen kommenden Sintflut.
Eine entscheidende Voraussetzung für die bäuerlichen und städtischen Erhebungen lag in der Reformationsbewegung. Als Martin Luther 1520 seine Schrift von der Freiheit eines Christenmenschen publizierte, forderte man - missverständlich - auch persönliche Freiheit. In den "Zwölf Artikeln" des Bauernaufstandes von 1525, einem zentralen Dokument des deutschen Bauernkrieges, wurden die Bedingungen der Aufständischen in Memmingen erstmals schriftlich fixiert.
Erste schriftlich fixierte Forderung nach Menschenrechten
In Würzburg druckte Johann Lobmeyer bereits 1525 die wichtigsten Artikel, teilweise identisch mit jenen des Pfeifers von Niklashausen, nach. Die Leibeigenschaft sei abzuschaffen, Jagd und Fischerei sollten für jedermann zugänglich sein. Wälder sowie Äcker waren in Gemeindehand zu übergeben, die Vorrechte von Adel und hohem Klerus aufzuheben. Insgesamt handelte es sich hier um die erste schriftlich fixierte Forderung nach Menschenrechten.