Ausverkauftes Haus hieß es am Samstagabend beim Auftritt von Birgit Süß aus Würzburg und Heidi Friedrich aus Bamberg im stilvollen Ambiente des Rebgut-Gewölbekellers in Lauda. Die beiden Komödiantinnen präsentierten ihr aktuelles Programm „Inventur 2018 – Kruzifix“. Der etwas andere Rückblick zeigte wunderbar auf: Trotz der vielen schlechten Nachrichten des vergangenen Jahres gab es viel zu lachen.
Mit einer beeindruckenden künstlerischen Bandbreite, die von Comedy über Kabarett bis hin zu musikalischen Einlagen reichte, begeisterten die beiden Fränkinnen das Publikum. Gleich zu Beginn sinnierten Süß und Friedrich mit etwas Wehmut über die Nach-Ära von Angela Merkel. Doch wie könnte Zeit der rautenfreien Staatsempfänge aussehen? Macron an der Seite von Friedrich Merz? Trump mit Jens Spahn? Oder Putin an der Seite von AKK? „Früher war sogar die Zukunft besser“, quittierte Birgit Süß die Aussichten. Aber auch die SPD blieb nicht verschont. Beim Blick auf deren Umfrageergebnisse frage man sich: „Ist das der Kurs der Lira oder der SPD?“
Etwas leichtere Kost präsentierten Süß und Friedrich beim „Rückblick Royal“. Als Adelsexpertinnen Gustava und Schmettine ließen sie die Jahreshighlights des Hochadels noch einmal Revue passieren. Da wurde nicht nur über den Nachwuchs der Königshäuser berichtet, sondern auch der Kleidungsstil von der Queen und Prinz Charles diskutiert. „Der Fashion-Style von Prinz Charles wirke so, als trage Charles die Anzüge von Prinz Philipp – nach dessen Unfall.
Dazwischen zeigten Süß und Friedrich auch kurze Solo-Einlagen. Während Friedrich die Karriere von Florian Silbereisen mit „Vom Fischerboot aufs Traumschiff kommentierte“, erinnerte Süß an das Jubiläum 100 Jahre Frauenwahlrecht.
Zur Hochform liefen Birgit Süß und Heidi Friedrich bei ihrer Kritik an der AfD auf. „Das Glyphosat der Parteienlandschaft“, wie sie die AfD bezeichneten, habe sich mittlerweile als Partei etabliert. „Sogar mit einer richtigen Spendenaffäre“, kommentierte Süß. Wobei die Spende nach acht Monaten zurückgezahlt worden sei, damit habe ich es sich ja nur um so etwas wie einen zinslosen Überbrückungskredit gehandelt, befand Friedrich. Hämisch äußersten sie sich zum Klau der Badehose von Alexander Gauland, der das dritte Reich unter anderem als „Vogelschiss“ verharmlost habe. Es ermittele nun sogar der Staatsschutz. Nicht wegen der Vogelschiss-Äußerung, sondern wegen der Badehose.
Im weiteren Verlauf des Abends präsentierten sich Süß und Friedrich unter anderem noch als Tierliebhaberinnen, die im Wartezimmer einer Tierarztpraxis über ihre geliebten Vierbeiner Manfred und Liebelein philosophierten. Mit ihrer ganz eigenen Präsentation der Geschichte von Räuber Hotzenplotz kritisierten sie das neue bayerische Polizeiaufgabengesetz, dank dem der Wachtmeister Dimpfelmoser einen Verdächtigen jetzt auch ohne konkrete Straftat ins Spritzenhaus sperren könne. Als Jägerinnen stellten sie sie Frage: Gehört denn der Wolf zu Deutschland?
Auch musikalische Höhepunkte kamen nicht zu kurz: Mit dem Lied „Wir treffen heute keine Freundin Biene Maja“, thematisierten sie das Insektensterben, der Song „Kein Bett für Nazis“ (zur Meldodie von „Ein Bett im Kornfeld“), lobte die Weigerung einiger Hoteliers, AfD-Funktionären ein Zimmer anzubieten und mit den Zeilen „Wann wird’s mal endlich wieder richtig Sommer – mit Regen von Juni bis September“, warnten sie vor weiteren Jahrhundertsommern und dem Klimawandel.
Als Zugabe ihres „linksgrünversifft-genderveganen Programms“ traten beide in der Burka auf und beschrieben das Leben unter der Burka unter anderem mit den humorvollen Zeilen: „Unter der Burka ist kein Platz für Klaustrophobie. Unter der Burka weht ein anderer Wind.“