Gleich zwei Sitzungen des Kreistags an einem Tag hatte Landrat Christoph Schauder einberufen. Und das hatte einen guten Grund, denn die Legislaturperiode des zehnten Kreistags endete mit dem Beginn der Arbeit des elften Kreistags. Der Wähler und die Wählerin hatten am 9. Juni neben der Europa- und Kommunalwahl auch über die Zusammensetzung des neuen Kreistags entschieden, mit einigen Überraschungen.
"Ein solches Ereignis findet normalerweise nur alle fünf Jahre statt", begann Landrat Schauder seine Ansprache zur Verabschiedung des alten Kreistags. Es sei eine "sehr arbeitsintensive und spannende Zeit" für ihn und für alle gewesen. "Es macht mich stolz, dass es uns gelungen ist, ein vertrauensvolles Miteinander aufzubauen". Das Wort Vertrauen zog sich durch die ganze Rede, auch bei den vielen Projekten, die man gemeinsam beschlossen und vorangebracht hat, darunter die Sanierung des Beruflichen Schulzentrums in Wertheim oder die Beschlüsse zum Sozialetat im Rahmen der Haushaltsberatungen, wobei Schauder noch weitere Projekte nannte.
Landrat begründet die Zurückhaltung des Kreises bei der Rotkreuzklinik
Der Landrat ging auch auf die Entwicklung der Rotkreuzklinik in Wertheim ein und begründete die Zurückhaltung des Kreises. Trotzdem hatte der Kreistag einen Grundsatzbeschluss gefasst, die Stadt Wertheim bei der Rekommunalisierung in städtische Trägerschaft finanziell zu unterstützen. Wie kurz vor der Sitzung bekannt wurde, so Schauder, will nun die Stadtentwicklungsgesellschaft der Stadt Wertheim das Gebäude aus der Insolvenzmasse kaufen und in Zukunft eine Versorgung sicherstellen, sofern die Krankenkassen das Konzept akzeptieren.
Danach ging Schauder auf die kommende Legislaturperiode ein und betonte, "hier vor Ort spielt sich die Lebenswirklichkeit ab". Dies sagte er im Blick auf Entscheidungen von Bund, Land und der Europäischen Union, die direkt hier vor Ort umgesetzt werden müssen. "Eine Zusammenarbeit, die nicht auf den Bau von immer neuen ‚Luftschlössern‘ fokussiert ist, sondern sich an dem Machbaren orientiert", wünschte er sich vom neuen Kreistag.
Rainer Moritz ist seit 40 Jahren im Kreistag
Damit verabschiedete er die ausscheidenden Kreisräte und Kreisrätinnen, wobei er für jeden und jede ein paar persönliche Worte fand. Zusätzlich gab es auch Ehrungen des Landkreistags, wobei besonders die Ehrung für Rainer Moritz herausstach, der bereits seit 40 Jahren dem Gremium angehört. Die goldene Landkreistagsmedaille soll ein besonderes Zeichen der Anerkennung sein, denn sie wird nur äußerst selten verliehen.
Während Moritz als Fraktionsführer von Bündnis 90/Die Grünen weiterhin im Kreistag vertreten ist, werden die anderen fünf Fraktionen zukünftig von neuen Personen geführt, denn alle anderen sind im neuen Kreistag nicht mehr vertreten, darunter auch Manfred Schaffert, der die letzten 16 Jahre als Fraktionsvorsitzender der CDU und davor 19 Jahre als stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Er blickte auf seine Zeit im Kreistag zurück und schnell wurde deutlich, dass er in allen Fraktionen große Anerkennung fand und noch immer findet. Dies bewiesen die stehenden Ovationen am Ende seiner Rede, bei der ausnahmslos alle Mitglieder aufstanden und ihm applaudierten. Mit seiner ruhigen und analytischen Art war er oft verbindend.
Danach ging die Arbeit des neuen Kreistags mit seinen 46 Mitgliedern los, nachdem alle Mitglieder offiziell verpflichtet wurden. Zukünftig sind Udo Glatthaar (CDU), Frank Menikheim (FWV) und Thomas Kraft (SPD) die Stellvertreter des Landrats. Die neuen Fraktionsvorsitzenden sind: Joachim Döffinger (CDU), Ludger Krug (Freie Wähler), Alfred Bauch (SPD), Roland Ehrmann (AfD), Rainer Moritz (B90/Die Grünen), Stefan Kempf (FDP/BLW). Und auch die verschiedenen Ausschüsse wurden einstimmig besetzt, sodass die Sacharbeit in der nächsten Sitzung aufgenommen werden kann. Dafür dankte der Landrat ausdrücklich.
