Zur Landtagswahl am 14. März hat die Redaktion den Kandidatinnen und Kandidaten der im Landtag vertretenen Parteien sieben Fragen gestellt. Alle erhielten die gleichen Fragen und haben schriftlich geantwortet. Die Beiträge erscheinen in loser Folge. Heute: Anton Mattmüller (SPD).
Anton Mattmüller: Neben der Corona-Pandemie und ihren Auswirkungen ist das vor allem der Klimawandel. Insbesondere unsere Arbeitswelt und Industrie werden sich verändern. Hier geht es darum, Arbeitsplätze zu sichern und schon frühzeitig proaktiv den Wandel zu gestalten. Für uns ist klar: Alle Menschen, deren Job bedroht ist, sollen die Möglichkeit haben, sich weiterzubilden – und das, bevor sie ihren Arbeitsplatz verloren haben. Gleichzeitig ist es wichtig, dass wir auch konsequenten Klimaschutz betreiben: Hier konkret im Kreis betrifft das schon heute unseren Wald. Wir brauchen eine Renaturierung und clevere Lösungen, um seinen Fortbestand zu garantieren.
Mattmüller: Schon vor der Krise wurde die Schere zwischen arm und reich im Land immer weiter – parallel zu Rekord-Steuerüberschüssen. Das darf nicht sein. Wir fordern daher bundes- und europaweit eine konsequente Besteuerung von Großunternehmen wie Amazon oder Starbucks. Außerdem kommen wir nicht mehr weiter an einer Steuer für astronomisch hohe Vermögen vorbei. Hierbei geht es nicht darum, dass mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer belastet werden. Es geht darum, dass mehrfache Millionärinnen und Millionäre ihren gerechten Teil beitragen. Gerade als junger Kandidat ist für mich klar: Wir dürfen gegen die Krise nicht ansparen. Unsere Infrastruktur wurde in den letzten Jahren sträflich vernachlässigt und den kommenden Generationen hilft es nicht weiter, zwar wenig Schulden zu haben, aber in einer infrastrukturellen Einöde zu leben.
Mattmüller: In nahezu allen. Die Kitas müssen endlich gebührenfrei werden und personell besser ausgestattet werden. Gerade im Hinblick auf die Grenze zu Bayern ist das ein wichtiger Faktor, um attraktiv für Familien zu werden. Am Wichtigsten in den Schulen ist jetzt, dass die Gelder des Digitalpaktes endlich abgerufen werden und alle Schulen mit ausreichend Internet und Geräten ausgestattet werden. Außerdem wollen wir mehr Lehrkräfte und Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter einstellen. Auch die Volkshochschulen wollen wir stärken.
Mattmüller: Das Thema Digitalisierung ist eine gigantische Querschnittsaufgabe. Anfangen müssen wir bei der Internet- und Mobilfunkversorgung. Wir wollen Funklöcher beseitigen und bis 2030 für alle Bürgerinnen und Bürger einen Zugang zum Glasfasernetz bereitstellen. Weitere Chancen, gerade für den Kreis, bietet das Homeoffice. In der Achse Stuttgart-Frankfurt-Nürnberg gewinnt unsere ländliche Region dadurch massiv an Attraktivität. Allerdings braucht es hierfür klare Regeln: Aus einem Recht auf Homeoffice darf keine Pflicht werden. Auch die Verwaltungen wollen wir digitalisieren. Insgesamt bringt die Digitalisierung große Vorteile – für Bürgerinnen und Bürger und die Umwelt. Deswegen müssen wir sie in allen Bereichen vorantreiben.
Mattmüller: Der Main-Tauber-Kreis hat landesweit die besten Voraussetzungen, um der ökologische Energiemotor von Baden-Württemberg zu werden. Wenn nur 20 Prozent der Dächer im Kreis über PV-Anlagen verfügen würden, wäre unser ganzer Energiebedarf gedeckt. Das schaffen wir mit einer Solarpflicht bei Neubauten und einer besseren Kooperation zwischen Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern und Stadtwerken – damit unnötige Hürden abgebaut werden. Außerdem setzen wir auf den Ausbau von modernen Windkraftanlagen. Wenn wir es schaffen, die Wertschöpfung vor Ort zu behalten, können wir sogar gewinnbringend Strom etwa nach Stuttgart verkaufen. Dazu wollen wir Ressourcen schonen und recyceln, um langfristig zu einer Kreislaufwirtschaft zu kommen.
Mattmüller: Für mich ist klar: Schienen vor Straßen. Wenn wir es mit der ökologischen Verkehrswende ernst meinen, müssen wir da massiv investieren. Ich plädiere dafür, bestehende Straßen zu sanieren – bei Schienen brauchen wir aber einen Ausbau. Außerdem müssen wir Radwege insbesondere dort ausbauen, wo sie eine echte Alternative zum PKW-Pendeln darstellen.
Mattmüller: Der demographische Wandel wird dafür sorgen, dass ab 2030 57 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises über 65 Jahre alt sind. Das heißt, wir müssen auf der einen Seite dafür sorgen, dass Seniorinnen und Senioren günstig und würdevoll leben können. Hier wollen wir die Pflege solidarischer finanzieren. Gleichzeitig müssen wir es schaffen, dass junge Menschen hierbleiben und sich Familien ansiedeln. Das schaffen wir nur mit einem Mix aus guter Infrastruktur: ÖPNV, Kitas und Schulen, Digitalisierung, Arbeitsplätze, Kulturangebote – die Liste ist lang. Wir müssen das Problem als Ganzes betrachten: Das heißt, weg vom Kirchturmdenken und hin zu gemeinsamen Strategien, um den Kreis zukunftsfit zu machen.