„Stumm, vergessen und unbekannt, das sind die Frauen der Reformationszeit, mit Ausnahme vielleicht von Luthers Frau Katharina von Bora, über lange Jahre gewesen.“ So stellte Schuldekanin Cornelia Wetterich in ihren Begrüßungsworten beim Bezirksfrauentag die bisherige Situation in Gegensatz zum Thema des Tages „Mutig, klug und überzeugend – Frauen der Reformation“ vor.
Und so wie vor 500 Jahren sei es für Frauen heute eine Zeit des Umbruchs, einer Zeit der Herausforderungen. So wünschte Cornelia Wetterich den Anwesenden, dass die Begegnung mit den Frauen von damals sie auch heute inspiriere, mutig, klug und überzeugend Kirche und Gesellschaft mitzugestalten. Ursula Förstel und Gardis Jacobus-Schoof, die Verfasserin des Textes, zeichneten als erstes in Dialogform ein etwa einstündiges Lebensbild der Barbara von Wertheim. Dazu las, nach einigen Lautenklängen, „Barbara“ zwei ihrer Briefe, die Erich Langguth ins heutige Deutsch übertragen hatte.
Geboren im Jahre 1500 als Barbara von Limburg-Gaildorf, kam sie 1522 durch Johannes Brenz mit reformatorischem Gedankengut in Berührung. 1525 erlebte sie den Bauernaufstand in Gaildorf, der sie offenbar schwer berührte, da sie sich auch noch als„vormundschaftliche Regentin“ (für ihren zweijährigen Sohn Michael III. nach dem frühem Tod ihres Mannes Georg II.) stets um ihr „armes Volk“ bemühte; im Jahre 1537 führte sie die Reformation in Breubach ein (13 Jahre nach der Einführung der Reformation in Wertheim durch ihre Mann) und erwartetet von den Pfarrern, dass sie ein untadeliges Leben führten. Fünf Jahre vor ihrem Tod 1561 starb ihr Sohn Graf Michael III., wodurch die männliche Linie der Grafen von Wertheim endete; ihre Tochter Barbara lebte noch bis 1600.
Nach dem Kaffeetrinken im Stiftshof verkörperte dann zunächst Christa Wittmann (die dankenswerterweise als katholische Frau diese Rolle übernommen hatte) die 1467 geborene Caritas Pirckheimer. Caritas behielt als Äbtissin im Kloster St. Klara in Nürnberg ihr Amt trotz großer Schwierigkeiten von außen bei; die katholische Beichte und Messe wurde damals vom Rat der Stadt den Nonnen verwehrt, sie sollten bürgerliche Kleidung statt des Habits tragen und anderes mehr.
Nach einem Gespräch mit Philipp Melanchton 1525 hatten die Schwestern um Caritas Pirckheimer dann aber weitgehend ihre Ruhe.
Felicitas von Selmenitz (1488 - 1558) geb. von Münch, hatte kein allzu leichtes Leben. Nach nur zwölf Jahren Ehe wurde ihr Mann Wolf von Selmenitz 1519 wegen einer Familienfehde ermordet. Von ihren sieben Kindern blieb nur ihr Sohn Georg am Leben, der später in Wittenberg studierte. Sie selbst kam durch Thomas Müntzer mit dem reformatorischen Gedankengut in Berührung und begann daraufhin, die Heilige Schrift zu studieren. Und ihr Fingerzeig, den sie an vielen besonders wichtigen Bibelstellen gemacht hatte, ist noch heute berühmt als „der Fingerzeig der Felicitas“.
Im abschließenden Abendmahlsgottesdienst mit Pfarrerin Heike Dinse, der wieder in der Stiftskirche stattfand, kam dann noch Lydia, die Purpurhändlerin zu Wort, von der in der Apostelgeschichte erzählt wird. Ingrid Kachel, Vorsitzende des Arbeitskreises der Bezirksfrauenarbeit, die schon zu Beginn die Anwesenden aus dem ganzen Kirchenbezirk begrüßt hatte, dankte am Ende alle Frauen, die diesen Tag mit vorbereitet hatten.
Die Kollekte an diesem Tag war für „Frauen helfen Frauen“ bestimmt und ergab 320 Euro.