Welch eine Dynamik sich beim Konzert von Zydeco Annie & Swamp Cats in der Aula des Martin-Schleyer-Gymnasiums in Lauda-Königshofen entwickelte, das hätte Anatolij Schelhorn, Vorsitzender des Kunstkreises Lauda-Königshofen, nicht erwartet. "So was habe ich überhaupt noch nicht erlebt" bei der Reihe Jazz in der Aula, die der Kunstkreis zusammen mit der Stadt Lauda-Königshofen organisiert, so Schelhorn.
Vor 44 Jahren von Günter Schifferdecker ins Leben gerufen und nach dessen Tod von seiner Frau Hanni weitergeführt, entwickelt sich das Format stets weiter und erfindet sich neu. Mit dem neu formierten Vorstand des Kunstkreises und durch die Zusammenarbeit mit dem Sachgebiet Tourismus, Kultur und Messe der Stadt hat die bekannte Jazzreihe nun doch eine Zukunft. Das sah nach dem Tod von Hanni Schifferdecker nicht so aus, aber die Verantwortlichen haben einen Weg gefunden, wie Tradition und Moderne miteinander verbunden werden kann.
Musik, die zum Tanzen einlädt
An die Ära Schifferdecker erinnerte Anja Baldauf auch während des Konzertes. Sie war im Jahr 2016 letztmals zusammen mit ihrer Band bei Jazz in der Aula und konnte sich noch gut erinnern, wie freundlich und fürsorglich sie damals aufgenommen wurde. Nicht nur deshalb widmeten sie und ihre Musikerkollegen Frederic Berger (Vocals, Waschbrett, Percussion), Dennis Wendel (Bass), Simon Seeleuther (Gitarre, Pedal Steel) und Stefan Baldauf (Drums) der Verstorbenen das Lied "Je te chante la Mélodie" von ihrer aktuellen CD "Zydeco Gaga".
Unter der Woche gehen alle fünf Musikerinnen und Musiker einem normalen Beruf nach, doch am Wochenende drehen sie mit ihrer Musik auf. Seit Anja Baldauf vor fast exakt 20 Jahren den ersten Kontakt mit dem Zydeco in New Orleans im amerikanischen Louisiana hatte, lässt sie die Musik nicht mehr los. Zydeco ist eine Mischung aus Rhythm ’n’ Blues, irischer Musik, Blue Grass und weiteren Elementen und vor allem "coole tanzbare Musik", wie es Baldauf zwischen den Liedern erklärte.
Diese Aussage nahmen die Besucherinnen und Besucher wörtlich, denn nach kurzer Zeit hielt es niemand mehr auf den Stühlen der Aula. Der Zydeco geht einfach ins Blut, und wahrscheinlich war es das, was Anatolij Schelhorn meinte, als er von der Reaktion des Publikums auf die Musik sprach.
Auch ein Akkordeon kam zum Einsatz
Die Mischung aus flotten Rhythmen, Blues und Walzern "direkt aus den Baumwollfeldern" machte den Abend perfekt. So etwas hatte das Publikum lange nicht erlebt, in der Aula des Martin-Schleyer-Gymnasiums. Angesagt wurden die Stücke übrigens alle im bayerischen-schwäbisch, denn Anja Baldauf kommt aus der Nähe von Günzburg. Neben den klassischen Instrumenten wie Gitarre oder Schlagzeug gehört zu einem echten Zydeco auch das Akkordeon. Das hatte Anja Baldauf gleich in mehreren Varianten dabei, unter anderem auch die "One Row" oder die "Cajun Accordeon" aus La Fayette in Louisiana. Dieses typische Instrument der Südstaaten gab dem Abend einen besonderen Klang.
"Swamp Musik in ihrer wilden Art", versprach Anja Baldauf für den Abend und diese Ankündigung wurde gleich mehrfach umgesetzt, wobei Swamp das englische Wort für Sumpf ist. Nicht fehlen durfte der "Zydeco Groove". Dieses Lied hatte die Bandleaderin vor 20 Jahren "geflasht" und sie dem Zydeco verfallen lassen – und ihre Mitspieler gleich mit.
So wurde es ein unvergesslicher Abend, auch dank der Technik AG des Martin-Schleyer-Gymnasiums, die aus der hauseigenen Anlage herausholten, was möglich war. Die Reihe Jazz in der Aula wird am 6. Oktober um 18 Uhr mit Chris Hopkins und den International Swing Stars fortgesetzt.
Karten können schon jetzt unter www.reservix.de erworben werden.