Zu Besuch bei der Kreishanderwerkerschaft war Bundestagsabgeordente (MdB) Nina Warken. Folgende Informationen sind einer Pressemitteilung der Bundestagsabgeordneten entnommen.
Im Mittelpunkt des rund zweistündigen Austauschs im Haus des Handwerks in Tauberbischofsheim standen die Auswirkungen der derzeitigen Energiekrise auf das Handwerk, die Rückzahlung von Coronahilfen bei Friseuren und der Fachkräftemangel im Handwerk.
In der Einführung wies Andreas Kolban von der Handwerkskammer Heilbronn-Franken darauf hin, dass zum Handwerk rund eine Million Betriebe mit etwa 5,5 Millionen Menschen zählen und etwa 360.000 Lehrlinge im Handwerk eine qualifizierte Ausbildung erhalten. Von der Energiekriese seien vor allem das Bäcker- und Fleischerhandwerk besonders betroffen, da sowohl Backöfen als auch Kühlanlagen besonders energieintensiv sind. "Noch geht es vielen Betrieben im Handwerk gut und wir hoffen alle, dass die dunklen Wolken am Horizont an uns vorbeiziehen. Für die Baukonjunktur trüben sich allerdings die Aussichten in 2023 deutlich ein", so Kolban. Die Vertreter des Handwerks forderten von Warken, sich für günstige Versorgungsverträge der Energieversorger, insbesondere für Bäcker und Metzger, einzusetzen.
Problem mit Rückzahlung der Soforthilfen
Grundsätzlich zeigte man sich optimistisch, wenngleich die steigenden Energiekosten nicht das einzige Problem seien. Steigende Zinsen und die hohe Inflationsrate geben durchaus Anlass zur Sorge. Im Frühjahr 2020 mussten Friseure ihre Geschäfte schließen. Als schnelle Unterstützung konnten sie Soforthilfen beantragen, jetzt mussten viele diese allerdings ganz oder teilweise zurückzahlen. Warken merkte an, dass sie die Thematik kenne und bereits mit Unternehmen und dem Landeswirtschaftsministerium dazu im Austausch sei. Die rechtliche Lage sei schwierig, auch gebe es einen unterschiedlichen Umgang in den einzelnen Bundesländern damit. Sie sagte zu, sich auch weiterhin in der Sache einzusetzen.
Als drittes Problemfeld wurde der Fachkräftemangel im Handwerk besprochen. Warken berichtete, dass in den letzten Jahren bereits viel von politischer Seite vorangebracht worden sei, insbesondere mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Es vereinfache beispielsweise die Anwerbung qualifizierter Arbeitnehmer im Ausland. Wichtig sei nun, die Gesetze in der Praxis anzuwenden. So müsse etwa das Personal in den Auslandsvertretungen angehoben, die Anerkennung von Abschlüssen verbessert und die Unternehmen im Gesamtprozess mehr unterstützt werden.
Anerkennung des Handwerks
"Hätten wir mehr qualifizierte Mitarbeiter, dann könnten noch viel mehr Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen installiert werden", so Kreishandwerksmeister Michael Szabo. Fachkräfte aus dem Ausland sind für das Handwerk mittlerweile unentbehrlich geworden. Es sollte aber auch mehr ausgebildet werden, so Szabo weiter. "Ohne das Handwerk wird die Umstellung auf erneuerbare Energien nicht funktionieren", so Timo Szabo. In diesem Zusammenhang wurde auf die Gleichstellung von akademischer und gewerblicher Ausbildung hingewiesen. "Der handwerkliche Meistertitel und der akademische Bachelortitel sind seit einigen Jahren als gleichwertig anerkannt," betonte Andreas Kolban.
Das Handwerk fordere schon lange, dass sich Gymnasien auch gegenüber einer gewerblichen Ausbildung offen zeigen und nicht immer nur einseitig alles in Richtung einer akademische Karriere lenken. "Jugendliche, die Interesse an einer Ausbildung im Handwerk haben, sollten von ihren Eltern unterstützt und nicht davon abgehalten warden, eine Ausbildung im Handwerk zu machen", so die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Angelika Gold. Auch auf die weiter steigenden Anforderungen der Fachkräfte im Handwerk hat die Geschäftsführerin hingewiesen. "Wir dürfen dabei die Anforderungen an die Berufsbilder nicht nach unten Schrauben, ein Gesellenbrief ist ein Qualitätssiegel," so Gold weiter.