17 Personen nahmen in diesem Jahr am Tag des Wanderns in Großrinderfeld teil. Ortsvorsteher Walter Lutz freute sich vor allem, dass auch Wanderer aus Würzburg, Kirchheim, Höchberg und vor allem aus den Ortsteilen von Großrinderfeld an der geführten Wanderung teilnehmen wollten. Die Resonanz war sogar noch stärker, als in den vergangenen Jahren. Trotz oder gerade wegen Corona ist Wandern in der freien Natur derzeit sehr gefragt, so sein Fazit.
Eigentlich wird der Tag des Wanderns immer im Mai durchgeführt. Da zu dieser Zeit aber ein Lockdown über Deutschland lag, verschoben die Verantwortlichen vom Deutschen Wanderverband die Veranstaltung in den Herbst. Zufälligerweise traf der Veranstaltungstag auch mit der Woche des Waldes zusammen und nachdem in Großrinderfeld sehr viel Wald vorhanden ist, beschlossen die Wanderwarte, eine Wanderung anzubieten mit vielen Informationen über das Dorf, die vielen Grenzsteine auf der Gemarkung, aber auch über den Wald.
Einst von einer Befestigungsanlage umschlossen
Startpunkt war am Großrinderfelder Rathaus. Das ehemalige Schulhaus der Gemeinde beherbergt heute eine moderne Verwaltung, so Lutz. In einem Tresor befindet sich auch die Markturkunde, die im 17. Jahrhundert von Lothar Franz von Schönborn, damals Kurfürst in Mainz, ausgestellt hatte und die den Großrinderfeldern auf "ewige Zeit" das Marktrecht einräumt. Hierauf verweist eine Hinweistafel am Rathaus. Weitere solcher Tafeln sind auf einem Rundgang um den Ort zu finden. Das über Leader ko-finanzierte Informationssystem weist auf viele Sehenswürdigkeiten im Ort hin. Unter anderem kann man erfahren, so Walter Lutz, dass Großrinderfeld im Mittelalter von einer Befestigungsanlage umschlossen war. Dies zeige die hohe Wertigkeit als Grenzort der Gemeinde der Mainzer Kurfürsten gegen den Fürstbischof in Würzburg und weitere Herren in der Umgebung.
Geschichte der Grenzsteine am Wegesrand
Über gut ausgebaute Feldwege, vorbei an mehreren respektablen Bildstöcken ging es für die Gruppe in den Wald zwischen Großrinderfeld und Gerchsheim. Walter Lutz informierte immer wieder über die am Wegesrand befindlichen Grenzsteine. Knapp 120 sind derzeit bekannt. Diese Kleindenkmale geben Zeugnis über die lange und abwechslungsreiche Geschichte des Ortes, so Lutz. Ihm zur Seite stand Bernhard Liebler, der sich in Sachen Grenzverlauf und Grenzsteine bestens auskennt, da er beruflich mit diesen Dingen viel zu tun hatte.
Trotz allen Wissens bleiben aber einige Rätsel, welche die Grenzsteine den Menschen heute aufgeben. So kann man im Gemeindewald drei Grenzsteine erkennen, die neben einer durchlaufenden Nummerierung und dem durch eine Linie zu erkennenden Grenzverlauf auch die fortlaufenden Buchstaben "P", "R" und "S" tragen. Welche Bedeutung diese Buchstaben haben, darüber herrscht noch Uneinigkeit. Vermutet wird, dass es sich um Markierungen des Gemeindewaldes handelt, aber gesichert, so Lutz, ist diese Erkenntnis nicht.
Trockenschäden im Wald bereiten Sorgen
Sicher ist aber, dass die beiden Dreimärker, das Etappenziel der Wanderung, mit zu den schönsten Kleindenkmalen gehören, die der Ort zu bieten hat. Einer zeigt die Grenze zwischen Großrinderfeld, Ilmspan und Gerchsheim an, der andere die Grenze von Gerchsheim, Schönfeld und Ilmspan. Sie stehen beide nur rund 150 Meter voneinander entfernt. Der eine auf offener Flur und der andere gut geschützt am Waldesrand. Deshalb ist dieser aus Sandstein bestehende Grenzstein auch viel besser erhalten als sein Partner auf dem Feld. Man kann allerdings gut die Jahreszahl 1875 erkennen. Viele Grenzsteine stammen aus dieser Zeit, berichtet Lutz.
Der Rückweg durch den Wald machte erneut deutlich, wie sich die Struktur derzeit verändert. Viele Flächen auf denen vorher Fichten standen, sind leer und auch die Kronen der Buchen haben ernste Trockenschäden. Man müsse den Wald beobachten und für die Zukunft fit machen, so die Aussage der Teilnehmer an der Wanderung, die sich begeistert von der Flur rund um Großrinderfeld zeigten.