„Wir müssen uns als Standort profilieren, der etwas Einzigartiges zu bieten hat“, appellierte Diplom-Geograph Matthias Prüller. im Technologie- und Gründerzentrum, um zum einen über das Einzelhandelskonzept zu informieren und vor allem - um gemeinsam Ideen zu finden. Die Gretchenfrage: Wie wird Tauberbischofsheim attraktiv?
Wolfgang Vockel präsentierte sich als ein Bürgermeister, der starken Kampfeswille zeigte: „Wir brauchen keine Unterlasser, keine Nörgler. Was wir jetzt brauchen, sind Mitmacher“, forderte er auf. „Vieles können wir nicht beeinflussen, wie die Bevölkerungsentwicklung oder große Markttrends. Aber wir wollen nicht den Sprinter, der die Schuhe bringt, als häufigstes Auto. Es muss uns gelingen, dass wieder mehr Menschen zu uns kommen und es gibt kleinere Kommunen, die das geschafft haben. Die Lösung passiert nur gemeinsam.“
Hausaufgaben gemacht
Die Stadt habe ihre Hausaufgaben gemacht – Sanierungen erfolgten, weitere sind geplant. In den nächsten drei Jahren sollen laut Vockel neun Millionen investiert werden. Dazu wurde das Institut für Marketing und Kommunalentwicklung „Imakomm Akademie GmbH“ aus Aalen beauftragt, ein Einzelhandelskonzept zu erarbeiten, das Diplom-Geograph Matthias Prüller den rund 100 Interessierten im Gründerzentrum vorstellte.
Doch bei allen Bemühungen seitens der Stadt, Vockel verdeutlichte: „Es hängt nicht von uns alleine ab. Wir müssen alle gemeinsam überlegen, wie wir unsere Stadt vorwärtsbringen.“ Ein Problem: Oft würden Fördermittel nicht abgerufen für Sanierungen, „die es eigentlich dringend nötig hätten. Das ist klar ersichtlich beim Gang durch die Fußgängerzone“ – und erschwert auch das Dasein der ansässigen Geschäftsinhaber.
„Wir haben schöne Geschäfte, aber auch viele Leerstände und ganz schreckliche Fronten. Teilweise ist die Optik einfach nur ein Albtraum“, fasste eine Dame aus dem Publikum die derzeitige Situation in der Innenstadt der Kreisstadt zusammen. Und gerade dieser Umstand schrecke potenzielle Kunden und Investoren ab – darin waren sich an diesem Abend alle einig.
„Vieles ist in Tauberbischofsheim gar nicht so schlecht“, beruhigte Diplom-Geograph Prüller. Dass Handlungsbedarf bestehe, daran ließ er jedoch keinen Zweifel – gerade auch mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung und Zeiten des Internethandels und Einkaufstempeln abseits der Städte.
Gesamtstrategie
Wichtig sei es jetzt eine Gesamtstrategie zu entwickeln: „Wir müssen ein schlagkräftiges Standortmarketing aufbauen mit authentischen Botschaften. Nach dem Motto, schaut her, das müsst Ihr Euch anschauen.“
Doch was kann das sein, was sind die Stärken? „Ich war weltweit unterwegs“, erklärte Hans Dirscherl aus den Reihen der Zuhörer, „und wenn einer Tauberbischofsheim hörte, dann kam, ah, die Fechter. Wie wäre es mit einer Straße der Fechter, mit lebensgroßen Figuren?“
Solche Ideen wollte Prüller hören: „Sie haben mir gerade aus der Seele gesprochen. Es ist wichtig, etwas Besonderes sichtbar zu machen.“ Und neben dem absoluten Magneten müssten Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Es gilt, außen zu erhalten und dabei zu versuchen, alles was geht, in die Innenstadt reinzuholen“.
Die Verfügungsstellung größerer Einzelhandelsflächen sei hier notwendig, attraktive Wege, die in die Innenstadt führen, der Marktplatz als zentrale Anlaufstelle, eine Gastronomie mit attraktiver Bestuhlung – insgesamt müsse ein „gewisses Flair entstehen“. Dazu sollten temporäre Events kommen, die zwar Nutzungskonflikte herausfordern könnten, aber „die Stadt interessant für Besucher macht.“
Jörg Hasenbusch als Vorsitzender der Lebenshilfe Main-Tauber-Kreis schlug die Bewerbung von Barrierefreiheit vor und so wie er lieferten zahlreiche Gäste Anregungen für das gemeinsame Ziel, das Vockel auf einen Punkt brachte: „Wir wollen begeistern.“ Mit dem Konzept sei die Grundlage geschaffen: „Es ist erst der Anfang. Die Arbeit fängt jetzt an, und das geht nur gemeinsam“, so Prüllers abschließender Aufruf.
Info: Ideen zur Stärkung Tauberbischofsheim können gesendet werden an verena.nagel@tauberbischofsheim.de