
Die Liebe hat viele Facetten. Jana Baumeister kennt sich damit aus. Von Liebe, Lust und Leidenschaft handelten die Arien aus berühmten Mozart-Opern, die die Sopranistin in der Stadthalle Tauberbischofsheim präsentierte. Der Auftritt der ehemaligen Schülerin des Matthias-Grünewald-Gymnasiums war einer der Höhepunkte beim gemeinsamen Konzert mit Grünewald-Orchester Tauberbischofsheim und Kammerorchester Bad Mergentheim.
Jana Baumeister legte 2007 das Abitur ab. Seitdem hat sie eine beeindruckende musikalische Karriere hingelegt. 2014 debütierte sie auf der Seebühne der Bregenzer Festspiele. Seit der Spielzeit 2014/15 ist sie festes Ensemblemitglied am Staatstheater Darmstadt. Zuletzt sang sie die Pamina in Mozarts Zauberflöte am Salzburger Landestheater. Dass die mittlerweile berühmte Künstlerin an die alte Wirkungsstätte zurückkehrte, war Claudia und Felix Krüger zu verdanken. Der Coup der beiden Musiklehrer bescherte dem Publikum ein zauberhaftes Hörvergnügen.
Ausnahmekünstlerin stürzt die Zuhörer in ein Wechselbad der Gefühle
Mit Bravour stellte Jana Baumeister ihre Wandlungsfähigkeit unter Bewies. Himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt: Die Ausnahmekünstlerin stürzte die Zuhörer in ein Wechselbad der Gefühle. Eine bittere Klage über den abweisenden Geliebten war Paminas Arie "Ach ich fühl's, es ist verschwunden" aus der "Zauberflöte". Sehnsuchtsvoll auf die endgültige Vereinigung harrte dagegen Susanna in der "Hochzeit des Figaro". Die Arie "Giunse al fin il momento" brachte die Ungeduld der Wartenden zum Ausdruck. Gräfin Almaviva klagte stattdessen über ihr verlorenes Glück mit ihrem Mann: "Dove sono i bei momenti". Despina, das Kammermädchen in "Cosi fan tutte", konnte solchem Herzschmerz wenig abgewinnen. Der Wankelmut der Männer verdiene Trauer nicht, meinte sie in der Arie "In uomini in soldati".

Das Konzert eröffneten Grünewald-Orchester und Kammerorchester mit Benjamin Brittens "Simple Symphony". Die Entstehungsgeschichte des als "Bubenspaß" bezeichneten Werkes brachte der Komponist einmal selbst auf den Punkt. Im Alter von zwanzig Jahren habe er in seinen alten Schrank geblickt und dort durchaus brauchbares Material gefunden. Er wertete es aus, brachte es in eine passende Form und verwandelte das Material in eine "Simple Symphony". Sprechend sind die Satzbezeichnungen: "Boisterous Bourrée" (ungestüme Bourrée), "Playful pizzicato" (spielerisches Pizzicato), "Sentimental Saraband" (sentimentale Sarabande) und "Frolicsome Finale" (ausgelassenes Finale).
Musiker haben in der Zwangspause nichts verlernt
Benjamin Brittens unter dem Einfluss der Wiener Klassik entstandene Symphonie korrespondierte trefflich mit Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie A-Dur, KV 201. Die heitere und zugleich bemerkenswert fein gearbeitete Symphonie Nummer 29 bildete ein wahrhaft gut gelauntes Konzertfinale. Beseelt eingesetzte Streicher und zart untermalende Hörner machten deutlich, dass das Werk Liebhabern als das schönste und schwärmerischste des frühen Mozart gilt. Die unbändige rhythmische Kraft des Finalthemas riss die Zuhörer zu Beifallsstürmen hin.
Die Begeisterung offenbarte das Offensichtliche: Auf solche Musik hat das Publikum wegen Corona lange verzichten müssen. Alle, die gekommen waren, freuten sich über den lang vermissten Kulturgenuss. Gleichzeitig war Dirigent Felix Krüger und seinen beiden Orchestern die Spielfreude anzumerken. Nach Monaten der verordneten Untätigkeit durften sie sich wieder der Öffentlichkeit präsentieren. Wohltuend war es zu vernehmen, dass die Musiker in der Zwangspause nichts verlernt haben.
Eines wurde nach dem Konzert in der Stadthalle aber auch klar: Kultur, musikalische noch dazu, ist eben doch systemrelevant.