Befindet man sich nun in einem Irrenhaus oder ist die Welt da draußen aus den Fugen geraten?So ganz war es den Besuchern der Aufführung der Wittighäuser Dielegnatzer nicht klar. Bei der irren Komödie "Neurosige Zeiten" von Winnie Abel auf der Bühne des Turnsaals der Kindertagesstätte verschwommen die Grenzen von Realität und Wahnsinn des Öfteren. Dank der glänzend aufgelegten Schauspieler war es beste Unterhaltung, die einem bei der Premiere geboten wurde.
Zuschauer vereinnahmt
Die offene Wohngruppe mit lauter skurrilen Persönlichkeiten von einem pedantischen Finanzbeamten (Matthias Max) über eine manisch-depressive Künstlerin bis hin zu einer sexsüchtigen Hotelierstochter vereinnahmte die Zuschauer sofort.
Die Idee einer Tupperparty in der Psychiatrie war da noch die kleinste Verwechslung. Die arme Tupperverkäuferin (Katja Reinhard) gibt schließlich auf – ihr bleibt nur noch die Flucht. Erst der Auftritt von Volksmusikstar Hardy Hammer (Michael Hammer) und die Mutter (Stefanie Klingert) der Hotelerbin (Mandy Reinhard) bringen etwas Ordnung in den Alltag der von Dr. Dr. Ilse Schanz (Astrid Auernhammer) organisierten Wohngruppe. Zuvor kommt es allerdings zu einigen Verwechslungen, die in die Abführung einer "Gesunden" in einer Zwangsjacke münden.
Volksmusikfan und Künstlerin
Immer wieder auflockernd sind die Auftritte des schizophoben Willi (Thomas Ulsamer), der mit seiner volkstümlichen Art das Publikum mitreißt. Anita Ulsamer als liebeswahnsinniger Volksmusikfan und Sandra Klingert als manisch-depressive Künstlerin bereichern das Stück ebenso wie Beschäftigungstherapeut Rolf (Stefan Klinger), der alles durch eine rosarote Brille sieht und mit den Insassen der Wohngruppe Kastanienfiguren basteln will.
Die gesellschaftliche Teilhabe der Bewohner der Wohngruppe mündet schließlich darin, dass ihre Ärztin den Besuch eines Volksmusikstars erlaubt, der dank einer Kooperation der Tageszeitung mit der Klinikleitung für eine Homestory auch noch übernachten darf. Da ist Reporterin Fritzi (Nicole Fell) allerdings nicht mehr dabei. Ihr Auftritt persifliert das Leben einer Klatschfotografin hinreißend.
Fell hat sich nach einigen Jahren Pause wieder bereit erklärt, an der Aufführung eines Stückes mitzuwirken. Sie bereichert die illustre Truppe mit ihrem Kurzauftritt.
Lokalkolorit eingebracht
Zum Schluss haben sich wieder alle lieb und wollen auch das weitere Leben zusammen verbringen, allerdings in der Sonne Mallorcas und nicht in Wittighausen. Da ist es ihnen einfach zu irre. Die Wittighäuser Dielegnatzer haben ihr Stück auch in diesem Jahr mit viel Lokalkolorit gespickt.
Moderator Matthias Max berichtete im Abspann, welche Summen die Theaterspieler in den letzten Jahren an karitative Einrichtungen gespendet haben. Denn der Gewinn der Aufführungen wird von den Laienschauspielern nicht selbst behalten, sondern unterstützt Menschen, denen es nicht so gut geht.
Weitere Aufführungen sind am Freitag, 10. Januar, Samstag, 11.Januar und Sonntag, 12. Januar jeweils um 19 Uhr im Turnsaal der Kindertagesstätte in Unterwittighausen. Für die Vorstellungen gibt es noch wenige Restkarten. Reservierungen kurzfristig unter Tel.: (0151) 256532 52 oder an der Abendkasse.