Die Achatiuskapelle im Grünbachtal ist ein kulturhistorisches Kleinod. Viele Besucher lassen sich vom Charme der romanischen Kirche begeistern. So auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Fränkischen Abend des Heimat- und Kulturvereins (HKV). Alfred Beetz präsentierte das außergewöhnliche Gotteshaus mit einem Lichtbildervortrag.
Den Fränkischen Abend nannte HKV-Vorsitzender, Werner Hellinger, eine Traditionsveranstaltung, deren Kennzeichen mal heitere, mal besinnliche Vorträge seien. Mit der Achatiuskapelle habe man sich ein „Juwel aus der Region“ ausgesucht, das eine faszinierende Geschichte vorzuweisen habe. Außerdem diente der Vortrag Hellingers Angaben zufolge als Vorbereitung für einen Ausflug im nächsten Jahr nach Grünsfeldhausen, um das Objekt vor Ort in Augenschein nehmen zu können.
Bürgermeisterstellvertreter Hubert Segeritz verband persönliche Erinnerungen mit der Achatiuskapelle. Als Lehrer habe er wiederholt geologische Exkursionen dorthin unternommen. Seine Großmutter habe zudem erzählt, dass ihr Bruder beim Hochwasser von 1911 ums Leben gekommen sie. Damals ist auch die Kapelle zu Schaden gekommen.
Davon berichtete auch Alfred Beetz. Grünsfelds ehemaliger Bürgermeister und Vorsitzender des Kirchlichen Baufördervereins ist ein profunder Kenner der Achatiuskapelle. In seinen Ausführungen ging er auf die Entstehungsgeschichte ein und zeigte jüngste Entwicklungen auf.
Die Achatiuskapelle ist die älteste noch erhaltene Kirche im Stadtgebiet von Grünsfeld. Die früheste urkundliche Erwähnung des romanischen Kleinods datiert auf das Jahr 1362. Zusammen mit der Ulrichskapelle in Standorf und der Sigismundkapelle in Oberwittighausen bildet die Achatiuskapelle eine Trias, die nach dem Urteil von Historikern im Zuge der Kreuzzüge als Erinnerung an die Jerusalemer Grabeskirche errichtet worden sind.
Von besonderer Bedeutung sind die Freskenreste im Choroktogon. Nach Auffassung von Historiker Dr. Elmar Weiß handelt es sich dabei um die neben den Freskenresten in der Kryptakapelle des Doms zu Würzburg und in Kleincomburg einzigen sicher bestimmbaren Gemäldereste aus der romanischen Zeit in Franken.
Beetz verwies auf die Verbindung der Achatiuskapelle zum Kloster Bronnbach. So habe in der Stauferzeit der Edelfreie Beringer der Jüngere auf der Gamburg die heute ältesten weltlichen Wandmalereien nördlich der Alpen anfertigen lassen. „In Grünsfeldhausen errichtete Beringers Vetter Sigebodo von Zimmern in Gedenken an seinen auf demselben Kreuzzug verstorbenen Vater die heutige Achatiuskapelle. Außerdem hinterließen die Väter Beringers und Sigebodos als Stifter des Zisterzienserklosters Bronnbach ebenfalls ein wichtiges Kulturerbe für die Region.“
Nach der Sanierung vor wenigen Jahren erstrahlt die Achatiuskapelle, so Beetz, in neuem Glanz. Mittlerweile werde sie auch als Ausstellungsraum oder für Konzerte genutzt. Die jüngst installierte behindertengerechte Toilette habe die Infrastruktur deutlich verbessert. Es fehle jetzt nur noch ein barrierefreier Zugang.
Im zweiten Teil des von Moritz Eckert musikalisch umrahmten Fränkischen Abends stellte Werner Hellinger den neuen Kalender des HKV mit historischen Bildern aus Lauda vor. Er kann ab sofort bei Foto-Besserer in der Bahnhofstraße Lauda oder bei den Vorstandsmitgliedern erworben werden.
Die nächsten Veranstaltungen des HKV sind zwei Nachtwächterführungen am Dienstag, 10. November, und Mittwoch, 1. Dezember, um 19 Uhr. Treffpunkt ist jeweils der Brunnen am neuen Rathaus.