„Abstand halten!“ ist das Gebot der Stunde, schreibt Susanne Schnell vom Weltladen Tauberbischofsheim. Doch im Fairen Handel rückten gerade in dieser Zeit alle enger zusammen, um die Corona-Krise zu bewältigen.
Angesichts der Auswirkungen der Corona-Pandemie für die Menschen in Deutschland gerieten die weltweiten Folgen oft aus dem Blick, heißt es weiter in der Pressemitteilung. „Die Produzenten des Fairen Handels in Afrika, Asien und Lateinamerika leiden enorm unter der Coronakrise“, berichtet in dem Presseschreiben Helena Bieber, Sprecherin des Vereins Partnerschaft „Dritte Welt“, Trägerverein des Weltladens Tauberbischofsheim.
Wie dramatisch die Lage ist beschreibt ferner Martin Lang, Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg, DEAB: „Zahlreiche Werkstätten sind geschlossen, Ware kann nicht ausgeliefert werden und Ausgangssperren verhindern, dass Mitarbeitende zur Arbeit fahren. Vor allem kleinere Organisationen stehen vor dem Ruin. Einige haben Produktionsmittel verkauft, um die notleidende Belegschaft mit Lebensmitteln unterstützen zu können. Viele Lager sind leer und die Organisationen haben keine Mittel zur Beschaffung von Rohwaren, um die Produktion wieder aufnehmen zu können.“ Lockdowns führten zu gekappten Lieferketten, heimische und globale Absatzmärkte seien zusammengebrochen.
„In dieser schwierigen Situation beweist der Faire Handel seine Stärke als solidarisches Wirtschaftsmodell entlang der gesamten Lieferkette“, so Bieber weiter. In Nairobi (Kenia) unterstützte die Fairhandels-Kooperative Kiboko Leisure Wear beispielsweise notleidende Arbeiter über den firmeneigenen Sozialfonds. Es wurden Lebensmittel und Gas zum Kochen gekauft, Mieten und Überbrückungsgelder gezahlt, Kleinvieh und sogar eine Kuh zur Selbstversorgung angeschafft. Bestückt wird der Sozialfonds unter anderem durch die Fair-Trade-Prämie, die essentieller Teil der Preisgestaltung im Fairen Handel ist.
Alle Bestellungen blieben bestehen
Auch die Importeure der 900 Weltläden in Deutschland hätten ihre Produzenten mit erheblicher finanzieller Nothilfe, der Aufrechterhaltung der Bestellungen und Vorauszahlungen unterstützt. Sie sind damit ein großes Risiko eingegangen, da nicht abzusehen war, ob die Weltläden die Waren in Zeiten der Corona-Pandemie in Deutschland verkaufen können. Welche Bedeutung die Solidarität entlang der Lieferkette für die Produzenten hat, beschreibt Swapan Kumar Das von Prokritee aus Bangladesch: „Eine wichtige Sache war auch, dass alle Bestellungen bestehen blieben. Keine wurde abgesagt während der Corona-Zeit. Wir entwickelten Kleinaufträge, die zu Hause hergestellt werden konnten. Die Handwerkerinnen waren entschlossen, zu Hause zu produzieren. Alles in allem war es kein großes Einkommen, aber es gab immerhin etwas, das sie verdienten.“ Prokritee stellt unter anderem handgefertigte Papierwaren her.
Absatzmarkt für die Waren der Produzenten
Am Ende der fairen Lieferkette stehen die Weltläden. Mit viel Engagement halten die ehrenamtlich Mitarbeitenden den Weltladen in Tauberbischofsheim offen. So schaffen sie einen Absatzmarkt für die Waren der Produzenten und ihrer Lieferanten. „Dank unserer treuen Kundschaft und auch vieler Neukunden sind wir ganz gut durch die Corona-Krise gekommen“, sagt Bieber. „Ein Einkauf im Weltladen oder ein Engagement bei uns stärkt benachteiligte Produzenten im Süden, denn sie sind dringend auf den Verkauf ihrer Waren angewiesen.“
Mit der aktion #fairwertsteuer verstärken Weltläden und Kunden noch ihre internationale Solidarität. Dabei wird die Mehrwertsteuer-Absenkung nicht an die Kunden weitergegeben, sondern kommt Produzenten im Globalen Süden zugute.
Auch beim aktuellen Lockdown öffnen die ehrenamtlich Engagierten den Weltladen Tauberbischofsheim von 10 bis 13 Uhr.