Im März durfte der Wenkheimer Klaus Reinhart die Ausstellung über Verdun in Paris besuchen, weil sein Großvater Karl Anton Reinhart 1916 in Verdun gekämpft hatte und dort auch in französische Kriegsgefangenschaft ging.
Jetzt hatte er über Jean Pierre Bouquet, den Bürgermeister der Tauberbischofsheimer Partnerstadt Vitry le Francois, eine Einladung zum Staatsakt der Hundertjahrfeier in Verdun erhalten.
Den Tag vor der Zeremonie nutzte der gebürtige Großrinderfelder um sich Verdun etwas näher anzuschauen. In den mit französischen und deutschen Fähnchen geschmückten Straßen patrouillierten französische und deutsche Soldaten in historischen Uniformen. Gleichzeitig war viel militärisches Material aus der Zeit von 1914-18 ausgestellt. Auch die aktuelle französische Armee zeigte modernes Kriegsgerät. Die Straßencafés waren gut gefüllt, teilweise saßen Soldaten in historischen Uniformen neben modern gekleideten Besuchern.
Nach der Kontaktaufnahme mit einem deutschen „Vizefeldwebel“ aus der kaiserlichen Armee besuchte Reinhart eine außerhalb gelegene Kaserne, wo die „historischen Soldaten“ ihre Lager hatten. Alles war originalgetreu aufgebaut, Flammenwerfer, Lazarett, Gulaschkanone, Exerzierübungen konnten besichtigt werden.
Am nächsten Tag ging es am Morgen zum Park and Ride Platz nahe der Autobahn Metz-Paris. Dort lernte Klaus Reinhart viele „geschichtsbewusste Franzosen“ kennen, die sich über seine Anwesenheit als deutscher Enkel eines Verdun-Kämpfers freuten. Nach dem Sicherheitscheck ging es mit Omnibussen hinauf zum Gebeinhaus nahe am Fort Douamont. Die Sicherheitsvorkehrungen waren enorm.
Dort traf er dann auch Jean Pierre Bouquet, Bürgermeister von Vitry le Francois. Eine Stunde vor dem Staatsakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Staatspräsident Francois Hollande mussten die Plätze auf der Ehrentribüne eingenommen werden. Reihe 5 im zweiten Block war nur etwa 15 Meter vom Rednerpult entfernt, wo die beiden Staatsoberhäupter später ihre Ansprachen hielten. Neben ihm saßen zahlreiche Militärattachés aus afrikanischen und asiatischen Ländern.
Die Wartezeit wurde durch den Vorbeimarsch verschiedener Armeeabteilungen und Militärkapellen gestaltet, darunter auch die deutsch-französische Brigade. Die Veteranenverbände der Franzosen trugen stolz ihre Fahnen und schmückten beide Seiten des Gebeinhauses. Auf einer Großleinwand konnte man den Standort des Staatswagens von Staatspräsident Francois Hollande mit Bundeskanzlerin Angela Merkel beobachten.
Das Festprogramm begann mit dem Schauspiel von 4000 deutschen und französischen Schülern auf dem unterhalb gelegenen Soldatenfriedhof. Eindrucksvoll wurde das sinnlose Massensterben von 1916, danach die Aufnahme der Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland unter De Gaulle und Adenauer dargestellt.
Merkel und Hollande unterhielten sich längere Zeit mit den Schülern, die Gesprächstexte konnten auf den seitlich gelegenen Großmonitoren ebenso mitverfolgt werden, wie der weitere Ablauf der Zeremonie.
Bürgermeister Jean Pierre Bouquet von Vitry le Francois stellte den Gast aus Deutschland mehreren Persönlichkeiten vor, unter anderem einem 5 Sterne-General der französischen Armee, der die mitgebrachten Fotos des kaiserlichen Soldaten Karl Anton Reinhart aus Großrinderfeld mit militärischer Hochachtung bewunderte.
Klaus Reinhart meinte: „ Wenn das mein Großvater miterlebt hätte: Dort wo er vor 100 Jahren um sein Leben gezittert hat, konnte ich jetzt als sein Enkel frei und unbeschwert mich mit Freunden treffen, denn im Jahre 1963 wurde die deutsch-französische Erbfeindschaft für immer begraben.“ Karl Anton Reinhart aus Großrinderfeld, geboren 1895, hat das nicht mehr erlebt, er starb 1953 im Alter von 57 Jahren.