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Tauberbischofsheim
Viele "Schmetterlinge im Bauch"
Viel Spott für den Adel und die Männer gibt es in der Inszenierung der Badischen Landesbühne nach Goldonis Komödie „Mirandolina“.
Foto: Felix Röttger | Viel Spott für den Adel und die Männer gibt es in der Inszenierung der Badischen Landesbühne nach Goldonis Komödie „Mirandolina“.
Bearbeitet von Felix Röttger
 |  aktualisiert: 25.06.2024 02:50 Uhr

Die heute noch beliebte Komödie „Mandolina“ von Carlo Goldoni, die 1751 in Venedig uraufgeführt wurde, entstaubte Arno Retzlaff für die Badische Landesbühne. Mit einer neuen Übersetzung von Herbert Kreppel bot er für die  gut besuchte Freilichtaufführung auf dem Schlossplatz in Tauberbischofsheim beste Unterhaltung mit Karaoke-Gesang von „Welcome, bienvenue“, der unsterbliche Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe, über die roten Lippen, die zum Küssen da sind, bis zu Freddy Mercurys „We are the champions“. Ines Unser besorgte das Bühnenbild und die typgerechten Kostüme. Nicht immer zündeten die Slapsticks und gelegentlich lief die Situationskomik ins Leere.

Zum Plot: Die unwiderstehliche florentinische Gastwirtin Mirandolina verzaubert jeden Mann, der ihr begegnet, sei es der Graf von Forlipopoli oder der Baron von Albafiorita. Sie zeigt beiden die kalte Schulter, nutzt aber geschickt die Avancen der Männer zu ihrem eigenen Vorteil. Dies betrübt ihren Diener Fabrizio, der ebenfalls um ihre Gunst buhlt. Nur der frauenfeindliche Herr von Ripafratta schafft es, Mirandolinas Selbstbewusstsein herauszufordern. Mit weiblicher List und ihren Kochkünsten versucht sie alles, um den Macho zu beeindrucken.  Als der einstige Frauenfeind sich tatsächlich in sie verliebt, weist Mirandolina ihn kühl ab. Wie es sich für eine Komödie gehört, heiratet die Gastwirtin zum Happy End triumphierend ihren treuen Kellner Fabricio.

Viel Spott für den Adel und die Männer gibt es in der Inszenierung der Badischen Landesbühne nach Goldonis Komödie „Mirandolina“.
Foto: Felix Röttger | Viel Spott für den Adel und die Männer gibt es in der Inszenierung der Badischen Landesbühne nach Goldonis Komödie „Mirandolina“.

Nur unwesentlich beeinträchtigt wurde die Aufführung durch den krankheitsbedingten Ausfall von Thilo Langer, für den Douglas Brown die Rolle des Fabricio übernahm. Bis zur Pause schaffte es der zum Ensemble des Jungen Theaters der Landesbühne gehörende Nachwuchs-Schauspieler sogar, ohne Textbuch in den Händen den bewegungsfreudigen Kellner mit viel Spielwitz zu verkörpern. Im Mittelpunkt stand Madeline Hartig als verführerische Gastwirtin, die allen leidenschaftlichen Avancen ihrer Verehrer mit natürlichem Charme augenzwinkernd die kalte Schulter zeigte. Fast schon zur Karikatur geriet die Zeichnung des verarmten Grafen Forlipopoli, der mit leerer Geldbörse von einer Verlegenheit in die andere stolperte.

Martin Behlert spielte den adligen Schmarotzer mit der gebotenen Mischung von Verzweiflung bis Übermut. Bares im Überfluss setzte dagegen der neureiche Baron von Albafiorita ein, den Lukas Maria Redemann als gutmütiger Lebemann glaubhaft verkörpert. Als Gegenspieler Mirandolinas gibt Frank Siebers unaufgeregt und souverän den eingefleischten Junggesellen Herrn von Ripafratta, für den die Frauen ein rotes Tuch sind. Ihm gelingt es überzeugend, in die Falle seiner Gastgeberin zu tappen und plötzlich mit „Schmetterlingen im Bauch“ von Emotionen überwältigt zu werden. Reichlich überzeichnet wurden die Rollen des Schauspieler-Duos Ortensia und Deianira, die von Cornelia Heilmann und Nadine Pape mit viel Kontaktaufnahme zum Publikum gespielt wurden. Da wirkten manche komische Szenen wie im Stegreiftheater Goldonis, ohne das damit nicht vertraute Publikum genügend mitzunehmen. Insgesamt gab es dennoch den verdienten Beifall für eine temperamentvolle Inszenierung.

 
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