Schon viele Nutzungen hat das 1877 erbaute Schulhaus in Gerchsheim in seiner langen Geschichte erfahren dürfen. Es wurde unter anderem als Rathaus der ehemals selbständigen Gemeinde Gerchsheim genutzt. Nach der Gebietsreform in den 1970er Jahren, als Gerchsheim zusammen mit Großrinderfeld, Ilmspan und Schönfeld eine Großgemeinde bildete, wurde es zur Verwaltungsstelle. Eine Zeit lang bot das Gebäude aber auch Platz für Gewerbetreibende sowie Wohnraum, allerdings "mehr schlecht als recht", wie Bürgermeister Johannes Leibold, bei der Neueröffnung nach umfassender Sanierung am vergangenen Wochenende, mitteilte.
Der ursprüngliche Bauplan geht laut Archiv auf einen Musterbauplan des Großherzogtums Baden zurück, um eine einheitliche Schulhausstruktur gerade für ärmere Gemeinden zu ermöglichen. Ähnliche Gebäude stünden auch in Ilmspan, Dittigheim, Werbach, Unterwittighausen, Distelhausen oder Heckfeld und würde mittlerweile genutzt. In Gerchsheim gehe man allerdings nun ganz andere Wege. "Zukunft kann man bauen", meinte Landtagsvizepräsident und Stimmkreisabgeordneter Wolfgang Reinhart zu den neu gestalteten Räumlichkeiten.
Erdgeschoss wurde an katholische Kirche vermietet
Da habe das Architekturbüro Schmidt & Leicht gute Arbeit geleistet, lobte Landrat Christoph Schauder: "Mit dem Veranstaltungsraum, dem Wiedereinzug der Bücherei und den Wohnungen, die unter anderem hier Platz finden, liefern die Verantwortlichen die passende Antwort auf die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit und einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger aus der Region".
Im Erdgeschoss, das jetzt über den Hintereingang barrierefrei erreichbar ist, wurde ein Veranstaltungsraum geschaffen, in dem zukünftig das kirchliche Leben in Gerchsheim stattfinden soll. Denn das Erdgeschoss wurde an die katholische Kirche vermietet, inklusive neuer Toiletten und einem Raum für eine Küche. Im ersten Obergeschoss befindet sich weiterhin die katholische öffentliche Bücherei, die nun über eine Außentreppe erreichbar ist. Die Räume haben sich durch die Entfernung des bisher innenliegenden Treppenhauses vergrößert und auch die bereits vorhandene Wohnung, ursprünglich in den alten Plänen als Lehrerwohnung konzipiert, besteht weiterhin.
Das bisher ungenutzte Dachgeschoss, das lediglich als Lagerort diente, erhielt einen neuen Dachstuhl mit entsprechender Isolierung und einer Photovoltaikanlage. Hier sollen in Kürze zwei weitere Wohnungen entstehen, mit "einem der schönsten Blicke auf Gerchsheim", wie Bürgermeister Leibold bei einem Rundgang anmerkte.
Inneneinrichtung der Bücherei wurde mit 60 Prozent gefördert
Mit dabei waren auch der Generalvikar der Erzdiözese Freiburg, Christoph Neubrand, der es sich nicht nehmen ließ, alle Räumlichkeiten zu segnen, sowie Alfred Beetz als Vorsitzender Leader-Aktionsgruppe Badisch-Franken. Über Leader war die Inneneinrichtung der Bücherei mit 60 Prozent gefördert worden und aus dem Ausgleichsstock und dem Fördertopf Entwicklung ländlicher Raum (ELR) flossen über eine Million an Förderung in das Projekt.
Dank solcher Förderungen sei es überhaupt erst möglich, solche Gebäude auch für die Nachwelt zu nutzen, dankte Bürgermeister Johannes Leibold für die Unterstützung. Er freue sich, dass die Gemeinde Großrinderfeld gemeinsam mit allen Gremien, dem Regierungspräsidium Stuttgart und der Erzdiözese Freiburg das Doppelprojekt "ein Stück weit zukunftsfähiger" machen konnte, nahm er in seiner Ansprache Bezug auf den Kauf und die Sanierung des ehemaligen Gemeindezentrums im Altertheimer Weg und die Sanierung des Alten Rathauses.