Die Volksbank Main-Tauber wird einige Filialen schließen. Betroffen sind hauptsächlich Kleinstellen mit Teilöffnungszeiten, auf denen fast ausschließlich Zahlungsverkehr abgewickelt wurde, heißt es in einer Pressemitteilung der Bank. Filialen mit hoher Beratungsfrequenz würden hingegen sogar ausgebaut, teilt die Volksbank mit.
Nach umfangreichen Analysen der Marktsituation habe sich die Geschäftsführung der Volksbank Main-Tauber eG entschlossen, die Filialstruktur der Genossenschaftsbank „den aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen“. Im Zuge dieses Prozesses würden mancherorts Filialen gestärkt oder sogar neu gebaut, teilt die Volksbank mit. An anderen Standorten habe sich die Bank dafür entschieden, aufgrund des geänderten Kundenverhaltens „die lokale Präsenz zukünftig zurückzufahren“.
Negative Einflussfaktoren
„Die aktuellen Rahmenbedingungen sind für regionale Primärbanken alles andere als günstig“, so der Vorstandsvorsitzende Michael Schneider.
Ausufernde Regulatorik, steigender Konkurrenzdruck durch Online-Banken und die anhaltende Niedrigzinsphase, die in der Geschichte ihresgleichen sucht, seien nur einige von zahlreichen Einflussfaktoren, die sich heute negativ auf das wirtschaftliche Umfeld von Banken auswirken. „Wir sind heute mehr denn je gezwungen, sowohl die Ertragsseite, als auch die Aufwendungen unseres Hauses ganz genau im Blick zu behalten“, wird der Vorstand in der Pressemitteilung zitiert.
Schneider wies in diesem Zusammenhang auch darauf hin, dass man sich als Genossenschaftsbank immer auch der Verantwortung gegenüber seinen Mitgliedern in ihrer Eigenschaft als Eigentümer der Bank bewusst sein müsse.
Aus diesem Grund betrachte man es seitens der Geschäftsführung als Verpflichtung, die langfristige wirtschaftliche Entwicklung der Bank im Blick zu haben. Es gelte, die Zukunftsfähigkeit der größten regionalen Genossenschaftsbank im Main-Tauber Kreis in den Fokus des Handelns zu rücken. „Diese Konstellation führt aktuell zu einem Spagat zwischen dem klaren Bekenntnis zur Präsenz in der Fläche einerseits und der betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit andererseits“, erläuterte Michael Schneider.
Vor dieser Ausgangslage habe man die Standorte der Bank genau unter die Lupe genommen und eingehend überprüft.
Letztlich entscheidendes Kriterium sei das Verhalten der Kunden, das sich in den letzten Jahren sichtlich verändert habe. „Die Zeiten, in denen Kunden wegen jeder Überweisung in die Filiale kamen, sind vorbei“, sagt Mario Neckermann, Leiter Markt der Volksbank Main-Tauber. Im Zuge der Digitalisierung stünden den Menschen mittlerweile viele Möglichkeiten der Kommunikation mit ihrer Bank offen.
Wie man im Rahmen einer großen Kundenbefragung festgestellt habe, sei für über 90 Prozent der Kunden bei beratungsintensiven Finanzdienstleistungen nach wie vor der persönliche Kontakt zum Berater das Mittel der Wahl. Hier würden zunehmend die größeren Filialen und Hauptstellen der Bank frequentiert.
Bei alltäglichen Bankgeschäften des Zahlungsverkehrs aber, wie einer Überweisung oder einem Kontoauszug, bevorzugen die meisten Kunden heute Online-Kanäle. Das Aufrechterhalten schwach frequentierter Standorte sei betriebswirtschaftlich einfach nicht zu verantworten, argumentiert der Vorstand.
Dagegen werde man in besonders verkehrsgünstig gelegene Standorte mit hoher Beratungsfrequenz sogar investieren, wie die Beispiele aus Nassig, Urphar und Bad Mergentheim verdeutlichen, wo umfangreiche Baumaßnahmen bereits umgesetzt wurden, oder unmittelbar bevorstehen. Vor diesem Hintergrund seien vor kurzem auch die Hauptstelle in Wertheim und die Filiale in Bestenheid modernisiert worden.
Gespräche im Vorfeld
Im Vorfeld der Filialschließungen habe man in den letzten Wochen das Gespräch mit Kommunalpolitikern, Multiplikatoren und Vertretern der Ortschaften gesucht. Man sei überwiegend auf Verständnis gestoßen.
Auch hinsichtlich der Bedenken bezüglich der Versorgung von Senioren mit Bargeld und Bankdienstleistungen habe man einen Konsens erzielt: Die Bank werde einen entsprechenden Service zur Verfügung stellen. „Wir bekennen uns zur Präsenz in der Fläche und dem persönlichen Kontakt zu unseren Kunden – stehen aber unseren Mitgliedern und Mitarbeitern gegenüber auch in der Verantwortung, die Zukunftsfähigkeit unseres Hauses durch betriebswirtschaftliche Umsicht und Vernunft zu sichern“, wird der Vorsitzende Michael Schneider zitiert.
Betroffene Filialen
Aus- und Neubau: Nassig, Neubau 2015; Urphar, Neubau 2016/17; Bad Mergentheim, Ausbau 2016/17;
Schließungen:
Wertheim: Wartberg, Dörlesberg (01.01.2017), Bettingen (nach Eröffnung des Neubaus in Urphar)
VG Kreuzwertheim: Filiale Schollbrunn, Hasloch (01.09.2016);
Boxberg: Filiale Schwabhausen (01.01.2017);
Freudenberg: Filiale Rauenberg (01.01.2017);
Külsheim: Filiale Hundheim (01.01.2017);
Hardheim: Filiale Hardheim (01.01.2017).