
Vor 80 Jahren gab es große Militärbewegungen von deutschen und amerikanischen Kampfverbänden rund um Tauberbischofsheim. Die Stadt war innerhalb weniger Tage zuerst Hauptquartier der Wehrmacht und dann der 7. US-Armee. Am 2. April 1945 wurde die Stadt von den amerikanischen Truppen besetzt und erst am 16. April normalisierte sich der Tagesablauf der Tauberbischofsheimer wieder. In der letzten März-Woche bewegten sich Tag und Nacht deutsche Kampfverbände durch Tauberbischofsheim in Richtung Würzburg.

Am 30. März 1945 durchbrachen die amerikanischen Truppen die Odenwaldlinie. Der Gefechts-Aufklärungsverband des XXI. US-Corps und die 106. Cavalry-Group rückten mit Panzern und Spähwagen zur Tauberfront vor. Da entschloss sich Oberstleutnant Cord von Hobe, der Kommandeur der 212. Volksgrenadier-Division, in eigener Verantwortung, die Verbände entlang der Tauber zur Verteidigung zu gliedern.
In den Morgenstunden des 31. März 1945 wurden die Volkssturmkompanien von Tauberbischofsheim aus alarmiert. Um 7 Uhr ertönte Fliegeralarm, die gegnerischen Flugzeuge überflogen jedoch lediglich das Taubertal. Um 10 Uhr hörte man den ersten Geschützdonner und die Stadtbewohner hatten den Eindruck, dass der Infanteriekampf begonnen hatte. Das Volkssturmbataillon Tauberbischofsheim wurde alarmiert, doch in Kenntnis der heiklen Gefechtslage zogen es die Volkssturmmänner vor, nicht auszurücken. Zur gleichen Zeit zog die Kampfgruppe Werner in Richtung Tauberbischofsheim ab und erhielt den Befehl, zwischen den Einheiten der 212. Volksgrenadierdivision Stellung zu beziehen.

Die Sprengung der Tauberbrücke durch eine Pioniereinheit, die die vorrückenden US-Truppen aufhalten sollte, misslang, da die Sprengstoffladung zu schwach war. Erst Wochen später, im Mai 1945, wurde diese Sprengladung an der Tauberbrücke durch den Pionierzug des 253. US-Infanterie-Regiments entfernt.
Gegen 11 Uhr rückten die ersten amerikanischen Panzer der 7. US-Armee im Westteil von Tauberbischofsheim ein. Die Maschinengewehre der Panzer und Militärfahrzeuge waren zur Absicherung der Kolonne auf die Häuser beider Straßenseiten gerichtet. Rasch fuhren sie durch die Hauptstraße und trafen nur im Ostteil der Stadt auf schwachen Widerstand einer Abteilung von Sanitätssoldaten aus Würzburg. Die Wehrmachtssoldaten auf dem rechten Tauberufer wurden vom Sprait her unter Artilleriefeuer genommen, die amerikanische Infanterie schwärmte aus und besetzte das östliche Tauberufer. Die Einwohner der Stadt leisten keinen Widerstand.

Durch die zahlreichen Granateinschläge wurden in der Innenstadt einige Häuser in Brand geschossen oder erheblich beschädigt. Eine Granate traf ein Haus in der Julius-Berberich-Straße, wobei acht Personen, die im Keller Schutz gesucht hatten, umkamen. Als am Nachmittag die Bevölkerung wieder aus den Häusern kam, konnte sie die Übermacht der amerikanischen Truppen sehen. Am gleichen Nachmittag wurden die ersten Anordnungen der amerikanischen Militärregierung durch die "Ortsschelle" bekannt gegeben. In der Bahnhofstraße, in der Richard-Trunk-Straße und im Grabenweg wurden die ersten Häuser für die Unterbringung von amerikanischen Truppen beschlagnahmt.
In der Nacht zum Ostersonntag und in den folgenden Tagen vernahm man von Süden her fortgesetzten Geschützdonner. Von 18 Uhr bis 5 Uhr morgens durfte die Bevölkerung die Stadt nicht betreten.

Am 1. April 1945 rückte das 99. US Chemical Mortar-Battalion (Mörser Bataillon) von Dienststadt aus zusammen mit Einheiten der 4. US-Infanterie-Division in Tauberbischofsheim ein. Landrat Klaus Tellenbach und der Kommissar der Gendarmerie wurden von den Amerikanern verhaftet. Am 2. April 1945 verlegte die 4. US-Infanterie-Division unter dem Kommando von Generalmajor Harold W. Blakeley ihren Stab und Gefechtsstand nach Tauberbischofsheim und zog einen Tag später nach Kirchheim weiter. Bis zum 2. April wurden die in Gefangenschaft geratenen Wehrmachtssoldaten im Garten zwischen dem Haus Berberich und der Kinderschule und danach im Garten des Landratsamtes (Riedernhof) untergebracht. Am 3. April 1945 wurden die Geschäfte in der Stadt von der Stadtverwaltung angewiesen, bis zur endgültigen Regelung Waren gegen Marken oder Karten abzugeben. Die Beisetzung der Opfer der Kampfhandlungen vom 31. März - 45 Soldaten und acht Zivilisten - erfolgte am 4. April auf dem Tauberbischofsheimer Friedhof. Ab dem 16. April 1945 "normalisierte" sich wieder der Tagesablauf in der Kreisstadt und viele Firmen nahmen wieder ihren Betrieb auf.