
Große Gitarrenkunst: Das erlebten die Zuhörer beim Konzert mit dem Quartett „Saitensprünge“ im Rienecksaal. Ehemalige Schüler der Schule für Musik und Tanz im Mittleren Taubertal spielten zusammen mit ihrem Lehrer Jochen Kaiser Werke von Vivaldi bis Perosini. Veranstalter war der Kulturverein.
Das Gitarrenquartett „Saitensprünge“ gibt es eigentlich erst seit ein paar Monaten. Und doch machen Verena Kossowski, Achim Schweizer, Jonas Stasch und Jochen Kaiser handgemachte Musik von höchster Virtuosität. Kennengelernt haben die Vier sich bereits vor 14 Jahren. Damals absolvierten Kossowski, Schweizer und Stasch eine Ausbildung an der Konzertgitarre bei Musikschullehrer Jochen Kaiser.
Während ihrer Musikschulzeit erspielten Verena Kossowski, Achim Schweizer und Jonas Stasch zusammen sieben Landespreise beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, darunter auch ein gemeinsamer Preis als Trio in der Kategorie Kammermusik. Im breit gefächerten Repertoire sind alle Epochen des klassischen Bereichs sowie Folk und Popularmusik vertreten. Beim Konzert im Rienecksaal demonstrierte das Quartett eindrucksvoll die ganze Bandbreite seiner Kunstfertigkeit.
Abwechslungsreich gestaltete sich schon der Beginn. Das Quartett spielte eine Suite nach Themen aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Das Arrangement von Wolfgang Gast fügte bekannte Themen aus „La Primavera“ (Der Frühling), „La Caccia“ (Die Jagd) und „L‘ Autunno“ (Der Herbst) kunstvoll zusammen.
Barocke Klangvielfalt entfaltete auch Christian Friedrich Witts „Suite“. Sie entstammte dem umfangreichen kammermusikalischen Werk des Hofkapellmeisters in Gotha und wurde für drei Gitarren und Bassgitarre bearbeitet.
Mit Johann Pachelbels „Kanon D-Dur“ brachte das Gitarrenquartett die mit Abstand populärste Komposition des barocken Tonkünstlers zur Aufführung. Die Harmonie-Folge über einer permanent wiederholten Bassfigur (Ostinato) wird auch als Pachelbel-Schema bezeichnet und findet quer durch alle Musikrichtungen immer wieder Verwendung.
„Der einzige Grund, warum die Feier nicht zu einem Fiasko wurde, war Händels Musik.“ So beschrieb ein Chronist die desaströsen Umstände bei der Uraufführung von Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“. Die Darbietung des Gitarrenquartetts machte deutlich, warum es keiner pyrotechnischen Knalleffekte bedarf, um Händels Musik zum Leuchten zu bringen.
Ein gern gehörter Ohrwurm ist auch Luigi Rodolfo Boccherinis „Streichquintett op. 11 Nr. 5“. Das Gitarrenquartett spielte „Menuett“ und „Trio“ aus dem berühmten Werk des italienischen Komponisten und Cellisten der vorklassischen und klassischen Epoche in einer Bearbeitung von Jürg Kindle.
Mit Ferdinando Carulli wandte das Gitarrenquartett sich nach der Pause einem der wichtigsten Komponisten des beginnenden 19. Jahrhunderts zu. Die Vier brachten drei Sätze aus dem „Quartett für vier Gitarren op. 21“ zur Aufführung. Die Besonderheit dabei war die Besetzung für zwei Terzgitarren und zwei Primgitarren.
Während Terzgitarren hauptsächlich zu Carullis Zeiten Verwendung fanden, kommt heute die „Normalgitarre“ mit Kapodaster im dritten Bund zum Einsatz.
Im Bereich der zeitgenössischen Kammermusik ist Bruno Szordikowski anzusiedeln. Seine Suite „Irish Dreams“ verarbeitete typisch irische Melodien, Harmoniefolgen und Rhythmen zu einer abwechslungsreichen Folge irischer Tanzstücke.
Die zum Abschluss vorgetragenen Kompositionen von Guy Bergeron und Edoardo Perosino verbanden folkloristische und popularmusikalische Elemente zu eingängigen Musikstücken. Elemente aus Jazz und Rock flossen mit ein.